Steam Noir 2: Das Kupferherz 2 (Comic)

Verena Klinke & Felix Mertikat
Steam Noir 2
Das Kupferherz 2
Cross Cult, 2012, Hardcover, 68 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-86425-038-5, 68/1680

Von Christel Scheja

Steampunk oder Steamfantasy erlebt eine neue Blüte in Deutschland. Zwar hat es das Genre schon einmal geschafft, die Aufmerksamkeit der Fans zu erringen, damals aber währte der Boom nur kurz. Mittlerweile ist es anders. Eine aktive Szene lebt sich in den viktorianisch angehauchten Szenerien ihrer Live-Rollenspiele aus, Verlage entdecken, dass man damit neben Vampirromanzen und Jugend-Dystopien auch Geld machen kann. Und nicht zuletzt sind auch die Kreativen auf den Geschmack gekommen.

Das zeigt sich auch bei Felix Mertikat und Verena Klinke, den kreativen Köpfen hinter der vierteiligen Saga „Steam Noir – Das Kupferherz“. Nun ist der zweite Band der auf vier Bände angelegten Saga erschienen.

Landsberg ist eine Welt, die auf den Bruchstücken und Trümmern eines zerborstenen Planeten existiert. Inzwischen haben sich dort mehrere Städte und Staaten etabliert, doch ihre Konflikte sind für Heinrich Lerchenwald eher unerheblich. Als „Bizzaromant“ beschäftigt er sich mit den übersinnlichen Geschehnissen auf den einzelnen Schollen. Seelen und Geister sind sein Metier. Da es immer wieder vorkommt, dass Seelen aus dem Reich der Toten, dem geheimnisvollen Vineta zurückkehren und versuchen, in einem neuen Körper weiterzuleben, ist er gefragt, herauszufinden, wie und warum Menschen mit Gegenständen verschmelzen.

Noch immer sind er und seine Kollegen damit beschäftigt, mehr über das geheimnisvolle Kupferherz herauszufinden. Ganz offensichtlich führt die Spur über die Leiche eines jungen Mädchens, dass vor vielen Jahren lebendig eingemauert wurde. Die Überreste der qualvoll Gestorbenen wurden geraubt und noch immer stehen der Jakobkooper Bizarromant, die scharfzüngige und selbstbewusste Ermittlerin Frau D. und der Maschinenmensch Richard Hirschmann vor einem Rätsel. Dann aber ergeben sich Spuren, die nicht nur zum Geheimlabor des zwielichtigen Doktor Presteau führen, sondern auch ein Nest aus Lügen und Intrigen. Zudem muss Lerchenwald miterleben, dass ausgerechnet seine eigene Erfindung missbraucht wird. Nicht ohne Grund geht er schon bald seine eigenen Wege, die ihn vom eigentlichen Fall wegzuführen scheinen.

Wie so oft in diesem Genre vermischen die Macher auch diesmal wieder übernatürliche und magische Entwicklungen mit einer spannenden Krimihandlung. Vordergründig gilt es eine Leiche aufzuspüren und herauszubekommen, wer sie warum entführt hat, tatsächlich aber führt die Suche der Protagonisten die Leser durch die Welt und enthüllt nach und nach mehr Geheimnisse, die Landsberg umgeben.

Die Zeichnungen von Felix Mertikat spiegeln eine düstere und unheimliche Welt wieder, vermischen nicht nur optisch viele Elemente, die einem irgendwie aus den Jahren zwischen 1890 und 1930 vertraut sind. Passend zur düsteren Atmosphäre sind auch die Figuren gestaltet, Lerchenwald ist nicht nur der abgebrühte Bizarromant, den nicht mehr viel schrecken kann, sondern auch ein vom Leben ernüchterter Mann, der auch Gefühle zeigen kann. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Sorge um seinen Sohn, auch wenn er sich ansonsten von der Familie entfremdet hat. Zudem hadert er damit, dass er seinen Kollegen eine Waffe an die Hand gegeben hat, mit der man Seelen vollständig vernichten kann, obwohl er selbst viel Respekt vor dieser Art von Leben hat.

Die Handlung spinnt die Verwicklungen weiter. Es zeigt sich, dass weit mehr hinter dem Raub steckt als bisher gedacht und vieles auf eine finale Konfrontation hinsteuert, die nicht für alle glimpflich aussehen kann. Die Ermittler verstricken sich immer tiefer in das Netz aus Lügen und Intrigen, enthüllen dabei überraschende Facetten ihrer eigenen Seele. So kann man damit rechnen, dass der nächste Band die Situation noch verschärfen wird – was die Spannung wahrt. Positiv ist auch, dass Männer und Frauen gleichberechtigt nebeneinander stehen und aktiv handeln. Gerade ihre Dialoge miteinander haben ordentlich Biss, was wohl vor allem Verena Klinke zu verdanken ist.

Passend dazu sind die Zeichnungen gehalten. Sie sind detailreich, um das Szenario deutlicher hervorzuheben und die Besonderheiten der Figuren herauszuarbeiten. Die warmen aber dunklen Farben vertiefen die düstere und bedrohliche Stimmung, die über dem ganzen Comic liegt. Allerdings sollte man bereits den ersten Band der Reihe kennen. Zwar bekommt man auch so einen Einstieg ermöglicht, aber es fehlt doch einiges an Vorwissen, um die Geschichte wirklich genießen zu können.

„Steam Noir – Das Kupferherz“ erzählt im zweiten Band die Handlung spannend und atmosphärisch weiter. Vor allem Steampunk-Fans, die einen Hang zu Kriminalgeschichten haben und auch zu Horror nicht nein sagen, werden mit der Lektüre mehr als zufrieden sein, denn sie enthält all das, was man sich von so einer Geschichte erwartet.