Clark Ashton Smith: Die Stadt der Singenden Flamme (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 07. Dezember 2011 21:33
Clark Ashton Smith
Die Stadt der Singenden Flamme
H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens 24
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Malte S. Sembten, Alexander Amberg, Andreas Diesel
Festa, 2011, Hardcover, 396 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86552-083-8
Von Carsten Kuhr
Clark Ashton Smith (*13.01.1893) war und ist der Unbekannteste im Triumvirat der frühen „Weird Tales“-Autoren. Während seine langjährigen Brieffreunde H. P. Lovecraft und Robert E. Howard posthum zu Weltruhm gelangten, blieb Smith lediglich einem relativ kleinen Kreis von Lesern bekannt.
Wie hat er selbst sein Werk so treffend in einem Brief an den Illustrator Virgil Finley 1937 charakterisiert: „Ich bezweifle, dass meine Werke jemals ein breites Publikum ansprechen werden, denn die Ideenwelt und Ästhetik meiner Erzählungen und Gedichte sind der Psychologie des Durchschnittslesers allzu fremd“ (S. 20).
Und wirklich war ihm der große finanzielle Erfolg Zeit seines Lebens nicht vergönnt gewesen. Zwar zog sein Oeuvre eine Anzahl von Kollegen und Bewunderer an, seine atmosphärisch unheimlich dichten Geschichten aber blieben der Masse fremd.
Das lag und liegt auch darin begründet, dass er seinen Lesern weder wie Howard einen Schwert schwingenden Recken anbot, noch wie Lovecraft mit den Großen Alten dem Horror seine Referenz erwies. Bei ihm standen keine Helden im Vordergrund, es ist auch nicht das unfassbar Böse das fasziniert, sondern die einfühlsame Beschreibung seiner Welten. Abseits üblicher Abenteuer-Epen bannt er mit der atmosphärisch dichten Beschreibung von fremden Kontinenten, Welten und Sphären. Dabei schafft er es, seine Leser scheinbar mühelos von der Realität und der Andersartigkeit der fremden Gestade zu überzeugen und sie die Realität vergessen zu lassen.
Das sind dann auch keine Geschichten, die man am laufenden Bann „runterlesen“ kann, sondern Erzählungen, die man, wie einen guten Wein, Schluck für Schluck genießen und würdigen sollte.
Im deutschen Sprachraum erschienen in der legendären „Bibliothek des Hauses Usher“ (Insel Verlag) zwei von Polakovics übersetzte Sammelbände („Saat aus dem Grabe“ und „Planet der Toten“), denen in den 80ern „Poseidonis“ (Moewig Verlag) und „Das Haupt der Medusa“ (Suhrkamp) folgten. Schon 2001 legte Frank Festa dann in seinem Verlag mit „Necropolis“ einen ersten Auswahlband vor, dem er nun, nach Abschluss der ausgezeichnet übersetzten und redigierten Lovecraft-Werksausgabe, den ersten Band der gesammelten Erzählungen Smiths folgen lässt.
Wie von Festa mittlerweile gewohnt, erwartet den Leser ein liebevoll und sorgfältig gemachtes Buch. Der Schutzumschlag in strukturierter Lederoptik, ein Lesebändchen und Fadenheftung sorgen für lang anhaltenden Lesegenuss.
Ähnlich wie bei der Lovecraft-Ausgabe werden auch die Stories von Clark Ashton Smith neu ins Deutsche übertragen. Und hier wird erneut deutlich, dass, anders als bei den Titeln der großen Publikumsverlage, Fachleute am Werke sind, die mit Herzblut ihre Aufgabe versehen. Die Übersetzer versuchen, möglichst nah an den Geist des Originals heranzukommen, die Wucht der Beschreibungen Smith über die fernen Gestade, in die er seine Leser entführt, einzufangen. Und dies ist ihnen, auch und gerade verglichen mit den bislang vorliegenden Veröffentlichungen im deutschen Sprachraum, gelungen.