Jan Mayen 11: Der Malstrom, Paul Alfred Müller (Buch)

Jan Mayen 11
Der Malstrom
Paul Alfred Müller
Titelillustration von Walter Rosch
Verlag Dieter von Reeken, 2012, Paperback, 338 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 978-3-940679-62-8

Von Carsten Kuhr

Der vorletzte Sammelband PAMs zweiter großer Serie liegt vor mir. Just vor einigen Tagen ging die Meldung durch die Medien, dass der Mohlberg Verlag „Sun Koh“ wieder neu aufzulegen gedenkt. Allerdings will man dort nicht etwa die ursprüngliche Heftserie neu herausbringen, sondern die Leihbuch-Edition des Borgsmüller Verlages, in die neben „Sun Koh“-Romanen auch zum Teil massiv Hefte aus „Jan Mayen“ und „Rah Norton“ eingeflossen waren.

Insofern wird der Leser hier, nicht den ursprünglichen „Sun Koh“ vorgesetzt bekommen, sondern eine bearbeitete und vermengte Version, die bearbeitet in den 70er Jahren bereits einmal als Taschenbuch bei Pabel neuaufgelegt worden war. Ob dies das endgültige Aus für die schwache Hoffnung bedeutet, dass Dieter von Reeken, der mit „Jan Mayen“ nicht nur pünktlich sondern auch mustergültig die Neuveröffentlichung einer solch umfangreichen Serie zu stemmen in der Lage war, auch eines Tages „Sun Koh“ entsprechend publizieren zu können, bleibt letztlich abzuwarten. Die Chancen dürfte aber nicht eben gestiegen sein, dass nach dem Fiasko bei SSI auch „Sun Koh“ dem Leser in seiner ursprünglichen Form neu zugänglich gemacht würde.

Der vorliegende Band steht deutlich im Zeichen des nahe kommenden Finales. Zwar wird vorliegend kein Kontinent aus dem Fluten des Meeres auftauchen, doch auch das Auftauen einer riesigen Landmasse birgt wahrlich genügend Potential, Menschen, Länder ja ganze Regionen zu verwüsten und in den Untergang zu reißen.

Zunehmend beobachten wir, wie PAM Erfindungen aus früheren Romanen aufgreift und zum Einsatz bringt. Es geht darum, die drohenden Veränderungen auszuloten, Proben laufen an, die das Nordwerk und dessen Wissenschaftler vor Probleme stellt. Neue utopische Erfindungen gibt es dagegen kaum mehr. Immer wieder einmal schleicht sich ein Kriminalplot in den Fortlauf der Handlung ein, ansonsten geht es mit großen Schritten in Richtung Auftauen des ewigen Eises.

In den ersten beiden Romanen beschäftigt PAM sich mit einem Thema, das zum Zeitpunkt der Entstehung der Romane in aller Munde war. Die Erforschung der Tiefsee mittels Tauchkugeln. Zwei Wissenschaftler stehen im Zentrum des Geschehens. Beide haben unabhängig voneinander geforscht und sind nun fast zeitgleich bereit, in die unbekannte Tiefe vorzustoßen. Während des junge Südamerikaner Guy Sobral sich sorgfältig vorbereitet, wagt Professor Weston erneut ein Vabanquespiel. Nachdem er bereits den Südpol überflogen und die Wildnis erforscht hat, soll es nun in die Tiefe des Meeres gehen. Allerdings ist seine Kugel nicht ganz ausgereift, es kommt zur Katastrophe. Erst dem Einschreiten von Jan Mayen verdenkt der Professor seine Rettung. Ein paar Wochen später muss der Herr von Thule erneut zu Hilfe eilen, als auch Sobral in den Wasserfluten eines unterseeischen Malstroms zu ertrinken droht…

Danach geht es nach Paris. Vor einigen Jahrzehnten machte ein britischer Forscher auf sich aufmerksam, als er behauptete, einen Sprengstoff entwickelt zu haben, der zehnmal so wirkungsvoll wie Dynamit sei. Eine Explosion verhinderte damals, dass er seine Behauptung beweisen konnte. Nun tauchen in Paris kleine, schwarze Drahtstücke auf, die bei Erhitzung verheerende Explosionen verursachen. Gab es damals einen Überlebenden, der die Formel, für die Industriemagnate und das Militär viel bezahlen würden, noch in seinem Besitz hat? Ein Wettlauf um die Formel beginnt, bei dem auch Jan Mayen seine Hand im Spiel hat.

Das Jungfrauenmassiv gehört zu dem majestätischsten Gebirgen unseres Kontinents. Als sich geheimnisvolle Männer an den Bergstationen zu schaffen machen und diese mit eine unbekannten grünen Stoff überziehen, weiß die Welt noch nicht, was bevorsteht. Ein erster großer Test, wie die in Grönland geschmolzenen Wassermassen in Richtung Arabien und der Sahara geleitet werden können. steht an. Ein Test, der die Großwetterlage Europas massiv verändern wird, und der droht, die Schweiz unter Stürmen, Hagel und Schneemassen zu begraben…

Was macht man nur, wenn man zu viele Diamanten sein Eigen nennt? Eine geltungssüchtige Luxusfrau käme da gelegen, doch wenn man den gepressten Kohlenstoff zu Bargeld machen könnte, wäre das natürlich auch nicht schlecht. Das Nordwerk und Don Rafael lassen sich einen noch besseren Plan einfallen. Sie zaubern einen Claim in Südafrika aus dem Hut, aus dessen diamantenen Nest die Steine nur so kullern – schon können sie legal den Markt bedienen. Auch wenn ein findiger Privatdetektiv ihnen auf der Spur ist, gelingt das Manöver – sehr zum Leidwesen der arrivierten südafrikanischen Diamanten-Kartelle…

Das wäre doch eine feine Sache, wenn man die Gravitation einfach aufheben könnte. Schweben wie man will, ohne dass die Erdanziehung selbst schwerste Lasten behindern würde, die Transportfirmen ständen vor einem riesigen Umbruch. Als zwei Urlauber in der Wildnis Kanadas auf einen Stoff stoßen, der die Erdanziehungskraft aufhebt, ahnen sie nicht, dass ihnen auch skrupellose Verbrecher auf den Fersen sind. Mehr noch, der Multi-Millionär, der die Gegend unter seinem Einfluss hat, ist auch interessiert. Als Jan Mayen auf der Suche nach dem Stoff in dessen Anwesen eindringt, erwarten ihn handfeste Überraschungen der hochtechnischen Art…

Wie man sieht, legt Müller erneut spannende, kurzweilige Romane vor, die sich auch heute noch flüssig und angenehm lesen lassen. Zwar sind viele wissenschaftliche Erkenntnisse überholt, vom Rollenbild der Frau mal gar nicht zu sprechen, doch ist dies auch ein Zeitbild der Ära, zu der die Romane entstanden.