Die Minimenschen Maxiausgabe 4 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 07. Juni 2011 20:45

Die Minimenschen Maxiausgabe 4
Artwork: Pierre Seron
Szenarien: Pierre Seron, Hao u.a.
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2011, Hardcover, 176 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 3-7704-3284-4
Von Frank Drehmel
Wie schon der dritte Band der „Les Petits Hommes“-Gesamtausgabe enthält auch das vierte Album neun Geschichten von deutlich unterschiedlicher Länge: „Das Haus zum grünen Zahn“ („La manoir de la dent verte“), „Das Auge des Zyklopen“ („L'oeil du cyclope“), „Moskito 417“ („Mosquito 417“), „Das Haus des Stahls“ („La maison vide“), „Eine kleine Reise zu zweit“ („Un petit voyage à deux“), „Das Geisterschiff“ („Le Vaisseau fantôme“), „Eine schlumpfige Reise“ („Un voyage schtroumpf“), „Keine Violine für den ersten Geiger“ („Pas de violin le soliste“) und „Der Doppelgänger“ („L'ombre du reflet“). Ohne dass es eine qualitative Wertung implizieren soll, werfen wir einen kurzen Blick auf die beiden umfangreicheren Storys dieses Sammelbandes.
„Das Auge des Zyklopen“:
Das mysteriöse Abenteuer beginnt ganz harmlos: der reiche Amerikaner Mr. Goldriver möchte auf einer kleinen Bank in einer kleinen französischen Ortschaft drei Millionen Dollar deponieren und wird nicht nur schändlichst beraubt, sondern muss feststellen, dass in dieser Stadt viele Dinge im wahrsten Sinne des Wortes substanzlos sind. Andernorts hat Renauld während eines Testflugs eine erstaunliche Erscheinung: mitten im Grünen taucht vor seinen Augen auf einer Wiese die Kathedrale Notre-Dame de Paris auf. Dieses ist zuviel, als ihm nach seiner Rückkehr Doktor Hundegger zu glauben bereit ist. Daher machen sich die beiden Minimenschen auf die Suche nach dem Bauwerk und kommen kurz darauf tatsächlich einem erstaunlichen Geheimnis und den Plänen eines wahren Verbrechergenies auf die Spur, die sich im Folgenden alles andere als einfach vereiteln lassen, da eine Vereitlung der Mitarbeit der Gendarmerie der Großen bedürfte … bedauerlicherweise sind diese Polizisten jedoch im gleichen Maße trottelig, wie der Widersacher genial ist.
„Das Geisterschiff“:
Während einer Fangfahrt hat ein Fischerboot der kleinen Menschen mitten auf dem Ozean eine Begegnung der unheimlichen Art, infolge derer die Besatzung den Funkkontakt mit Eslapion verliert und von Renauld während einer Suchpatrouille am nächsten Tag bewusstlos auf ihrem treibenden Schiff gefunden wird. Die Geschichte von einem Geisterschiff, die die Geretteten übereinstimmend zum Besten geben, klingt jedoch zu unwahrscheinlich, als dass Renauld sich in neugieriger Begeisterung überschlägt. Erst als weitere Meldungen in den Nachrichten über ein weißes Segelschiff die Runde machen, ist der Testpilot Feuer und Flamme und findet bald darauf auf dem offenen Meer das unheimliche Schiff, das von Untoten gelenkt zu werden scheint. Mutig begibt sich Renaud an Bord und erkennt bald, dass zwar der erste Schein trügt, dass dieses jedoch der Gefährlichkeit seines Exkurses keinen Abbruch tut.
Zeichentechnisch bietet dieses vierte Album nach wie vor beste Unterhaltung im typischen „École Marcinelle“-Stil, wobei nach wie vor Serons Faible und Talent gerade für die Darstellung technischer Details und Accessoires unverkennbar ist.
Inhaltlich machen die Storys insgesamt einen deutlich kohärenteren Eindruck als im dritten Band, scheint die Serie mit einem erzählerischen Fokus auf Technik und Krimi-Elementen, die zudem spannend und wendungsreich inszeniert sind, an eigenem Profil zu gewinnen, sodass selbst ein „Crossover“ mit Peyos Schlümpfen selbst dann nicht wirklich störte, wenn es nicht leicht und witzig wie hier umgesetzt wäre.
Fazit: Leichte, unterhaltsame Lektüre für Groß und Klein im unvergleichlichen „École Marcinelle“-Stil. Fans franko-belgischer Funnys kommen an dieser Reihe nicht vorbei.