Bianka Minte-König: Estelle – Dein Blut so rot – Die dunkle Chronik der Vanderborgs 1 (Buch)

Bianka Minte-König
Estelle – Dein Blut so rot
Die dunkle Chronik der Vanderborgs 1
Titelgestaltung von ZERO Werbeagentur unter Verwendung eines Fotos von Sylwia Makris
Otherworld, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 423 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9524

Von Petra Weddehage

Jakob Vanderborg bekommt von seiner Frau die Söhne Hansmann, Friedrich und die Tochter Estelle geschenkt. Doch die Geburt ihrer Tochter bringt der Frau den Tod im Kindbett. So wird Estelle, die nicht im konventionellen Sinn erzogen wurde, ein ungestümer Wirbelwind. Sie hat ihren eigenen Kopf und einen unbändigen Freiheitswillen.

Als ihr Vater sie auf eine Exkursion mit in die Karpaten nimmt, wird das Schicksal der Vanderborgs durch einen schrecklichen Fluch besiegelt. Die Untote Eleonore vereinigt sich mit Estelle. Da Eleonore dem Geschlecht des Ladislav von Przytulek Rache geschworen hat, bis auch der letzte lebende Nachfahre stirbt, ist sie selber in diesem Schwur gefangen, der auch für sie zum Fluch wird. Um zu überleben, braucht sie menschliches Blut. Als Estelle sich verliebt und trotzdem von ihrem Vater dem ihr unsympathischen Grafen Utz zur Ehefrau versprochen wird, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Obwohl Vampir–Storys überall zu finden sind, schafft es die Autorin, die Geschichte in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einzubetten und etwas ganz Eigenes zu inszenieren. Die Sorgen und Nöte der Menschen vermischen sich mit dem der vom Vampirfluch infizierten Estelle. Dabei ist sie immer noch sehr menschlich. Nur ihr unstillbarer Blutdurst lässt sie außer Kontrolle geraten. Ihre Opfer sucht sie sich unter jenen, die zum Abschaum der Menschheit gehören. So fällt deren Verschwinden nicht weiter auf. Dennoch, mit jedem Blutkuss, den sie vergibt, wird ihr Gewissen schwerer belastet. Nur ihr Bruder Friedrich scheint zu wissen, was in ihr vorgeht. Die Heirat mit dem ungeliebten Utz, der sich als despotischer Gemahl entpuppt und zur Grausamkeit neigt, ist ein weiterer Wermutstropfen. Estelle muss ihre aufkeimende Liebe zu Amadeus unterdrücken, um ihn und ihre Familie nicht in Gefahr zu bringen.

Die Autorin breitet die ganze Palette der Gefühlswelt ihrer Protagonisten vor den Leserinnen und Lesern aus und erzählt nachvollziehbar, wie sich die Geschichte um Estelle entwickelt. Dabei gelingt es ihr, die triviale Seifenopern-Atmosphäre zu umgehen und einen interessanten und gut recherchierten, geschichtlich attraktiven Kontext zu erstellen.

Die Story richtet sich in erster Linie an erwachsene Frauen, die nicht zur Teenie-Hysterie um „Twilight“ und Co. neigen.
Die „Vanderborg-Chronik“ ist als Trilogie konzipiert. Mit „Amanda – Mein Herz so schwer“ und „Louisa – Deine Seele so wild“ wird die Reihe fortgesetzt.