Tony DiTerlizzi: Die Suche nach WondLa (Buch)

Tony DiTerlizzi
Die Suche nach WondLa
(The Search for WondLa, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Bettina Bach und Andrea O'Brien
Titelgestaltung von basic-book-design unter Verwendung einer Illustration von Tony DiTerlizzi
Illustrationen im Innenteil von Tony DiTerlizzi
cbj, 2011, Hardcover, 512 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-570-15386-4

Von Britta van den Boom

Eva Neun wächst in einem unterirdischen Refugium unter der Obhut des Roboters Muddr auf. Alles, was sie lernt, hat den Sinn, sie auf ein Leben an der Oberfläche vorzubereiten. Doch als der Tag kommt, an dem sie das Refugium unter katastrophalen Umständen verlassen muss, ist nichts so, wie man es ihr beigebracht hat. Die ganze Welt mit ihrer wilden Fauna und Flora ist vollkommen fremd – und Eva Neun darin der einzige Mensch.

Auch wenn Überleben die vordringlichste Aufgabe ist, geht es bei der Reise von Eva Neun doch um viel mehr: Sie will herausfinden, was mit den anderen Menschen geschehen ist und wie sie ihren Platz in dieser Welt finden kann. Dabei flieht sie vor tödlichen Verfolgern, findet aber auch Freunde und Verbündete, die ganz anders sind, als sie es sich je erträumt hätte.

Es gibt keinen besseren Grundgedanken in einem Jugendbuch, als mit der Protagonistin gemeinsam eine Welt zu erforschen, die fremd und exotisch ist, in der alles neu und spannend scheint. Jede Verwirrung, jedes Staunen kann der Leser mit dem Mädchen Eva Neun teilen – und DiTerlizzi, der den Leser mit seinen „Spiderwick-Geheimnissen“ bereits in eine andere Welt voller Sonderbarkeiten entführt hatte, spart nicht mit glanzvollen Fremdartigkeiten, präsentiert sogar eine eigene und für Eva Neun anfangs unverständliche Sprache.

Gerade der erste Teil des Buches ist dadurch faszinierend und lockt einen immer weiter durch die Seiten – was ist jenseits des Refugiums, was hinter dem Wald und dem See, was in der nächsten Stadt? Die Suche nach sich selbst und ihrer Vergangenheit ist dabei eine ebenso große Motivation für Eva Neun, wie die Flucht vor ihrem Verfolger, dem Jäger Biestiel. Der allerdings taucht mit schönster Regelmäßigkeit auf, wann immer die Reisenden etwas zur Ruhe kommen, und dient somit als ein letztlich arg überstrazapiertes Mittel, um Spannung und Tempo in die Geschichte zu bringen.

Im zweiten Teil des Buches werden diese durch ihn repräsentierten Gefahren und andere, eingestreute Bedrohungen fast eher lästig, als dass sie der Story gut tun. Ein weiterer, mit dem Verfolger und seinen Auftraggebern verknüpfter Punkt, ist die große Grausamkeit, die sie an den Tag legen. Wenn ein Baby einer vorher als intelligent und empfindsam beschriebenen Art vor den Augen von Eva Neun getötet und präpariert wird, stellt sich zwangsweise die Frage, für welche Altersgruppe „Die Suche nach WondLa“ – trotz der recht großen Schrift – wohl gedacht ist und wie angemessen solche Darstellungen sind.

Als Gegengewicht tauchen dann sehr emotionale, fast schon pathetische Szenen auf, in denen die Protagonisten sich wiederholt bezeugen, wie wunderbar sie alle sind. Vielleicht ist es dieses Wechselbad, das es dem Leser nicht immer einfach macht, sich ganz auf die Geschichte und die Figuren einzulassen. Da das Buch mit einem Cliffhanger endet, kann man sich auf die Fortsetzung und eine vielleicht etwas entspanntere Weiterführung der Geschichte freuen, die letztlich zu einer Trilogie wird.

Uneingeschränkt schön sind auf jeden Fall die Illustrationen von Tony DiTerlizzi, die jedes Kapitel mit einer Doppelseite einleiten. Zwar verraten die Bilder zuweilen etwas viel von dem, was auf den nächsten Seiten zu erwarten ist, doch sind sie so herrlich gezeichnet, so detailreich, ausdrucksvoll und stimmig, dass man ihnen das gerne nachsieht. Hinzu kommen noch einseitige Illustrationen, die stets genau die Situation einfangen. Dazu passend ist der Schutzumschlag des Hardcovers gestaltet, so dass man mit „Die Suche nach WondLa“ ein wirklich schönes Buch in der Hand hält. Als besonderes Extra ist es möglich, die Reise von Eva Neun auf einer dreidimensionalen und interaktiven Karte auf einer Website nachzuvollziehen, wofür allerdings eine Webcam nötig ist.