X-Men Sonderheft 38: Astonishing X-Men: Die Hochzeit des Jahres (Comic)

Marjorie Liu
Astonishing X-Men: Die Hochzeit des Jahres
X-Men Sonderheft 38
(Astonishing X-Men 48-51, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Dustin Weaver und Rachelle Rosenberg
Zeichnungen von Mike Perkins, Andrew Hennessy, Andy Troy u.a.
Panini, 2013, Heft, 100 Seiten, 6,95 EUR

Von Irene Salzmann

Nachdem sich die X-Men in zwei Lager spalteten, eines angeführt von Cyclops, das andere von Wolverine, hat es viele Veränderungen gegeben. Wolverine baute das zerstörte Xavier-Institut wieder auf, an der junge Mutanten auf ihr Leben in einer feindlichen Welt vorbereitet werden sollen. Zu den Lehrern, die ihn dabei unterstützen, zählen unter anderem Gambit und Northstar.

Die Story beginnt mitten in der laufenden Handlung und zeigt, wie Northstar durch ein unterirdisches Tunnelsystem läuft, auf der Suche nach seinem Gefährten Kyle, gejagt von seinen Kameraden. Was ist passiert? Wer sind die Guten, wer die Bösen? Die Antworten auf alle Fragen geben regelmäßige Rückblenden, die teils einem neuen Konflikt der X-Men, teils den persönlichen Problemen von Northstar gewidmet sind: Ein unbekannter Gegner manipuliert einige alte Feinde, gibt seine Identität jedoch nicht Preis. Es gelingt ihm sogar, Karma dazu zu bewegen, sich gegen ihre Freunde zu wenden und eine verhängnisvolle Ereigniskette in Gang zu setzen, die von ihnen allen viel fordert. Kann Northstar Kyle, der als Außenstehender zu einem Spielball der Mutanten wurde, retten?

Die beiden jungen Männer sind nach einigem Hin und Her zusammengezogen, und Jean-Paul macht Kyle einen Antrag. Dieser ist jedoch im Zweifel, ob ihre Beziehung wirklich eine Zukunft hat, da sein Partner immer wieder den Belangen der X-Men Priorität einräumen muss und ihm nicht richtig zuhört, wenn Probleme zur Sprache gebracht werden. Tatsächlich ist aber auch Jean-Paul unsicher, da ein Leben mit ihm für Kyle bedeutet, dass er immer wieder in Gefahr geraten kann, weil Feinde ihn als Druckmittel einsetzen. Etwas länger benötigt Jean-Paul, um zu begreifen, dass er mehr auf seinen Gefährten eingehen muss, der als ‚normaler‘ Mensch eine andere Einstellung zu vielen Dingen hat.

Während die Rahmenhandlung – der Kampf der X-Men gegen Unbekannt – nicht zum Abschluss gebracht wird und viele Fragen offenlässt, wird dem sich liebenden Paar ein Happy End vergönnt, wie es zuvor bereits Spider-Man/Peter Parker und MJ Watson, Cyclops/Scott Summers und Madelyn Prior beziehungsweise Jean Grey sowie einige andere erleben durften. Neu ist, dass sich erstmals ein homosexuelles Paar in einem (Superhelden-)Comic das Ja-Wort gibt (allein der Funny „Archie“ war diesbezüglich etwas schneller), wenngleich Jean-Paul und Kyle nicht die einzigen sind, die sich in den vergangenen Jahren geoutet haben. Zu nennen wären noch Rictor und Shatterstar („X-Force, Vol. 1“), Wiccan und Hulkling („New Avengers“), Apollo und Midnighter („Authority“); Batwoman gibt Frauen den Vorzug, während Vampirella bisexuelle Tendenzen zeigt – um nur einige Beispiele zu nennen.

Lange tabuisiert, findet Homosexualität inzwischen eine breitere Akzeptanz, und auch die Gesetzgebung sorgt dafür, dass Personen, die sich zu ihrer Neigung bekennen, nicht länger ausgegrenzt werden, sondern auf eine Gleichbehandlung hoffen dürfen. So glatt wie im Comic dürfte es in der Realität dennoch für den Einzelnen nicht ablaufen, denn alte Zöpfe lassen sich nicht so schnell abschneiden. Dennoch, in einem Land, das geprägt ist von verschiedenen Ethnien und Sprachen mit einer hohen Analphabeten-Ziffer, in dem Comics mehr gelesen werden als Bücher und folglich meinungsbildend wirken, setzt dieser Band Akzente und wirbt für mehr Toleranz.

Die Illustrationen könnten durchaus hübscher sein, da die Charaktere etwas kantig erscheinen, man kann sich aber mit dem Stil arrangieren.

Das „X-Men Sonderheft“ 38 ist ein interessanter, innovativer Band, was die innere Handlung betrifft, aber nicht völlig befriedigend, hinsichtlich der äußeren. Die Zeichnungen sind Geschmackssache. Man sollte ein wenig darin blättern, um sicher zu sein, ob er den Nerv trifft, denn die Fortsetzung ist notwendig, will man erfahren, wer das Team angegriffen hat.