Das letzte Einhorn (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 29. Mai 2011 09:37
Peter S. Beagle & Peter B. Gillis
Das letzte Einhorn
(The Last Unicorn, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelbild, Zeichnungen und Farben von Renae De Liz und Ray Dillon
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-066-0
Von Christel Scheja
Zu den weniger bekannten Klassikern der Fantasy-Literatur gehört wohl „Das letzte Einhorn“, eine märchenhafte wirkende Geschichte, in der aber auch einiges an satirischen Untertönen mitschwingt. Peter S. Beagle veröffentlichte das Buch 1968, wo es sich eher leise in die Herzen vieler Leser einschlich. Die meisten aber werden die Geschichte wohl durch den 1981 in die Kinos gekommenen Zeichentrickfilm „Das letzte Einhorn“ kennen, einer der ersten Koproduktionen zwischen japanischen Künstlern und dem Ausland. In einen Comic umgesetzt wurde die Erzählung allerdings nie. Das wird nun in der frisch erschienenen Graphic Novel „Das letzte Einhorn“ nachgeholt.
Das letzte Einhorn lebt zufrieden und glücklich in seinem kleinen Wald, bis es eines Tages zufällig das Gespräch zweier Jäger belauscht, die die Zeichen seiner Anwesenheit wohl zu deuten wissen. Die Aussage, dass es das „Letzte seiner Art sei“, bringt es zum Grübeln und so zieht es aus, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Sehr schnell muss das Einhorn die Erfahrung machen, dass die meisten Menschen es gar nicht mehr als das wahrnehmen können, was es ist. Unter denen, die es noch wahrnehmen können, sind aber auch Menschen, die ihren Profit daraus schlagen wollen – so wie die Hexe Mammy Fortuna. Allerdings ist das Einhorn nicht lange in ihrem Zirkus der Fabelwesen gefangen – ein junger Mann namens Schmendrick verhilft ihr zur Flucht.
Er nennt sich selbst einen Zauberer – aber seine Magie kommt und geht, wann und wie sie will. Allerdings hat er ein gutes Herz und begegnet dem Einhorm mit Respekt, so dass es erlaubt, dass er es auf ihrer Suche begleitet... Nach weiteren Abenteuern durch die sich auch Molly Grue, die Räuberbraut, zu ihnen gesellt, erreichen sie schließlich das Schloss des alten und verbitterten Königs Haggard und kommen seinem düsteren Geheimnis auf die Spur.
Sicherlich ist die Geschichte sehr geradlinig und in Teilen vorhersehbar, aber Peter S. Beagle stellt auch nicht das Abenteuer in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Es sind eher die Menschen, denen sein Interesse gilt. Das Einhorn, das selbst aus einer Welt der Mythen und Wunder stammt, muss wie der Leser erkennen, dass die meisten Menschen vergessen haben, einfach nur zu träumen und an das Magische in der Welt zu glauben. Nur wenige durchschauen die Illusionen der Mammy Fortuna. Andere, wie König Haggard, sperren die Wunder aus Bitterkeit über die Fehler und Versäumnisse der Welt weg, damit auch andere nicht glücklich sein dürfen. Und das sind nur die offensichtlichsten Punkte der Geschichte. Immer wieder rührt der Autor auch den Leser durch kleine Andeutungen und Hinweise an und macht deutlich, wie einfach es ist, sein Herz zu öffnen. Auch das Einhorn lernt Einiges und verliert dabei seine Unschuld. Aber gerade das Durchleiden einer inneren und äußeren Veränderung macht es stark und furchtlos genug, um seinen größten Feind zu besiegen ... die Angst.
Die Grapic Novel setzt die Geschichte sehr lebendig um. Zwar weicht die Geschichte in einigen Punkten vom Film ab, gewinnt dadurch aber auch noch an Tiefe. Gerade weil sich die Künstler dann auch noch ein wenig am Zeichentrickfilm orientiert haben, was das Aussehen der menschlichen Figuren und magischen Wesen angeht, springt das Kopfkino an und erweckt Stimmen und Musik, sodass der Genuss der Geschichte noch intensiver wird.
Das macht „Das letzte Einhorn“ zu einer außergewöhnlich schönen und stimmungsvollen grafischen Erzählung, die Jung und Alt in den Bann schlagen dürfte, wenn man noch ein Herz für Märchen und Mythen hat.