Quästor 1: Ménage à Troja (Comic)

Quästor 1
Ménage à Troja
(Questor: Ménage à Troie)
Text: Jean-Luc Sala
Zeichnungen: Nicola Saviori
Übersetzung: Monja Reichert
Splitter, 2012, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-489-5

Von Frank Drehmel

Unsere Geschichte beginnt mit dem Fall Trojas ... die Sache mit dem Trojanischen Pferd … und so weiter. Für den griechischen Feldherrn Idomeneus Decalionid ist diese ehrlose List und das anschließende Niedermetzeln der gesamten männlichen Bevölkerung der Stadt Anlass genug, seine Waffen an den Nagel zu hängen. Des Krieges und Mordens müde, schenkt er also seinem Schildträger Aeson die Freiheit und beschließt, sich fortan als Quästor ganz der Suche und dem Durchsetzen von Gerechtigkeit zu widmen.

25 später: Aus dem ehedem stattlichen Idomeneus und seinem Partner Aeson sind zwei träge, dekadente Kerle geworden, die eher Weib, Wein und Gesang zusprechen, als in der Welt das Unrecht zu bekämpfen. Eines Tages wird ihr abendliches Gelage von einer jungen Frau unterbrochen: die gleichermaßen schöne wie rätselhafte Klytia, die aus einem Reich von weit jenseits der bis dato bekannten griechischen Schifffahrtsrouten kommen will, erzählt ihnen eine abenteuerliche Geschichte und bittet die beiden Helden, ihre kleine achtjährige Schwester zu retten, welche Poseidon geopfert werden soll.

Noch während Idomeneus und Aeson über den Auftrag nachsinnen, taucht in ihrem Domizil ein riesiges, mechanisches, käferartiges Monster auf, das es zwar in erster Linie auf Klytia abgesehen zu haben scheint, aber durchaus auch bereit ist, den Quästor und seinen Mystikos zu zerschnetzeln. Der anschließende Kampf ist hart, zumal sich Idomeneus’ ungesunder Lebenswandel schnell bemerkbar macht; dennoch gelingt es ihnen unter Aufbietung aller Kräfte, die Mekaridie – so der Name des aus Klytias Welt stammenden Dings – zu besiegen; als allerdings weitere der Ungetüme in ihr Heim eindringen, gibt es nur einen Ausweg: Flucht! Erst auf das Schiff der geheimnisvollen Frau, dessen Besatzung äußerst dubios wirkt, und dann über das Meer ….

„Ménage à Troja“ stellt ein munteres Stück historischer Funny Fantasy dar; eine gefällig konstruierte, stringente Story, die offenkundig der Einführung der Figuren dient, Situationskomik sowie lockere Dialoge, die zwar humorvoll, aber nicht zotig oder platt wirken, und einige angestoßene Rätsel und Fragen bieten einen rundum leichten Einstieg, der schon bald seinen historischen Kontext zu Gunsten der phantastischen Elemente verlässt, wobei die Mekariden zudem ein gewisses Steampunk-Feeling wecken.

Rundum gelungen ist das Artwork Sivioris: nicht nur, dass liebevolle Details den klaren, abwechslungsreichen, dynamischen Bildern historische Authentizität oder zumindest klassisches Flair verleihen, die drei Hauptprotagonisten sind so markant überzeichnet und gestaltet, dass sie einen hohen Wiedererkennungswert haben. Zwar erinnert nicht nur Aesons Physiognomie an Walt Disneys Philoctetes, sondern auch Idomeneus umgibt eine gewisse Herkules’sche Aura, aber das ist angesichts des lebhaften Minenspiels des Mystikos’ und Klytias schnell vergessen. Den Quästor als Kontrapunkt zu den beiden lebhaften Figuren hingegen zeichnet – ganz im Sinne seiner Rolle und des Heldenklischees, das er verkörpert – ein permanent grimmiger-überheblicher Gesichtsausdruck aus.

Fazit: Ein erzählerisch gefällig-leichter und grafisch überzeugender Einstieg in eine abenteuerliche Funny-Fantasy-Serie, die uns hoffentlich noch viel Freude bereiten wird.