Christopher Golden (Hrsg.): The New Dead (Buch)

Christopher Golden (Hrsg.)
The New Dead
Übersetzung aus dem Englischen von Firouzeh Akhavan-Zandjani
Titelbild von Peer Hagensen
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 476 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8332-2253-5

Von Christel Scheja

Alte Klassiker im modrigen Gewand und nicht zuletzt die Fernsehserie „The Walking Dead“ haben Zombies inzwischen für eine weit größere Zuschauer- und Leserschaft interessant gemacht. Das führt natürlich auch zu einem leichten Wandel in der Beschreibung der wandelnden Toten. Auch wenn äußerlich die Zeichen des Verfalls sichtbar bleiben, so sind sie nicht mehr nur hirnloses Kanonenfutter, sondern man gesteht ihnen nun hin und wieder auch eine Seele und Gefühle zu.

Wie das aussehen kann zeigt die Anthologie „The New Dead“. Herausgeber Christopher Golden hat so Einiges unter dem Buch versammelt, was derzeit in der phantastischen Szene Rang und Namen hat, wie etwa Joe Hill, Kelley Armstrong und Tad Williams. Allen gemeinsam ist, dass sie überwiegend eine nicht allzu ferne Zukunft schildern, in der nichts mehr ist wie früher.

Aus dem Rahmen fällt nur die Auftaktgeschichte „Lazarus“ von John Connolly. Jesus erweckt einen alten Freund von den Toten. Doch ist er wirklich wieder ganz er selbst? Der Wiedererweckte ist der erste der erkennt, dass etwas anders ist, doch unternehmen kann er dagegen nichts. Die Rückkehr aus dem Tod wird für in zu einem Fluch.

Die Erweckung von Menschen, die ihren Körper noch vor Lebzeiten an einen ganz bestimmten Konzern verkauft haben, ist zu einem Geschäft geworden. Die vermeintlich seelenlosen Geschöpfe, die alles mit sich machen lassen und gehorsam den Befehlen ihrer Besitzer gehorchen, dienen als Arbeiter, Sklaven in Fabriken und Haushalten aber auch als Sexobjekte. Der Held mag dies eigentlich gar nicht, doch dann begegnet er in einem Etablissement, das er immer mit Freunden besucht, schließlich der immer noch hübschen Maisie.

„Copper“ hat ihn in sein Haus aufgenommen. Er ist einer der ersten, die sich verändern, doch sein Zustand ist ihm nicht wirklich bewusst. Das ändert sich erst, als andere dazu kommen.

Der Spross einer mächtigen Magierfamilie erfährt, dass er bald sterben wird. Da er nichts mehr zu verlieren hat, macht er sich auf die Suche nach einer Möglichkeit, sich doch noch zu retten. Zum Vampir zu werden wäre eine Lösung. Aber wird man das zulassen können? Ehe er sich versieht ist er mitten unter Zombies „Zum Leben verurteilt“.

Das sind nur einige der insgesamt neunzehn Geschichten um Zombies oder Menschen, die in einer Welt der wandelnden Toten zu überleben versuchen. Die Autoren haben sich Einiges einfallen lassen. Da ist der Mann, der um seine Frau trauert, die nach einer Infektion zum Zombie geworden ist und er nun ihren Verfall mitansehen muss. Oder die Brüder, die zu überleben versuchen, um den „Familienbetrieb“ aufrechtzuerhalten und dabei leider auch gezwungen sind, die Konsequenzen zu ziehen. In der einen oder anderen Story sind selbst Militär und Behörden machtlos und können die sich ausbreitende Zombifizierung nicht aufhalten. Sie überlassen die Menschen sich selbst und erwecken so die alten Instinkte des Menschen – denn nur der Starke kann überleben. Die Schwachen werden zu Zombiefutter.

Natürlich bleiben die wandelnden Toten Monster, die nichts gegen frisches Fleisch und Menschenhirn haben, aber nicht alle von ihnen sind seelenlos und haben ihre frühere Persönlichkeit verloren. Interessant sind vor allem die Geschichten aus der Sicht der Zombies. Oft wird der Wandel sehr subtil geschildert, ist manchmal auch nur an der Wortwahl zu erkennen. Dann wieder haben sie Gefühle und Erinnerungen, sind nur nicht mehr fähig dazu, sie auszudrücken. Schließlich sind sie nicht immer nur die Gefahr, sondern werden auch zu Opfern einer Gesellschaft, die auch für die Toten noch Verwendung hat. Joe Hill bedient sich sogar der Stilmittel eines neuen Mediums, um seine Geschichte zu erzählen – in kurzen Twitter-Mitteilungen wird der Besuch eines Jungen aus einer ganz normalen amerikanischen Familie in einem Zirkus des Grauens geschildert...

Nicht immer sind die Schilderungen etwas für zarte Gemüter, denn viele Autoren werden durchaus deutlich in ihren Beschreibungen. Aber das passt auch zu den derberen und gröberen Kreaturen. Die Mischung in der Anthologie stimmt jedenfalls in Inhalt und Atmosphäre. Sie dürfte auch Genre-Fans ansprechen, da viele Geschichten auch noch ein wenig Tiefe besitzen und nicht nur oberflächlicher Trash sind. Daher ist „The New Dead” eine gelungene Sammlung von modernen Geschichten über Zombies, die das klassische Bild der wandelnden Toten mit sehr modernen, frischen neuen Ideen verbinden.