Star Trek Deep Space Nine 8.01: Offenbarung (1), S. D. Perry (Buch)

Star Trek Deep Space Nine 8.01
Offenbarung (1)
S. D. Perry
Übersetzung: Christian Humberg
(Star Trek – Deep Space Nine: Avatar Book 1)
Cross Cult, 2009, Taschenbuch, 282 Seiten, 11,80 EUR, ISBN 978-3-941248-51-9

Von Frank Drehmel

Wenige Monate sind seit dem Ende des großen Krieges, der mit der bedingungslosen Kapitulation des Dominion endete, in den Quadranten gegangen. Im Föderationsgebiet und auf Seiten der Alliierten leckt man die Wunden, zählt die Toten und bemüht sich ansonsten um den Wiederaufbau zerstörter Infrastrukturen.
Bedauerlicherweise vergisst man darüber den Schutz der stark in Mitleidenschaft gezogenen Raumstation Deep Space Nine, sodass der Angriff dreier Dominion-Schiffe aus dem Wurmloch heraus die fast schon als Altmetall durchgehende Station nicht nur überraschend trifft, sondern auch zahlreiche weitere Tote fordert.

Für Commander Kira, welche die Nachfolge des prophetisch verflüchtigten Siskos angetreten hat, gestaltet sich dieser Überfall allerdings nur als ein Ärgernis unter mehreren: kurz zuvor wurde erstens eine alte bajoranischen Freundin, Ishanti Reyla, vor dem »Quarks« ermordet, da sie ihr augenscheinlich etwas Wichtiges mitteilen wollte, zweitens erweist sich die mit der Ermittlung beauftragte Sicherheitschefin Ro Laren aus Kiras Perspektive als gewohnt renitent und schlussendlich findet man etwas später an Bord der Station einen getarnten Jem’Hadar, der behauptet von den Gründern geschickt worden zu sein.
Während es auf der Station drunter und drüber geht, findet Picard an Bord der Enterprise E in den Badlands eines verschollenes Propheten-Dingens, das nicht nur ein Außenteam zum Halluzinieren bringt, sondern das er als der gute Mensch, der er ist, den Bajoranern zu übereignen gedenkt.
Auf DS9 sind zwischenzeitlich Ro Larens Ermittlungen im Fall der gemeuchelten Reyla mit dem Auffinden einer geheimnisvollen Prophezeiung in eine unangenehme Richtung abgedriftet, denn in diesem Text ist von vielen Tausend Toten die Rede, die im Zuge des Auftauchens des zweiten Sohnes des Abgesandten, des Kindes also, mit dem Kasidy Yates gerade schwanger geht, zu erwarten sind.

Stephani Danelle Perry gehört zu jenen typischen Serien-Tie-in-Autorinnen, die in belletristischer Hinsicht zwar wenig Lesenswertes vorzuweisen haben, die jedoch – für mich unerklärlich – immer wieder mal als Auftragsschreiberlinge ran dürfen. Immerhin – und das ist das Positive – war ich in (fast) freiwilliger Kenntnis vieler ihrer Romane auf das vorbereitet, was andere – unbedarfte – Leser dieses »Romans« mit voller Härte getroffen hätte: Langeweile und ein dämliches Dauergrinsen ob der völlig hirnrissigen Story.
Ein idiotischeres Ausgangsszenario als jenes, welches uns Perry wohl nicht ganz freiwillig präsentieren muss, ist kaum denkbar: die strategisch und taktisch wichtigste Raumstation des gesamten Quadranten wird quasi ohne Schutz gelassen, weil die Föderation auf irgendwelchen Hinterweltlerplaneten mit dem – zweifellos notwendigen – Wiederaufbau und der Beseitigung von Kriegsfolgen befasst ist; und das, obgleich ein potenziell tödlicher, hochgerüsteter und unberechenbarer Feind nur ein Wurmloch entfernt sitzen könnte. Angesichts solch taktischer beziehungsweise strategischer Raffinesse verwundert es, dass die brillanten Födi-Führer darauf verzichtet haben, auf der anderen Seite des Transit-Tunnels in der Zone des Bösen eine sonnensystemgroße Leuchtreklame mit dem blinkenden Schriftzug »Einladung zum fröhlichen Marodieren im Alpha-Quadranten. Jem’Hadar erhalten Gruppenermäßigung« aufzubauen.
Das strunzdumme Szenario ist das eine, langweilige Protagonisten und ein Stil, gegen den sich deutsche Steuerrichtlinien wie geballte Dichtkunst ausnehmen das andere. Daran, dass Figuren mit viel Blabla umständlich eingeführt werden, um kurz darauf einen mitleiderregenden Tod zu erleiden, hat man sich ja schon gewöhnt – insbesondere schlechte Autoren sehen das oft als probates Mittel, um einen Leser emotional in die Story einzubinden, auch wenn es eigentlich nie klappt –, dass jedoch relativ starke Serien-Charaktere fast geschlossen zu übellaunigen Nervtötern verkommen, überfordert selbst tolerante Leser. Die ständig innerlich quengelnde Kira geht einem irgendwann so sehr auf die Testikel, dass man ihr zurufen möchte, »Ey Alte! Schieß endlich in den Wind! Geh zurück nach Bajor und bastel in einem Kloster Drehkörper-Imitate für Touristen!«. Ezri Dax und Bashirs Liaison genügt in ihrer Plattheit und Klischeehaftigkeit voll und ganz den feuchten Gedanken einer pubertierenden Zwölfjährigen, Ferengi-Nerd Nog nervt quasi von Natur aus und Picards wichtigste Aufgabe besteht darin, eine Begründung für sein Konterfei auf dem Roman-Cover zu liefern.
Einzig Ro Laren, Quark, Commander Vaughn und – man mag es nach sieben Staffeln kaum glauben – Jake Sisko, der blasse Erstgeborene seines im Wurmloch entschwundenen Alten, bringen etwas Licht in das Dunkel, wobei dieses Licht bei Lichte betrachtet kaum mehr als ein Glimmen ist.
Äußerst betrüblich ist zudem, dass man das messianische Propheten- und Prophezeiungs-Gedöns erneut zu einem Aufhänger für eine Geschichte innerhalb des »Star Trek«-Universums macht. Fans werden zwar einwenden, dass das zu DS9 gehört wie der Dampf zur Kacke, aber nach meinem Dafürhalten wirkt – und wirkte – so etwas gerade im um Pseudo-Wissenschaftlichkeit bemühten »Star Trek« so deplatziert wie die Q, die allerdings im Gegensatz zum bajoranischen Vedek-Geseier wenigstens amüsant sind.

Die größten Pluspunkte dieses Romans sind erstens seine Kürze – man muss nicht allzu lange leiden – und zweitens ein chronologischer Abriss über die wichtigsten Ereignisse der TV-Show sowie eine etwas ausführlichere Abhandlung Julian Wanglers über den Dominion-Krieg selbst.

Fazit: Der ideenarme und vergebliche Relaunch-Versuch einer schlechten Autorin. Es kann mit DS9 nur bergauf gehen …allerdings noch nicht im nächsten Roman, denn der ist ebenfalls von S. D. Perry.