Walter Moers: Qwert (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 08. November 2025 07:24

Walter Moers
Qwert
Penguin, 2025, Hardcover, 592 Seiten, 42,00 EUR
Rezension von Gunther Barnewald
Endlich wieder ein neuer Roman von „Übersetzer“ Walter Moers, wieder genial ins Deutsche übersetzt (man muss ihm wirklich sehr dankbar dafür sein, beherrscht er doch als einziger Mensch auf der Welt die Sprache Zamonisch!).
Allerdings spielt die Geschichte diesmal gar nicht in Zamonien, sondern in Orméa, einer Welt, in der es weder Schlaf noch Müdigkeit noch Nahrungsaufnahme noch Trinken oder Ausscheidungen gibt. Keines dieser körperlichen Handicaps existiert in dieser Welt.
Die Einwohner erleben einfach viele Abenteuer, manchmal auch eher unglaubwürdige, und es gibt ganz viele verschiedene Ritter, deren Aufgabe wohl oft einfach darin besteht, sich zu duellieren.
Protagonist der Erzählung ist der beste Freund und ehemalige Schulkamerad Qwert Zuiopü (wer mal seine Tastatur checkt, der weiß schnell, wie der Name entstanden ist!) von Käpt‘n Blaubär, der mit diesem dereinst die Schule von Professor Doktor Abdul Nachtigaller („Wissen ist Nacht!“) besucht hatte (siehe auch „Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär“; im Anhang findet sich auch dankbarerweise der entscheidende Ausschnitt über Qwert wieder aus diesem ersten Zamonien-Abenteuer).
Qwert ist ein Gallertprinz aus der 2364. Dimension und eines Tages fällt er durch ein Dimensionsloch und landet in Orméa in der Gestalt des legendären Prinz Kaltbluth und erlebt dort sage und schreibe 43 Aventiuren (also Abenteuer) auf fast 580 Seiten.
Erfreulicherweise kommt nicht nur keinerlei Langeweile auf, sondern die vorliegende Geschichte gehört auch noch zum Besten, was Walter Moers je „übersetzt“ hat.
Neben den wie immer über jeden Zweifel erhabenen wunderbaren Zeichnungen präsentiert der „Übersetzer“ hier eine Geschichte wie aus einem Guss, als wäre er diesmal ganz besonders von der Muse geküsst worden (was beim Inhalt der Geschichte durchaus sein kann, kommen doch sehr viele Musen in dem Buch vor).
Die einfallsreichen Figuren, die tollen Sujets und die herrlichen Wortspiele (was wächst hier nicht alles im „Vergessenen Garten“: Bohnonen, Malonanen, Acovadosos, Blerdbeeren, Kakripas, Matoten, Blauberginen, Bürkisse, Grüne Beeten, Ruckerzüben, Nastipaken, Sardieschen usw. usw.) sind schon ein ganz eigenes Lesevergnügen.
Zudem trifft der kundige Lesende auf einige alte Bekannte, denn nicht nur Qwert hat es nach Orméa verschlagen, sondern auch noch den einen oder anderen alten Bekannten aus Zamonien.
Und so muss der arme Qwert im Körper des Helden Prinz Kaltbluth ganz viele wunderprächtige Abenteuer bestehen, die zudem noch in einen (oder eher mehrere) großartige Spannungsbögen eingebettet sind. Denn die Erzählung lässt es sich nicht nehmen, einige „Bösewichte“ aufzufahren, die das Leben des wackeren Helden (und seiner Mitstreiter) bedrohen.
Schön ist, dass keiner davon bis zum Schluss durchhalten und aufgehoben werden muss, denn es werden einfach neue Bedrohungen aus dem schier unerschöpflichen Hut der Phantasie gezogen.
Und so ist der vorliegende Roman zweifellos einer der besten aus dem „Zamonien“-Universum, auch wenn die Handlung diesmal gar nicht in Zamonien spielt.
Ein Buch, welches zweifellos jeden Cent der 42,00 EUR wert ist, die man dafür zahlen muss.
Einziges Manko: Der übergewichtige Ziegelstein lässt sich in gedruckter Form (zumindest im Liegen) nur sehr schlecht lesen, denn das Buch ist schon eine Größen- und Gewichtsklasse für sich. Andererseits: Nur so kommen die grandiosen Zeichnungen voll zur Geltung! Also: Was will man mehr! Eine nahezu perfekte Lektüre!