Birds of Prey 1 (Comic)

Gail Simone
Brightes Day
Birds of Prey 1
(Birds of Prey Vol. 2, 1 – 6, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Titelillustration und Zeichnungen von Ed Benes, Maria Benes, Adriana Melo, J. P Mayer, Nei Ruffino u. a.
Panini, 2011, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Gail Simone ist eine bekannte amerikanische Autorin, die es besonders versteht, weibliche Comic-Heldinnen glaubwürdig und mit einem Schuss Humor in Szene zu setzen, beispielsweise in Serien wie „Wonder Woman“, „Rose and Thorne“ und „Deadpool“. Auch Ed Benes ist kein Unbekannter. Der Brasilianer zeichnet sich durch einen realistisch-idealistischen Stil aus und arbeitete unter anderem an „Supergirl“, „Gen13“ und „Captain Marvel“.

Die Reihe „Birds of Prey“ wurde 1999 gestartet und kam auf 127 Hefte. Schon damals stammten mehrere Episoden aus der Feder von Gail Simone, die nun auch „Birds of Prey Vol. 2“ schreibt. Zu den aktuellen Team-Mitgliedern gehören Oarcle, Black Canary, Huntress, Lady Blackhawk, Dove und – erstmals ein Mann: Hawk.

Während Oracle von ihrem bestens gehüteten Versteck aus die Aktionen ihrer Kameraden koordiniert, bekämpfen diese in den Straßen Gothams und an anderen Orten das Verbrechen. Aber nicht immer verlaufen die Missionen glücklich.

Jemand bemüht sich, Black Canary zu diskreditieren und ihr einen Mord anzuhängen, den sie nicht begangen hat. Obendrein wird ihre Geheimidentität enthüllt. Es kommt aber noch schlimmer, denn die mysteriöse White Canary attackiert die Gruppe, um Rache zu nehmen. Sie erpresst Black Canary mit dem Leben eines Menschen, der ihr sehr nahe steht. Um der Kameradin, die auf die Forderungen ihrer Feindin eingeht, helfen zu können, müssen Huntress, Lady Blackhawk, Dove und Hawk erst den Pinguin unschädlich machen, doch zwei von ihnen brauchen dringend ärztliche Hilfe.

Unterdessen wird Oracle ausgerechnet von Savant und Creote, die sie für Freunde gehalten hat, entführt. Was haben die beiden mit ihr vor? Offensichtlich geben sie Oracle die Schuld an Savants psychischen Problemen, von denen sie zwar wusste, die sie aber ignorierte. Nun ist es zu spät, für Savant etwas zu tun, denn er will sein Leiden beenden, indem er Selbstmord begeht…

Das erste „Birds of Prey“-Paperback darf man als einen sehr vielversprechenden Neuanfang betrachten. Nicht nur haben sich beliebte Figuren, die teilweise schon in der ersten Serie auftraten, zu einer schlagkräftigen Truppe formiert, zu der erstmals ein Mann gehört, sie müssen sich auch gleich mit hochkarätigen und gefährlichen Feinden wie dem Pinguin und Lady Shiva auseinandersetzen und interne Probleme in den Griff bekommen. Hinter den Kämpfen steckt jedoch sehr viel mehr, denn den Feinden geht es um die Vernichtung von Black Canary und Orcale, die in der Vergangenheit schwere Schuld auf sich luden – zumindest glauben das ihre Gegenspieler. Die anderen Team-Mitglieder werden in diese Tragödie hineingerissen, da sie ihre Freunde nicht im Stich lassen wollen.

Dabei sind sie noch dabei, sich zusammenzuraufen. Insbesondere Hawks Aufnahme ist umstritten, da er erst beweisen muss, dass er als die Verkörperung des Krieges sich beherrschen kann und teamfähig ist. Er gibt sich als Einzelgänger und ist von seinen Fähigkeiten sehr überzeugt. Die Einzige, die zu ihm durchdringt, ist Dove, die als Trägerin der Friedenskraft vom Wesen her sein Gegenstück darstellt. Tatsächlich scheint Oracle im Fall von Savant und Creote ihr Vertrauen den Falschen geschenkt zu haben. Beide wechseln regelmäßig die Seiten und arbeiten nun wieder gegen Oracle. Allerdings soll sie nicht sterben, sondern Zeugin von Savants Selbstmord werden, seine Rache für ihr Versagen. Als Savant in den Abgrund springt, greift Creote nicht ein, und Oracle ist es, die ihn trotz ihrer Behinderung zu retten versucht. Doch ihre Kräfte reichen nicht...

Was ist stärker: Creotes Bindung an sein Versprechen – oder die Liebe, die er insgeheim für Savant empfindet? Homosexuelle Helden sind inzwischen zwar kein Tabu mehr (Northstar, Rictor, Shatterstar, Apollo, Midnighter und so weiter), doch die deutliche Darstellung von Gefühlen ist eher noch die Ausnahme, da die Mehrheit der Leser daran Anstoß nehmen könnte, gerade in einem Land wie den USA, das zwar keine Probleme mit Abbildungen von Gewaltszenen hat, Comics mit erotischer Tendenz jedoch unter dem Ladentisch verkauft.

Gail Simones Story ist vielschichtig und packend, ihre individuell gestalteten Charaktere sind überzeugend. Ed Benes und seine Mit-Zeichner haben die Geschichte in dynamischen Bildern sehr gefällig umgesetzt. Es passt einfach alles, und man möchte am liebsten gleich den nächsten Band lesen. Obwohl man viele Antworten erhält, bleibt genug offen, so dass man gespannt der Fortsetzung harrt, denn „Der Tod von Oracle“ ist das Ziel ihres ärgsten Widersachers.