Franka Lyra Stolz: Der Flug des Nachtfalters – Das mechanische Herz 1 (Buch)

Franka Lyra Stolz
Der Flug des Nachtfalters
Das mechanische Herz 1
Ubooks, 2012, Taschenbuch, 320 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-93923-935-2

Von Christel Scheja

Franka Lyra Stolz wurde Anfang der 80er Jahre geboren und entwickelte sich schon früh zur Leseratte. Sie wuchs in der bayrischen Provinz auf und studierte in München Linguistik, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. „Der Flug des Nachtfalters“ ist ihr Debütroman und gleichzeitig auch der Auftakt zur Saga um „Das mechanische Herz“.

Im Jahr 1880 herrscht Queen Victoria immer noch unangefochten über das Britische Empire, das im Zenit seiner Macht steht. Lady Integra Houghton ist eine der wenigen Frauen dieser Zeit, die in gewissen Grenzen tun und lassen kann, was sie will, denn ihr alter Vater lässt sie gewähren und noch ist die junge Dame nicht verheiratet. So reitet sie aus, wann immer sie will und genießt auch schon einmal die Zuneigung eines Stallburschen. So fällt ihr auch irgendwann der Neuling Simons in Auge.

Der junge Mann geht ihr nicht aus dem Kopf, selbst als sie irgendwann einem der Bewerber um ihre Hand nachgibt und die Ehefrau von Lord Wotton wird. Doch ihr Glück währt nur kurz, denn der Mann, der offensichtlich sehr eng mit Oscar Wilde befreundet ist, zeigt schon kurz nach der Ehe sein wahres Gesicht und zeigt, dass er auch sehr rachsüchtig sein kann, wenn sie seinem Willen nicht gehört.

Da tritt der geheimnisvolle Lord D’Arcy in ihr Leben. Dieser hilft ihr, als die Lage allzu unerträglich wird und führt sie in ein Mysterium ein, dass nur wenigen Menschen offenbart wird. Denn er braucht Lady Integras Hilfe. Nur sie kann an ein altes Grimoire kommen, das einer ihrer Verwandten hütet. Und das ist nur der Anfang aller Abenteuer.

Trotz der phantastischen Elemente, verkörpert durch die Vampire und ihrer geheime Loge sowie ihre magischen Gegenspieler, liest sich „Der Flug des Nachtfalters“ über weite Strecken wie ein ganz normaler historischer Liebesroman. Zunächst schlägt sich die wilde Integra mehr oder weniger nur mit den Konventionen ihrer Zeit herum und versucht ihrem Vater zuliebe nicht allzu sehr aus der Rolle zu fallen. Dabei ist sie um einiges frivoler als ihre Zeitgenossen und schon erfahren in der Liebe. In der Ehe begeht sie dann aber die gleichen Fehler wie viele andere Heldinnen und braucht nun männlichen Beistand, um diesem wieder zu entkommen. Erstaunlicherweise entwickelt sich nicht der Vampirlord zu ihrem Liebhaber, auch der Stallbursche Simon bekommt eine größere Rolle als man zunächst denkt.

Allerdings wirkt der Roman ein wenig zerrissen, kann er sich doch in der zweiten Hälfte nicht entscheiden, ob er ein erotisch angehauchter Liebesroman vor verklemmter viktorianischer Kulisse bleiben oder zum Abenteuer-Roman werden will. Die Autorin schafft es weder die Beziehung zu Simon, noch die Geheimnisse der Vampire eindringlich genug zu vermitteln, so dass die Spannung moderat bleibt. Nicht einmal am Ende, an dem es ein wenig mehr Action gibt, kommt Stimmung auf, da die Autorin die typischen Anfängerfehler begeht. Auch die Figuren neben Integra wirken austauschbar, da sie nur oberflächlich ausgearbeitet werden oder auf das reine Klischee, wie das des gleichgültigen Ehemannes, reduziert sind. Daher kann man nur hoffen, dass die kommenden Romane eine klarere Linie zeigen und schneller zum Punkt kommen.

„Der Flug des Nachtfalters“ zeigt zwar nette Ansätze und ist durchaus unterhaltsam geschrieben, enttäuscht aber in der Ausarbeitung der Handlung, die sich nicht entscheiden will ob sie mehr Abenteuer-Roman oder mehr Liebesgeschichte sein will.