Tibor 2: Ein Drittel fehlt, Achim Mehnert (Buch)

Tibor 2
Ein Drittel fehlt
Titelbild und Innenillustration: Hansrudi Wäscher
VPH, Hardcover, 140 Seiten, 29,90 EUR

Von Carsten Kuhr

1959 kurzfristig als Ersatz für die erfolgreiche Serie um Akim konzipiert und geschaffen, erreichten die kleinen Comics um den amerikanischen Millionär Gary Swanson, der im afrikanischen Dschungel strandet und in dem Gorilla Kerak einen Freund und Begleiter findet, schnell Kultstatus. Ursprünglich im Lehning Verlag erschienen wurde die gesamte Serie in den 80er und 90er Jahren im Verlag Norbert Hethle neu aufgelegt, bevor die Comic-Edition im Wildfeuer Verlag dann mit neuen Abenteuern fortgesetzt wurde.

Alte Liebe rostet nicht, und Peter Hopf, der Zeit seines Lebens begeisterter Leser und Fan der Serie war, kam auf den Gedanken, eine Roman-Adaption der Piccolos in seinem Verlag zu publizieren. Im „Perry Rhodan“ und „Ren Dhark“-Autor Achim Mehnert fand er ebenso kundige wie begeisterte Unterstützung, sodass der Leser sich vorliegend auf die Roman-Version weiterer sechs Piccolos freuen kann.

Gary Swanson hat sich damit abgefunden, dass sein altes Leben passee ist und er ist glücklich darüber. Im Urwald hat er neue, echte Freunde gefunden, eine Heimat und er fühlt sich erstmals in seinem Leben frei. Allerdings trifft er auch hier auf Neid, Missgunst und Verrat. Eigentlich wollte er in der Rancher-Station nur dem dortigen Anführer nochmals seinen Dank aussprechen, doch auf dem Weg zurück in seine neue Heimat stößt er auf ein Verbrechen. Einer der Rancher wurde lebensgefährlich angeschossen, das Gold, das dieser überbringen sollte wurde von skrupellosen Gangstern geraubt. Gary macht sich auf, die Unholde zu verfolgen und das Unrecht zu richten. Dabei kommt ihm seine Freundschaft zu den Tieren bestens gelegen. Zusammen mit einem Zebra, das er vor dem Zugriff einer Löwenherde retten konnte, macht er sich an die Verfolgung der Unholde…

Einst war die Welt noch klar und eindeutig in Gut und Böse unterteilt. Die Cowboys mit den weißen Hüten waren unsere Helden, die Schurken trugen generell eine schwarze Kopfbedeckung. Bei Hansrudi Wäschers Urwaldabenteuer baut der damalige Ideengeber und Künstler auf diese zunächst recht einfach erscheinende Ausgangssituation auf. Hier der edle Wilde, der im Einklang mit der Natur und seinen tierischen Freunden lebt, dort die Zivilisation mit ihren Verlockungen, denen die moralisch nicht so gefestigte Menschen nur zu gerne verfallen. Die Bösewichte sind somit eindeutig als solche erkennbar und bessern sich im Verlauf der Handlung auch nicht, die Guten werden am Ende triumphieren. Das mag nun ein wenig eintönig klingen, weiß der Leser doch im Voraus, dass seine Helden letztlich siegreich aus den Auseinandersetzungen hervorgehen werden, doch das „wie“ ist das Interessante.

Flossen im ersten Band auch phantastische Einflüsse in den Roman ein, so erwartet dieses Mal ein reiner Kriminal-Plot den Leser. Es geht um Diebstahl und Mordversuch und, natürlich, darum, wie Gary den Verbrechern das Handwerk legt. Dabei dient Achim Mehnert die Verfolgung der Flüchtigen als willkommene Gelegenheit, Gary in seiner neuen Heimat zu portraitieren. Im Wettlauf mit den Schurken schwingt er sich von Liane zu Liane – Johnny Weissmüller tauchte unwillkürlich vor meinem inneren Auge auf –, kämpft er mit einem Rudel Löwen und bewahrt ein Zebra davor, gefressen zu werden. Diese Szenen sind es, die der Leser erwartet, die er innerlich vor Augen hat, wenn er an „Tibor“ denkt.

Und so werden alte wie neue Fans zu dem Buch greifen, werden in ihre eigene Jugend eintauchen und sich gut unterhalten.