Krappen, Volker: Lapislazuli – Im Auge des Bären (Buch)

Volker Krappen
Lapislazuli – Im Auge des Bären
Roman nach dem gleichnamigen Kino-Film von Wolfgang Murnberger
Titelgestaltung von Basic-Book-Design Karl Müller-Bussdotf
Fotos (4 Seiten)/Filmplakat von Dor Film
Innenillustrationen von Christoph Kanter
Schneider, 2006, Hardcover, 314 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3505-12306

Von Petra Weddehage

Ein Meteorit fällt auf die Erde und setzt damit unheimliche Ereignisse in Gang. Die fast dreizehnjährige Sophie ahnt nicht, dass sie bald im Mittelpunkt mysteriöser und einzigartiger Vorkommnisse stehen wird.
Sophie ist alles andere als erfreut, dass ihr Vater mit seiner neuen Frau Christine und ihrer neuen Schwester Lissy einen Ausflug in die Berge plant. Ausgerechnet Lissys Vater soll die Ausflügler begleiten und alles planen. Das kann ja nur schiefgehen, denkt sich Sophie. Am Zielort angekommen zeigt sich, dass Lizzys Vater mal wieder alles um sich herum vergessen hat, weil ihn seine Forschungen zu sehr in Anspruch nehmen. Also macht sich die Patchworkfamilie allein auf, die Geheimnisse der Bergwelt zu erkunden.

Sophie reißt nach einer Meinungsverschiedenheit aus. Dabei verirrt sie sich hoffnungslos. Als sie sich auch noch den Fuß verrenkt, scheint alles aus zu sein. Doch da wird sie von einem seltsamen Jungen gefunden. Er trägt eigenartige Kleidung und kann sich fast nur mit Grunzlauten unterhalten. Sophie erkennt schnell, dass ihr geheimnisvoller Retter nur ein Neandertaler sein kann. Die beiden bilden erst eine Zweckgemeinschaft, daraus entwickelt sich jedoch bald eine tiefe Freundschaft.
Doch ihre Zeit ist knapp bemessen, da Bataa zu seinem Stamm zurückkehren muss. Das Sternbild des Bären wird ihn leiten, wenn er sich an der richtigen Stelle befindet.

Das Buch zum Film ist aufregend und interessant geschrieben. Die Figur des Teenagers Sophie, die mit ihren kleinen Ärgernissen und Konflikten auf den viel erwachsener wirkenden Bataa trifft, wird vor allem für die jüngeren Leser sofort zu einem Sympathieträger. Bataa ist das genaue Gegenteil von Sophie. Er kennt sich mit dem Überleben in der Wildnis aus und rettet Sophie daher mehr als einmal das Leben. Man erfährt, wie verbunden sich die einzelnen Mitglieder des Stammes fühlen und dass die Familie Bataa über alles geht. Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren ist stimmig. Auch die restlichen Protagonisten werden mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt.
Das Cover zeigt die beiden Hauptfiguren Sophie und Bataa. Im Innenteil des Buches finden sich ebenfalls einige Fotos aus dem Film. Die Make-up-Künstler haben an Bataa wahre Wunder bewirkt, so dass der Betrachter der Fotos den Eindruck bekommt, wirklich einen echten Neandertaler zu sehen.
Volker Krappen gelingt es mit dieser Geschichte, die Zeit zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu überbrücken und ein neues Verständnis für unseren lang verschollenen Verwandten, den Neandertaler, zu finden. Die Wissenschaftler streiten sich immer noch darüber, ob der Mensch, wie wir ihn heute kennen, und der Neandertaler, die gleichen Vorfahren hatten. Eine andere Theorie besagt, dass wir doch von ihnen abstammen und uns nur weiterentwickelt haben.
Vom tumben Neandertaler der die Keule schwingt und sich aggressiv verhält, ist Bataa weit entfernt. Im Gegenteil: Der Autor zeigt auf, wie viel stärker dieser sein musste. Auch war er nicht unintelligent, sonst hätte er in einer feindlichen, sehr kalten Umgebung kaum so lange überleben können. Was letztendlich zum Aussterben dieses Volkes beitrug, können die Forscher nur ahnen.
Volker Krappen erweckt den Neandertaler in diesem Buch zu neuem Leben. In dem Leser entsteht der Wunsch, mehr über diesen interessanten Stamm der Menschheit zu erfahren.
Der Titel ist für alle Leser geeignet, die Geschichte lieben und mehr über den Neandertaler erfahren wollen.