Frostfeuer 2: Eisenstern (Comic)

Frostfeuer 2
Eisenstern
Idee: Kai Meyer
Text: Yann Krehl
Zeichnungen: Marie Sann
Splitter, 2012, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-294-5

Von Frank Drehmel

Als Maus, das Zimmermädchen im Sankt Petersburger Grandhotel „Aurora“, das Fell des in einen Jungen verwandelten Rentiers Erlen gegen den Willen des Kleinen aus dem Gemach der Schneekönigin zu stehlen versucht, gerät sie in eine Falle der alten Frau und findet sich unversehens an der Decke des Zimmers hängend wieder. Immerhin kann sich das Mädchen hier wie auf dem Fußboden bewegen, sodass es ihm nicht nur gelingt, dem gefürchteten Rundenmann zu entwischen, der durch die Zimmer und Gänge des Hotels streift, sondern es kann auch versuchen, Hilfe zu holen.

Diese Hilfe findet Maus einmal mehr in Person der freundlichen zauberkundigen Tamsin Spellwell, welche den Herzzapfen der Schneekönigin gestohlen hat. Nachdem sie das Kind aus seiner misslichen Lage befreit hat, erläutert die schelmische Frau einige Hintergründe ihres Kampfes gegen die böse Herrscherin; so erfährt Maus nicht nur vom Zauber der sieben Pforten, der die Königin bannt, sondern auch von der bevorstehenden Räumung des Hotels anlässlich des bevorstehenden Zarenbesuchs, der Gelegenheit für Tamsin, ihrer Erzfeindin den Garaus zu machen.

Als der Tag des Besuchs anbricht, schleichen sich also die Zauberin und Maus zurück ins Hotel und finden in einem Kellerversteck zarenfeindlicher Nihilisten eine riesige Bombe, einen Eisenstern, mit dem die Zarenfamilie in die Luft gesprengt werden soll. Zu Maus’ Entsetzen entschärft Tamsin jedoch nicht das Mordinstrument, sondern plant – getrieben von ihrem tödlichem Hass –, den Anschlag, bei dem nicht nur das Hotel, sondern auch der halbe Neski Prospekt dem Erdboden gleichgemacht würde, zu Ende zu bringen, damit mit dem Zaren zusammen auch die Schneekönigin ihr Tod fände, selbst wenn es ihren eigenen Untergang bedeutete.

Während Tamsin bei der Bombe bleibt, erlaubt die junge Frau Maus jedoch, zu verschwinden und händigt ihr als Schutz sogar ihren magischen Schirm aus, wohlwissend, dass das Zimmermädchen nicht die russische Geheimpolizei informieren wird. Womit Spellwell allerdings nicht gerechnet hat, ist Maus’ Freundschaft mit Erlen, dem verwandelten Rentier.

Obschon sich Story wie Figuren durch einem sympathisch-naiven Charme und durch einen Sense of Wonder auszeichnen, der Merkmal vieler Meyer’scher Kinderbücher ist, und obgleich auch in „Frostfeuer“ der erste Anschein den Leser ab und an täuscht, ist das eigentlich Aufregende wie schon im ersten Band das außergewöhnliche Artwork Marie Sanns. Markante Figuren sowie eine Koloration, die gleichermaßen düster wie texturreich mit geradezu schillerndem Farbauftrag daherkommt, erzeugt eine magische und zugleich beklemmende Stimmung, zu der die schwarzen Stege zwischen den Panels sicher ihren Teil beitragen. Ein echtes künstlerisches Highlight sind dabei die hauchzarten, oft floralen Muster, die Stoffe und Tapeten zieren und die bei aller Zurückhaltung einen bedeutenden Teil zur magisch-realistischen Atmosphäre beitragen.

Fazit: Erzählerisch stimmig, wenn auch zum Teil ein Hauch zu dick aufgetragen, mit einem stimmigen, lebendigen und einzigartigen Artwork, das zum Besten gehört, was der Markt zurzeit hergibt. Visuell auf jeden Fall ein Hochgenuss.