Marcel Schmutzler: Die Toteninsel und andere unheimliche Geschichten (Buch)

Marcel Schmutzler
Die Toteninsel und andere unheimliche Geschichten
Titelillustration von Arnold Böcklin
sonderpunkt, 2010, Taschenbuch, 52 Seiten, 4,50 EUR, ISBN 978-3-938329-71-9

Von Thomas Folgmann

Fünf unheimliche Geschichten im alten Stil erwarten den Leser dieses kleinen Bändchens. Keine Schockeffekte sondern unheimliche Stimmungen, in denen ruhig und beinahe sachlich das Schicksal eines Individuums ausgebreitet wird.

Während in „Die Toteninsel“ das Schicksal eines kürzlich Verstorbenen thematisiert wird und sich nur ein wenig in die Länge zieht, bleibt die folgende Erzählung, „Das Requiem für einen Lebenden“, offen und schildert bloß einen etwas anderen Konzertbesuch. „Stein zu Stein“ vermischt, ohne zu viel verraten zu wollen, etwas die Medusa-Thematik mit „Das Bildnis des Dorian Gray“, zieht sich dabei aber ebenfalls etwas in die Länge. „Ein endlos geflochtenes Band“ verrät im Titel schon nahezu, um was es geht, trotzdem überrascht die Erzählung den Leser noch und weiß inhaltlich durchaus zu überzeugen. Die kürzeste und letzte Geschichte trägt den Namen „Rückkehr“ und ist die schwächste der kleinen Sammlung. Weder Stimmung noch Fortlauf der Erzählung wissen zu überzeugen und hinterlässt so, ans Ende des Büchleins gestellt, einen schaleren Eindruck, als die Sammlung an sich verdient hätte.

Es ist sicher auch dem Stil geschuldet, dass die eine oder andere Geschichte etwas zu lang zu sein scheint und vermeintliche Wiederholungen nur jeweils andere Sichtweisen sind. Im Schnitt reichen die jeweils knapp mehr als zehn Seiten aus, um das jeweilige Thema aufzuarbeiten. Zu häufig wird der Leser allerdings direkt auf den richtigen Weg geführt und ahnt das Ende bereits, bevor es soweit ist.

Wer Erzählungen im Stile des frühen Edgar Allen Poe oder Henry James mag, wird sich auch mit den hier vorliegenden Kurzgeschichten anfreunden können. Zu dem Preis ist in diesem Fall die Unterstützung des Autors insofern sinnvoll, als man gerne auch eine längere Erzählung von ihm lesen würde. Hier noch die Veröffentlichung in einem sogenannten Dienstleistungsverlag, steht mittel- und langfristig einer Publizierung in einem anderen Umfeld sicher nichts im Wege.