Robert Jordans Rad der Zeit: Der neue Frühling – Die Graphic Novel (Comic)

Robert Jordan & Chuck Dixon
Robert Jordans Rad der Zeit: Der neue Frühling – Die Graphic Novel
(Robert Jordans New Spring 1-8, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Titelbild und Zeichnungen von Mike Miller, Harvey Tolibao, Joseph Cooper
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 224 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-195-7

Von Christel Scheja

Die Graphic Novel „Der neue Frühling“ basiert auf Inhalten aus den beiden ersten Romanen des „Rad der Zeit“-Zyklus’ und nicht zuletzt der gleichnamigen Novelle von Robert Jordan, die als 29. Band der Reihe bei Piper erschien. Der Autor ist leider verstorben, bevor er sein Lebenswerk vollenden konnte, hat aber dennoch ein beeidruckendes Zeugnis seiner Fabulierkunst hinterlassen und den Geschmack einer ganzen Generation von Fantasy-Fans mitgeprägt.

Erzählt wird eine der zahlreichen Vorgeschichten, in denen Rand Al’Thor, der Held der eigentlichen Geschichte noch keine Rolle spielt, wenn man einmal davon absieht, dass er gerade geboren zu werden scheint.

Während die Stadt Tar Valon unter dem erbitterten Ansturm der Aiel erschüttert und die vereinten Streitmächte gegen die Wüstenbewohner kämpfen, die einst mit dem „Dunklen König“ paktierten und es vielleicht noch immer tun, haben die Aes Sedai, die weisen Frauen, die allein die Erlaubnis haben, Magie zu kontrollieren, ganz andere Sorgen.Denn ihre Seherin Gitara erkennt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem sich eine alte Prophezeiung erfüllt und der „Drache“ gerade jetzt wiedergeboren wird – der erste Mann seit tausend Jahren, der die männliche Seite der Magie beherrschen kann, ohne darüber wahnsinnig zu werden. In seinen Händen wird das Schicksal der Welt liegen, da er die Krieger noch einmal vereinen und endlich die Macht des „Dunklen Königs“ brechen können soll.

Unter denen, die die Weissagung mitbekommen ist auch die „Aufgenommene“, Moiraine Damodred, die nahe davor ist selbst zur Aes Sedai zu werden. Sie und ihre Freundin werden zum Schweigen über den genauen Wortlaut verpflichtet. Aber sie bekommen auch mit, dass die Nachricht durch andere Kanäle nach draußen gedrungen ist, da die Schwesternschaft nach dem gerade erst geborenen Kind suchen lässt und lange Listen anlegt. Und warum werden sie nun geradewegs dazu gedrängt, die Prüfungen abzulegen und endlich vollwertige Schwestern zu werden? Will man so die Möglichkeit bekommen, sie schneller mundtot zu machen?

Sowohl Moiraine als auch Siuan Sanche erkennen schon bald, das jemand ganz und gar nicht daran interessiert zu sein scheint, dass der „Wiedergeborene Drache“ gefunden und in die Obhut der Aes Sedai gebracht wird. Doch wer steckt hinter den Morden an den Schwestern? Und aus welchem Grund tötet er diejenigen, die der Wahrheit vielleicht zu nahe kommen? Um das zu erfahren, wagt Moraine einen folgenschweren Schritt.

Trotz des informativen Vorworts von Robert Jourdan selbst und dem erklärenden Register am Ende des Bandes werden Fantasy-Fans, die nicht zumindest ein oder zwei Bände vom Anfang der Saga kennen, mit Fragezeichen auf der Stirn dastehen. Man gibt sich zwar redliche Mühe, die Geschichte ohne zu viel Ballast zu erzählen, aber das gelingt leider nicht immer, da der Hintergrund einfach zu komplex ist. Fans werden hier aber die Vorgeschichte von Moiraine und die Gründe für ihre besondere Stellung unter den Aes Sedai wie auch die Suche nach dem „Wiedergeborenen Drachen“ in ihrer ganzen Länge und auf das wesentliche komprimiert, genießen können.

Die Geschichte besitzt Spannung und Abenteuer, erlaubt einige kurze Einblicke in die Welt, wird dadurch an manchen Stellen aber auch verwirrend, da man mit einer Vielzahl von Personen konfrontiert wird. Hier erweist es sich manchmal als etwas fatal, dass die Figuren sich zeichnerisch leider oft sehr ähnlich sehen, speziell die Frauen, gerade wenn sie ähnliche Kleidung tragen und sich von Frisur und Gesichtsschnitt ähnlich sind. Sonst gibt es aber keine weiteren Mängel – die Gewichtung der einzelnen Geschehnisse stimmt, und die Geschichte ist halbwegs in sich geschlossen, auch wenn man das Gefühl hat, dass es danach noch gut weitergehen könnte, weil die Suche der jungen Aes Sedai gerade erst angefangen hat.

Insgesamt macht „Der neue Frühling“ einen guten Eindruck und Lust auf mehr Fantasy-Abenteuer in diesem Stil. Allerdings sollte man zumindest ein bisschen mit Robert Jordans Epos vertraut sein, um die Graphic Novel in ganzen Zügen genießen zu können.