Risa Green: Ein Sommer voller Gefühle – Magic 8 (Buch)

Risa Green
Ein Sommer voller Gefühle
Magic 8
Aus dem Amerikanischen von Anne Markus
Titelgestaltung von Frauke Schneider
Arena, 2011, Hardcover, 350 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-401-06582-3

Von Alexandra Balzer

Fünf Schüler dürfen an einer Studienfahrt nach Italien teilnehmen, um in Rom, Venedig und Florenz die großen Kunstwerke alter Meister zu studieren. Um an der Auswahl teilnehmen zu dürfen, benötigt man eine Topnote in Kunst und muss ein überzeugendes Essay schreiben, warum man diese Ehre verdient hat. Nun sollte das kein Problem für Erin Channing sein. Sie ist der klassische ich-bin-zwar-langweilig-aber-absolut-superklug-Verschnitt, der spätestens seit Hermine Granger zum Klischee verkommen ist.

Die Topnote steht, sie ist die Beste ihres Jahrgangs. Leider weiß sie nicht, wie sie den Langeweilefaktor verheimlichen soll, um sich ins rechte Licht zu rücken. Das Periodensystem in alphabetischer Reihenfolge rezitieren zu können, ist genausowenig hilfreich wie der 2. Platz im Junior-Kreuzworträtselwettbewerb der „New York Times“. Während sie mit ihren Freundinnen Samantha – Typ: Ich sehe aus wie eine Göttin und hasse es, weil ich lieber der nette Kumpel von nebenan bin, und habe mich in einen Penner verknallt, der mich nicht leiden kann – und Lindsey – Typ: Ich liebe jede Kreatur auf diesem Planeten, stehe auf Esoterik und werde von der fiesesten Cheerleaderzicke der Schule gemobbt – überlegt, ob sie nicht irgendwelche geheimen Vorzüge hat, an die sie gerade nicht denkt, klingelt das Telefon.

Erins Tante Kate – oder Kiki, wie Erin sie nennt –, ist bei einem Gewitter mit Regenschirm spazieren gegangen. Was die zu erwartenden tödlichen Folgen hatte. Tante Kiki war die unlangweiligste Person, die man sich vorstellen kann: eine Rockerbraut, die Katzenbabys mit der Pipette aufzog, vorbestraft wegen LSD-Missbrauchs, Schülerin in einem indischen Yoga-Ashram, von der chinesischen Regierung des Landes verwiesen, und vieles mehr.

Auf der bizarren Trauerfeier erhält Erin einen Karton, überreicht von Kikis bester Freundin. Dazu einen Zettel mit einer Telefonnummer und dem Satz: „Wenn du so weit bist.“ In dem Karton befindet sich eine magische Kristallkugel, die Wünsche erfüllen kann. Nun ist es kein Geheimnis, dass man sehr vorsichtig mit dem sein sollte, was man sich wünscht, denn wer weiß schon, welche Folgen das haben kann…

Schon der liebevoll gestaltete Einband lässt keinen Zweifel, für wen das Buch gedacht ist. In violett gehalten, mit Blumenranken, Vögeln, Monden, Sternen und einem (un-)echten, ins Cover eingebettete Kristallherz geschmückt, ist all das, was Mädchenherzen von 10 bis 14 Jahren höherschlagen lassen kann. Erzählt wird aus Erins Perspektive in Ich-Form und Präsens, was zu diesem Genre hervorragend passt und den locker-flockigen Teenager-Stil unterstützt. Dabei beweist die Autorin wie auch die Übersetzerin ein Händchen für moderne Sprache, die nicht aufgesetzt oder erzwungen klingt. Die Dialoge sind authentisch und transportieren den Leser mitten in das Geschehen hinein. Die Klischees sind sorgsam gewählt, alle Figuren fügen sich ein und wirken dennoch lebendig und gefühlsecht. Ein Paradebeispiel für die Erkenntnis, dass Klischees dem tatsächlichen Leben entnommen werden.

Es ist in vielerlei Hinsicht eine normale Highschool-Story mit Mädels auf dem Weg zur ersten Liebe, Chaos, emotionalen Aussetzern und Tragödien, die das Leben schreibt. Der witzige Erzählstil schlägt jedoch im letzten Teil des Buches in ernstere Töne um, das Ende ist überraschend. Dieser Tiefgang hebt den Roman aus der Masse ähnlicher Werke hervor und macht ihn durchaus auch für ältere Mädchen interessant. Eine lesenswerte Geschichte über Freundschaft, Mobbing, Tod, erste Liebe und ein wenig Magie.