Locke & Key 4: Schlüssel zum Königreich (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Juli 2011 19:37
Joe Hill
Locke & Key 4
Schlüssel zum Königreich
(Locke & Key: Keys to the Kingdom #1-6, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelbild und Zeichnungen von Gabriel Rodriguez
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-060-8
Von Christel Scheja
Zwar wird es nun vielleicht doch nichts mit einer „Locke und Key“-Fernsehserie, aber die von Joe Hill und Gabriel Rodriguez geschaffenen Graphic-Novels feiern weiter Erfolge, gerade weil sie 2011 für gleich vier Eisner-Awards nominiert worden sind.
Schon eine ganze Weile leben die drei Locke-Kinder Tyler, Kinsey und Bode mit ihrer Mutter im Key-House im schaurigen Örtchen Lovecraft an der Ostküste der USA, nachdem ihr Vater grausam zu Tode gekommen ist. Sie haben sich inzwischen ganz gut an das seltsame Vermächtnis gewöhnt, das von diesem Gemäuer und den darin verborgenen Schlüsseln ausgeht.
Doch auch das wirkliche Leben will gemeistert werden. Bode tut sich ein wenig schwer damit, wie seine Mutter durch einen der Lehrer erfahren muss. Denn der Junge hat seltsame Geschichten im Kopf und verschreckt die Kinder eher, als sie für sich gewinnen. Aus diesem Grund wird dem jüngsten Locke auch ins Gewissen geredet. Doch erst der „Tier-Schlüssel“, durch den er sich in einen Spatz verwandelt und lernen muss, mit einem Schwanz zu fliegen, lehrt ihn zu verstehen, was die Erwachsenen eigentlich von ihm wollen.
Wie aus einem alternativen Universum gerissen wirkt das Abenteuer der „Seltsamen Schwadron“, die im Auftrag eines Geistes einen grausamen Feldzug führen soll. Erst als Sergeant Rufus Whedon und Korporal Bode Locke ihr Ziel erreichen, wird klar, dass sie schnell und gezielt handeln müssen, um nicht selbst zu lebenden Toten zu werden.
Auch wenn Kinsey mit einer Menge anderer Probleme zu kämpfen hat, versucht sie mehr über die das Leben ihres Vaters in Lovecraft zu erfahren. Eine erste Chance dazu bietet sich, als das Mädchen auf der Straße einer alten Frau im Rollstuhl begegnet und zufällig deren Namen mitbekommt. Es ist einer von denen, die sie bereits an anderer Stelle – der Wand einer unheimlichen Höhle – zusammen mit dem ihres Vaters gelesen hat...
Derweil ist Tyler ganz mit seiner neuen Freundin und seinem Kumpel Zack beschäftigt, merkt dabei nicht, wie er von letzterem immer mehr beeinflusst wird. Denn Zack alias Luke wartet nur auf eine Gelegenheit um weitere Schlüssel an sich zu bringen und Rache zu nehmen und sein Plan scheint langsam aufzugehen, auch wenn er mittlerweile ungeduldig wird. Während eines Fechtturniers scheint seine Stunde gekommen zu sein.
Auch der vierte Band der Saga überzeugt wieder mit einer komplexen Geschichte, die sich dem Leser allerdings nicht sofort erschließt. Aber auch wenn die Episoden um die Locke-Kinder unabhängig voneinander scheinen, so fügen sie dem Geheimnis um das Key-House doch weitere Facetten hinzu. Dabei gelingt es Autor und Künstler immer noch, abwechslungsreich zu bleiben.
Erscheinen die Erlebnisse von Bode noch sehr märchenhaft und harmlos, gerade weil sie auch im Cartoon-Stil gezeichnet sind, der die unheimliche Atmosphäre etwas ins Lächerliche zieht, so gibt es auch in diesen makabere und böse Momente.
Als actionreiches Abenteuer mit Horror-Elementen erweisen sich die Erlebnisse der „Seltsamen Schwadron“, die schließlich zur Weiterführung der Ereignisse hinleiten. Zunächst scheint im frostigen Februar alles recht ruhig zu verlaufen, denn nur alltägliche Probleme beherrschen das Leben der beiden Teenager und ihres jungen Bruders – dann aber zeigt Zack sein wahres Gesicht...
Joe Hill wird nicht müde, vertraute Motive aus Schauermärchen und Horrorgeschichten zu zitieren und dabei mit den Erwartungen der Leser zu spielen. Nicht selten führt er Handlungsmuster ad absurdum und zeigt, dass es auch anders geht. Auf jeden Fall ist es mit einmaligem Lesen nicht getan, auch beim zweiten und dritten entdeckt man noch weitere überraschende Details.
Gerade das Ende erweist sich als böser Cliffhanger, der die Karten noch einmal neu mischt und besonders neugierig auf die Fortsetzung macht. Alles in allem erfüllt auch diese Graphic Novel wieder alle Erwartungen, die man an die Reihe stellt. Denn neben viel Action gibt es auch so manche unerwartete Wendung und skurrile Entwicklungen, die Lust auf mehr machen.
Erneut liefert Gabriel Rodriguez die passenden Zeichnungen ab, auch wenn man sich in der erste Episode an den cartoonhaften Zeichenstil gewöhnen muss. Hilfreich ist auch diesmal wieder der Anhang, der die bisher aufgetauchten Schlüssel und ihre Fähigkeiten vorstellt. Gerade daran merkt man, das wieder neue dazu gekommen sind.
„Schlüssel zum Königreich“, ist bereits der vierte Teil von „Locke & Key“, zeigt aber noch keine Ermüdungserscheinungen, da Joe Hill noch immer vor skurrilen Einfällen sprüht und die Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen weiter führt, die Lust auf mehr aus seiner und Gabriel Rodriguez’ Feder macht.