Laura Bickle: Flammenzorn (Buch)

Laura Bickle
Flammenzorn
Anya Kalinczyk 1
(Embers, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier
Titelgestaltung von Anke Koopmann, Guter Punkt, unter Verwendung von Motiven von thinkstock und Sylwia Malkris
Bastei-Lübbe, 2012, Taschenbuch, 356 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20651-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Anya Kalinczyk arbeitet als Ermittlerin für die Detroiter Feuerwehr – und als Medium für die DAGR, eine Gruppe, die sich mit übersinnlichen Phänomenen befasst. Kurz vor Halloween bekommt sie viel zu tun. Ein Serientäter zündet scheinbar wahllos Wohnhäuser und andere Gebäude an. Seltsamerweise finden sich keine Hinweise auf die verwendeten Substanzen, dafür jedoch eine ägyptische Hieroglyphe, die in den Boden eingebrannt ist. Die Angelegenheit wird umso ernster, als ein Feuerwehrmann schwer verletzt wird und stirbt – denn nun schaltet sich die Polizei ein.

Bei einem Einsatz begegnet Anya einem ‚brennenden Mann‘, dem sie eine Schusswunde zufügen kann, bevor er entkommt. Wenig später gibt er sich ihr auf der Beerdigung des Feuerwehrmannes zu erkennen. Zu ihrer grenzenlosen Überraschung ist Drake Ferrer eine ‚Laterne‘ wie sie: Er kann Geister sehen und sie bannen, indem er sie verschlingt. Überdies ist er ein Feuermagier, während Anya bei übersinnlichen Angriffen auf die Unterstützung ihres Elementars Sparky, ein Feuersalamander, angewiesen ist. Obwohl Anya und Drake Feinde sind, denn der ehemalige Architekt plant, einen Feuerdrachen zu wecken und Detroit zu zerstören, sind sie fasziniert voneinander.

Als wäre dies nicht schon kompliziert genug, misslingt ein Exorzismus, den die DAGR an einem jungen Mädchen durchführt. Der Dämon geht auf Anya über und erlangt zunehmend Kontrolle über sie. Drake, der Mimiveh bannen könnte, weigert sich, denn diese Entwicklung ist seinem Vorhaben dienlich. Und es kommt sogar noch schlimmer, denn der Geist einer anderen ‚Laterne‘ lässt Anya wissen, dass sie sich, um den erwachten Feuerdrache zu beschwichtigen, opfern muss…

Laura Bickles Debütroman „Flammenzorn“ weiß positiv zu überraschen. Schon nach wenigen Seiten folgt man gebannt der Geschichte und möchte das Buch erst nach der letzten Seite aus der Hand legen. Grund dafür ist zunächst einmal die Idee an sich: Ein Medium, das von einem Elementargeist begleitet, als Brandermittlerin und Geisterjägerin arbeitet, muss all ihr Können aufbieten, um jemanden, der wie sie ist, daran zu hindern, ein uraltes Feuerwesen zu wecken, das Detroit zerstören würde. Nun, dass mächtige Geister und Dämonen die Welt verheeren wollen, ist nicht neu, aber die Gestaltung der Hauptfigur Anya Kalinczyk und ihres Beschützers Sparky ist erfrischend anders, zumal die beiden nicht zu Überhelden mutieren, sondern immer wieder auf die Hilfe ihrer Freunde angewiesen sind und beim Showdown eine gehörige Portion Glück haben.

Tatsächlich können die Charaktere überzeugen. Anya trägt schon seit ihrer Kindheit Schuldgefühle mit sich. Was damals passierte und wie sie zu Sparky kam, erfährt man nach und nach. Sowohl die Erinnerungen als auch der Besitz ergreifende Elementar tragen dazu bei, dass sich Anya scheut, Beziehungen einzugehen. Die Freunde der Phantastik dürfen darum aufatmen, denn „Flammenzorn“ ist ein waschechter Urban-Fantasy- und kein Romantic-Fantasy-Roman. Zwar entflammt Anya für ihren Gegner Drake und auch für einen ihrer DAGR-Kollegen, doch halten sich entsprechende Szenen in Grenzen und unterstützen lediglich die Charakterisierung der Protagonistin.

Die Handlung spult sich ganz ohne Längen und unnötige Details ab. Natürlich muss ein Puzzle zusammengesetzt werden, das erst zum Ende hin das Gesamtbild zeigt. Fasziniert begleitet man Anya bei ihren Recherchen und amüsiert sich über die humorigen Einlagen, für die Sparky sorgt. Drakes widersprüchlicher Charakter ist für so manche unerwartete Wendung verantwortlich. Obwohl das Buch einen runden Eindruck hinterlässt, werden nicht alle Geheimnisse gelüftet – ein bisschen soll schließlich für den zweiten Band, „Flammensturm“ übrig bleiben.

Der Stil der Autorin ist flüssig und angenehm, ihre Figuren liefern überzeugende Dialoge, und man hat keinen Moment den Eindruck, sie würde die Übersicht über die komplexe Handlung verlieren. Von daher ist „Flammenzorn“ ein Debütroman, der sich sehen lassen kann – und dessen Lektüre insbesondere den weiblichen Fantasy-Lesern, die sich leicht mit Anya identifizieren können, viel Spaß machen wird.