Theodor Ertel: Der Geschmack von seltsamen Wörtern (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 22. Dezember 2025 08:10

Theodor Ertel
Der Geschmack von seltsamen Wörtern
Anthea, 2025, Paperback, 324 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Theodor Ertel weiß, von was er schreibt, denn auch wenn der Protagonist seines Romans Adrian heißt, so sind die Erlebnisse in „Der Geschmack von seltsamen Wörtern“ doch autobiographisch, kam er selbst mit seiner Familie als Kind nach Deutschland und lernte erst nach und nach, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden.
Mit seiner Familie muss Adrian 1961 nach Deutschland ausreisen, weil man seinen Vater, der unter falschen Angaben seit Kriegsende in England lebt, ausgewiesen hat. In einer Welt, die er erst einmal nicht wirklich versteht, versucht sich der Junge auf seine Weise zurechtzufinden.
Während seine Eltern kämpfen, nach und nach zu etwas Wohlstand gelangen, geht er seinen ganz eigenen Weg zwischen zwei Welten und Sprachen, garniert mit den Problemen zwischen den Generationen und dem, was ihm schließlich den Weg in die Freiheit bietet.
Immerhin spricht die Geschichte ein Thema an, das den meisten Lesern nicht ganz so bekannt ist, denn unter den Migranten, die nach Deutschland kamen, waren ganz offensichtlich auch Deutsche, die sich in anderen Ländern ein neues Leben und eine Familie aufgebaut hatten, aber dann ausgewiesen wurden.
Aus der Sicht eines Kindes erfährt man so mehr über das Leben zwischen den beiden doch unterschiedlichen Kulturen, dem Versuch, sich einzugliedern und doch nicht ganz zu verlieren.
Dabei kommen Verhaltensweisen zur Sprache, die heute eher seltsam erscheinen, damals aber ganz normal waren, sprich man hat sich auch keine Gedanken darüber gemacht.
Allerdings macht es der Autor dem Leser nicht ganz einfach, sich in die Geschichte einzufinden. Da ist erst einmal der abgehackt wirkende Stil, der vor allem sehr kurze Sätze bietet. Es wird überwiegend beschrieben, Gefühle und Gedanken werden kaum vermittelt, so dass die Figuren auf Distanz bleiben. Auch wirkt es so, als hätte die Handlung keinen roten Faden, denn sie plätschert mehr oder weniger dahin, es gibt keine wirklich großen Entwicklungen.
Was dadurch bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck. Man erhält auf der einen Seite schon einen interessanten Einblick in die Kämpfe der Kriegsgeneration und ihrer Kinder, deren Verhalten und deren Ansichten. Auf der anderen Seite wirkt das Ganze aber eher wie ein Bericht, da durch die nüchterne und abgehackte Sprache keine Beziehung zu den Figuren aufkommt. Und auch die Spannung bleibt eher gering, da die Handlung keine wirklichen Höhepunkte hat
„Der Geschmack von seltsamen Wörtern“ hat durchaus seinen Reiz, fordert dem Leser aber auch Einiges ab, da die Geschichte selbst nicht fesseln kann und die Figuren eher blass bleiben, auch wenn man Einblicke in ihr Leben erhält. Dadurch wirkt das Geschehen, so interessant es auch ist, blutleer.