Professor Zamorra 39: In Gothams Schatten, Simon Borner (Buch)

Professor Zamorra 39
In Gothams Schatten
Simon Borner
Titelillustration von Sandoval
Zaubermond, 2011, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

Nachdem die Hölle und die Dämonen besiegt scheinen, könnten unser wackere Professor Zamorra und seine bezaubernde Begleiterin eigentlich in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen. Doch so ganz scheint das Unterbewusstsein Zamorras dem Frieden noch nicht zu trauen. Immer wieder suchen ihn Ahnungen heim, Albträume und Befürchtungen, dass ihre Arbeit beileibe noch nicht beendet ist.

Und wirklich scheint das Böse erneut zuzuschlagen. New York, der Big Apple, die Stadt die niemals schläft, Irving nannte sie treffend Gotham, ist einmal mehr Schauplatz eines Angriffs der besonderen Art. Zehn Jahre ist es her, dass die Twin Towers dem Anschlag zum Opfer fielen und die Weltmacht USA, die bis dahin für Freiheit und Bürgerrechte stand, ins Taumeln geriet. In der Folge von 9/11 wurden die Bürgerrechte massiv eingeschränkt, Hysterie griff um sich, und das Selbstbild einer großen Nation geriet ins Wanken. Nun, zehn Jahre sind seitdem vergangen, plant New York eine würdige Gedenkfeier. Im Stadion der New York Yankees soll der Opfer gedacht werden, der Präsident selbst soll eine bewegende Rede halten.

Im Vorfeld des Großereignisses mehren sich die Anzeichen, dass auch andere Mächte die Feier für sich zu nutzen gedenken. Ein schwarzer Schatten hinterlässt in der Stadt seine grausam entstellten Opfer. Männer verbrennen bei lebendigem Leib – der Täter wandelt unangetastet durch die Flammen –, ein anderer wird förmlich zerrissen. Lt. Zandt vom NYPD, der sich lange Zeit gegen auch nur den Gedanken eines übernatürlichen Täters sperrte, muss anerkennen, dass nur Zamorra und Sergant Sipowicz das drohende Unheil aufhalten können – denn die Dimensionen überlappen sich und etwas Dunkles, etwas Böses, droht Besitz von der Stadt zu nehmen…

Schon in den Heften 943 und 952 nahm uns Simon Borner an die Hand, um gemeinsam mit Zamorra und Sipowicz damals einer Zombieplage Herr zu werden. Bereits damals erwies er sich als profunder Kenner der Metropole am Hudson, so dass ihm der Einstieg dieses Mal diesbezüglich leicht fiel. Die Kapitel, die uns New York und die Beamten des New Yorker Police Departements zeigen, sind folgerichtig inhaltlich wie atmosphärisch überzeugend und dicht. Man findet sich unwillkürlich im Central Park wieder, streift durch das leere Stadion der Yankees und besteigt die Freiheitsstatue.

Demgegenüber fielen die Angriffe des schwarzen Schattens nicht ganz so überzeugend aus. Zu diffus bleibt für mich hier die Gefahr, die von der mysteriösen Bedrohung ausgeht, es bietet sich dieses Mal eben kein dämonischer Gegner, den unser Protagonist greifen kann.

Viele werden gerade deshalb den Roman mögen, werden denken, dass endlich einmal kein vermenschlichter Böser den Widersacher stellt, dass hier atmosphärisch dicht eine Bedrohung abseits des Gewohnten aufgebaut wird. Mir aber lagen die Bösewichte aus der Hölle ein wenig mehr.