R. A. Salvatore: Gauntlgrym – Niewinter 1 (Buch)

R. A. Salvatore
Gauntlgrym
Niewinter 1
(Gauntlgrym)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Imke Brodersen
Titelillustration von Todd Lockwood
Blanvalet, 2012, Taschenbuch, 480 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-442-26851-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Sie sind eine der mächtigsten Spezies der Länder: die Dunkelelfen. Doch selbst sie, die von Vielen gefürchtet, von Anderen bewundert werden, müssen sich Väterchen Zeit stellen; auch sie altern, verlieren Verbündete, Freunde und Geliebte.

Eigentlich ist Drizzt Do´Urden noch ein junger Spund, gerade mal in seiner Lebensmitte angekommen, doch seit dem Tod seiner geliebten Cattie-brie vor immerhin 70 Jahreszeiten hat sein Leben an Freude und Glanz verloren. Wie ihm geht es auch seinem alten Freund und Waffenbruder, dem Zwergenkönig Bruenor. Gemeinsame Weggefährten sind verschollen, oder lange beigesetzt; Einsamkeit prägt ihren Tag. Um der Trauer zu entgehen, stiehlt sich der Zwergenkönig aus der Verantwortung und macht sich, begleitet von seinem Freund, auf die Suche nach dem sagenhaften Zwergenreich Gauntlgrym. Jahrelang ziehen sie gemeinsam durch die Lande, erleben Abenteuer, vermeiden es aber auch, über ihre Gefühle, ihre Trauer zu sprechen und diese so vielleicht zu lindern oder zu verarbeiten.

Allerdings sind sie nicht die Einzigen, die sich auf die Suche begeben haben. Auch ihr alter Widersacher Jarlaxe ist auf der Suche nach lang verschollenen Schätzen, nach Magie und uralten Geheimnissen. Und er hat gegenüber unserem Duo einen großen Vorteil: Jarlaxe hat Verbündete, die wissen wo sie zu suchen haben.

Doch als sie verleitet werden, ein uraltes Übel aus seinen Fesseln zu befreien, ahnen sie nicht, was sie da auf die Welt loslassen. Erst als Niewinter, eine ganze Stadt, förmlich von der Karte getilgt wird, ahnen sie, was für eine Kreatur sie freigesetzt haben. Nur gemeinsam könnte es den ehemaligen Gegnern gelingen, die Gefahr durch die Feuerkreatur zu bannen – doch zunächst müssen sich die so unterschiedlichen Krieger untereinander vertrauen; und das ist nicht so einfach…

Salvatore greift im ersten Teil seiner neuen Trilogie zunächst auf alte Bekannte zurück. Und er zeigt uns Helden, die von Erinnerungen geplagt werden, die trauern und bei all ihrem Wissen, ihrem starken Charakter, doch unfähig sind, über ihre Gefühle miteinander zu sprechen. Immer wieder einmal blitzt gerade im ersten Teil die Sprachlosigkeit der Beiden ob der Verluste auf, wirkt ihr neues Abenteuer eher wie eine Flucht vor den sie plagenden Verlusten. Das ist, gerade für einen Fantasy-Roman, nicht unbedingt ein gewohnter Plot, das wirkt nachdenklich und tiefschürfender, als ich es bislang von der Reihe um Drizzt gewohnt war, auch wenn in „Ghostking“ bereits einmal die Trauer um Catti-brie thematisiert wurde. .

Auffallend, dass Salvatore vorliegend mehrere größere zeitliche Sprünge in die Handlung einbaut. Hier muss man als Leser aufpassen, sich selbst deutlich machen, dass Allianzen wechseln, sich Machtverhältnisse verschieben und Menschen mit einer entsprechend kürzeren Lebensdauer als die Zwerge, Elfen und Co auch altern und sterben.

Drizzt selbst nähert sich wieder dem Charakter an, den wir aus den ersten Teilen der Saga kennen. Er sucht nach Kämpfen, ist direkter, brutaler in seinen Handlungen als wir dies aus den letzten Bänden gewohnt waren. Hinzu gesellen sich neue Figuren (die Elfenkriegerin Dhalia, der Attentäter Barrabus der Graue), die den Leser faszinieren.

Das ist bestes Fantasy-Abenteuergarn ganz im Stil des bisherigen Bände, vielleicht gerade zu Beginn ein wenig nachdenklicher, bevor es dann im Galopp auf ins Abenteuer geht, Für Fans der Serie zu empfehlen, bislang Drizzt-Unbedarften würde ich aber zunächst die ersten Teile der Saga empfehlen.