Simon R. Green: Das Haus der Seelen (Buch)

Simon R. Green
Das Haus der Seelen
(Ghost of a Smile)
Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Picard
Titelillustration von Sophie Freiwald
Bastei Lübbe, 2013, Taschenbuch, , 270 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20703-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Sie sind das jüngste Team des Carnacki Instituts. Immer wenn irgendwo die Sache am Kochen ist, wenn Geister sich manifestieren, Untote umgehen oder man schlicht Jemanden braucht, der ersetzbar ist, werden sie an die Front im Kampf gegen das Dunkle entsandt. Sie, das sind JC, ihr vom Göttlichen berührter und seitdem mit besonderen, strahlenden Augen versehener Anführer, der in den Taschen seiner Jacke immer so allerlei wirksame und höchst verbotene Waffen mit sich herumträgt, dazu Kim, ein Geist der in JC verliebt ist, die NERD Melody und der Telepath Happy.

Mit der Räumung einer lang verlassenen Fabrikhalle machen sie sich warm, dann ereilt sie der Ruf ihrer Oberen. Mitten in London befindet sich ein Gebäude, in dem ein Multi medizinische Forschungen betreibt – betrieben hat trifft es besser, denn es ging etwas schief; gewaltig schief. Eine Einheit der Polizei verschwand ebenso spurlos wie eine Spezialtruppe, jetzt haben die Mächtigen an der Spitze des Konzerns ausdrücklich das Carnacki Institut angefordert, um der Bedrohung auf die Spur zu kommen. Kaum im Gebäude angekommen, wird unsere Truppe von Geistern bedrängt, stößt man auf verlassene Forschungsplätze, an denen das Undenkbare untersucht wurde. Man wollte Menschen zu Göttern machen – und hatte dummerweise Erfolg dabei. In jedem Stockwerk des Gebäudes erwartet ein anderes Horrorszenario unsere Helden, müssen diese sich mit Chupze und ihren ganz besonderen Fähigkeiten an den Gegnern messen. Dass und wie sie dann verschaukelt werden, was und wer sich wirklich hinter den Vorgängen versteckt, darf hier nicht verraten werden, sonst wäre die Spannung dahin...

Was hat Simon Green nicht für tolle Ideen. Neben einigen humorvollen Einzel-Romanen aus dem Bereich der Fantasy (dt. bei Piper) hat er sich mit seinen beiden „Todsteltzer“-Zyklen (dt. bei Bastei Lübbe) in die Herzen der Space-Opera-Fans geschrieben, mit Shaman Bond (dt. bei Bastei Lübbe) eine eigenwillige, übernatürliche „James Bond“-Persiflage kreiert und in der Nightside (dt. bei Feder & Schwert) Götter und Dimensionen aufeinanderprallen lassen.

In den Romanen um das Carnacki-Team geht es ein wenig bodenständiger, fast schon gesitteter – zumindest für Greens Begriffe – zu. Im Hier und Jetzt, besser gesagt in und um London angesiedelt, stellt er uns eine natürlich höchst geheime Spezialeinheit vor, die sich übernatürlicher Angriffe erwehrt. Wie gewohnt sind die Romane mit seinen anderen Zyklen verzahnt, lesen sich aber auch eigenständig – und das prächtig.

Rasante, spritzige Dialoge beherrschen die Seiten, in den lakonischen Bemerkungen, die sich seine Protagonisten gegenseitig zu- und an den Kopf werfen, werden Erinnerungen an Kino-Blockbuster wach. Einmal mehr geht es, nach einem kurzen Warmwerden, gegen das Böse. Mutationen, Geister, evolutionäre Rück- und Fortschritte stellen sich unseren merkwürdigen Helden in den Weg, Verräter und Geheimnisse mischen mit und mittendrin unsere gar seltsamen Figuren. Ein Tabletten-süchtiger Telepath, eine durchgedrehte Computer-Fachfrau, die ein Faible für große Waffen und Weltverschwörungen hat, ein Geist, der in wahrer Liebe entbrannt ist, dazu ihr charismatischer Anführer, das sind so überzeichnete Figuren, dass sie schon wieder interessant sind. Natürlich nimmt es der Autor nicht sonderlich genau mit der Logik, gibt es immer wieder Sprünge in der Handlung, doch fallen diese kaum ins Gewicht. Im Vordergrund steht der Spaß am Fabulieren, die rasante, abgedrehte Handlung und das unterhält zwar ohne großen Tiefgang aber dennoch hervorragend.