Cassandra Clare: City of Fallen Angels – Chroniken der Unterwelt 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 11. Dezember 2011 11:08
Cassandra Clare
City of Fallen Angels
Chroniken der Unterwelt 4
(City of Fallen Angels, 2011)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Franca Fritz und Heinrich Koop
Titelillustration von Frauke Schneider
Arena, 2011, Hardcover, 574 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-401-06559-5
Von Christel Scheja
Die ursprünglich auf drei Bände geplanten „Chroniken der Unterwelt” werden jetzt nach dem Willen der Autorin sechs Bücher umfassen, weil ihre Saga offensichtlich nicht nur großen Anklang fand, sondern auch nicht nur so kurz erzählt werden wollte. Kürzlich hat Cassandra Clare ihr Universum auch noch um die „Chroniken der Schattenjäger“ erweitert. Und dort sind Entwicklungen erkennbar, die nun auch ein wenig in „City of Fallen Angels“ hinein spielen.
Zwar konnte die Gefahr gebannt werden, die von Valentin Morgenstern ausging, aber sie hat einen sehr hohen Preis gefordert. Davon weiß Clary aber noch nichts, die inzwischen die normale Schule abgebrochen hat, um ihre Ausbildung zur Schattenjägerin zu forcieren, damit sie umso besser an der Seite von Jace kämpfen kann.
Da sich die Wogen zu beruhigen scheinen, die die letzten Machenschaften des bösen Nephilim aufgeworfen haben, planen nun auch Luke und Jocelyn, Clarys Mutter, ihre Hochzeit. Nur Simon hadert mit seinem Schicksal. Auch wenn er anders als andere Vampire durch ein magisches Zeichen von Jace am Tag aktiv sein kann, merkt er immer mehr, dass er sein früheres Leben nicht so einfach weiter machen kann. Zwar lebt er noch bei seiner Mutter, geht weiter zur Schule und übt mit der Band – aber wie lange kann er die „Normalität“ noch aufrecht erhalten, zumal er immer wieder damit konfrontiert wird, dass er nicht mehr richtig essen kann. Zudem wird er von mehreren Seiten unter Druck gesetzt. Der von den Schattenjägern ist eher sanft und freundlich – zumal seine Freunde ihre Finger mit ihm Spiel haben; deutlicher werden da die Vampire. Camille, das überraschend nach New York zurückgekehrte Oberhaupt der Vampire, fordert einen Bluteid von ihm, damit er sich ihr unterwirft.
Denn neben der Fähigkeit, am Tag zu wandeln, scheint Simon eine andere Gabe zu besitzen. Diese scheint von einem Zeichen auf seiner Stirn auszugehen, das immer dann zum Leben erwacht, wenn er massiv bedroht wird. Doch wer sind die geheimnisvollen Typen, die ihn immer wieder umbringen wollen? Welches Spiel treibt der geheimnisvolle Kyle mit ihm? Und was hat das letztendlich alles mit dem seltsamen Kult und dem missgestalteten Säugling zu tun, der mit Dämonenmerkmalen in einem Krankenhaus abgegeben wird?
„City of Fallen Angels“ wirkt wie die Ruhe vor einem großen Sturm. Die Gefahr scheint gebannt, und viele der Hauptpersonen versuchen zu einer gewissen Normalität überzugehen. Das bedeutet für Clary, sich ihrem Erbe zu stellen und das nachzuholen, was Jace schon längst hinter sich hat. Etwas mehr Raum gönnt die Autorin hingegen Simon, der diesmal zu einer Schlüsselfigur wird. Nicht nur, dass er mit seinem neuen Dasein hadert und erst einmal nicht wirklich weiß, was er mit seinen Gaben – aber auch seinen dunklen Seiten – anfangen soll, er ist auch ein wichtiges Instrument in einem Spiel, das weite Kreise zieht. Die scheinbar nebensächlichen Ereignisse, die sich wie eine Perlenkette durch die Geschichte ziehen, fügen sich am Ende wieder einmal zu einem interessanten und stimmigen Gesamtbild zusammen.
Zwar passiert in der ersten Hälfte des Romans nicht viel, dafür gibt es einen tieferen Einblick in die Gefühle und die Erinnerungen verschiedener Figuren, Entwicklungen werden deutlich, die sich später bemerkbar machen werden. Geschickt werden Hinweise eingestreut, die nicht nur Verbindungen zu den vorhergehenden Büchern knüpfen, sondern auch zu der Saga, die gut ein Jahrhundert früher spielt. Und auch wenn die eigentliche Handlung einen guten Abschluss findet-– die wahren Schwierigkeiten fangen erst an, wie die letzten Seiten des Buches verraten.
Wieder einmal weiß Cassandra Clare durch ihre flüssige und den Figuren nahe stehende Erzählweise zu fesseln. Auch wenn nicht immer viel passiert, so ist doch jede Szene ein weiteres Puzzleteil, um das Universum der Schattenjäger näher kennen zu lernen. So wird die Geschichte niemals langweilig und fesselt vom Anfang bis zu Ende, da sie auch für erfahrene Leser nicht vorhersehbar ist.
„City of Fallen Angels“ führt nicht nur den Zyklus um die „Chroniken der Unterwelt” weiter, das Buch zeigt auch, wie vielschichtig und spannend Urban Fantasy sein kann, wenn man mit den Mythen der Welt geschickt und überraschend zu spielen weiß und dazu glaubwürdige Figuren bietet, mit denen sich nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene identifizieren können.