Ransom Riggs: Die beachtlichen Misserfolge des Leopold Berry - Sunderworld 1 (Buch)

Ransom Riggs
Die beachtlichen Misserfolge des Leopold Berry
Sunderworld 1
(The Extraordinary Disappointments of Leopold Berry, 2024)
Übersetzung: Simon Weinert
Titelbild: Matt Griffin
Piper, 2025, Hardcover, 414 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Gunther Barnewald

Das vorliegende Buch, welches äußerlich aussieht wie eine alte, oft gebrauchte VHS-Videocassette (großes Lob an die Designer für diese wunderbare Optik!) ist der Auftakt zu einer neuen Serie des Erfolgsautors Ransom Riggs.

Dieser hatte mit seiner ersten Serie um die Besonderen Kinder (6 Bände, ein Storyband und ein Führer durch dieses spezielle Universum plus eine Verfilmung durch den bekannten Regisseur Tim Burton) großen Erfolg, und dies völlig zurecht, denn vor allem die ersten Bände der Serie waren wunderbar gelungen und sehr phantasievoll.

Die neue Serie um die Abenteuer einiger Jugendlicher in der magischen Sunderworld ist ebenfalls sehr phantasievoll und unterhaltsam geraten, macht beim Lesen großen Spaß, ist allerdings nicht ganz so herausragend wie Riggs erste Serie.


Der 17jährige Leopold (manchmal Larry) Berry ist ein sehr durchschnittlicher Jugendlicher, der sehr oft mit seinem strengen Vater (der auf den seltsamen Namen Richter hört) aneinandergerät. Leider ist Leopolds liebevolle Mutter schon vor einigen Jahren verstorben. Alte Videokassetten einer billig produzierten Fantasy-Serie aus den 90ern namens „Sunderworld“ erinnern den Jugendlichen immer wieder an die Verstorbene.

In Sunderworld ist Magie möglich, Zauberei existiert. Doch für Leopold ist dies natürlich nur ein Phantasieprodukt, bis er sich eines Tages plötzlich, zusammen mit seinem besten Freund Emmet, in dieser Welt wiederfindet.

Leopold vermutet zunächst, dass er selbst hier ein großer Zauberer sei. Ein Test lässt ihn jedoch grandios scheitern, fast stirbt der junge Mann.

Die beiden Jugendlichen werden in ihre normale Welt zurückgeschickt, man versucht, ihre Erinnerungen zu löschen. Dies schlägt jedoch bei Leopold völlig fehl, denn er erinnert sich an alles. Bei Emmet werden scheinbar die letzten Jahre gelöscht, so dass Leopold seinem Freund zu Hilfe eilen muss. Zusammen mit der etwa gleichaltrigen Isabel Alvarez, die aus der magischen Welt stammt, kehrt Leopold nach Sunderworld zurück, um einen von seiner Mutter dort versteckten Gegenstand zu suchen und Emmet zu retten.

Ein Kampf auf Leben, Tod und Magie beginnt...


Was sich beim ersten Lesen etwas klischeehaft anhört, ist eine ideenreiche und flüssig erzählte Geschichte, deren Wendungen zum Glück nie absehbar sind. Dem Autor gelingt es, die magische Welt geschickt zu entwickeln, den Protagonisten viel Leben und Charakter einzuhauchen und überhaupt eine Gesamt-Atmosphäre zu erschaffen, die zwar nicht ganz an die phantastische Welt der Besonderen Kinder heranreicht, jedoch ähnlich unterhaltsam ist.

Hätte der Autor nicht selbst die Latte mit seiner ersten Serie dermaßen hochgelegt, man wäre als Leser völlig zufrieden und glücklich mit dieser neuen Serie.

Vor allem der anfangs gar nicht so gloriose und wenig erfolgreiche Leopold Berry wächst dem Leser schnell ans Herz. Eine andere Stärke der neuen Serie sind die anschaulich geschilderten magischen Artefakte und Zaubermittel in der fremden Welt. Hier zeigt sich die Stärke des Autors im visuell anschaulichen Fabulieren.

Kleines Manko der neuen Serie ist wie immer bei Riggs, dass die Figuren dazu neigen, entweder zu gut oder zu böse zu wirken. Zum Glück erweist sich jedoch sogar Leopolds Vater im Verlauf der Geschichte als weniger fies und feindselig; als Leopold (oder die Leser) dies zuerst eingeschätzt hat/haben.

Insgesamt ist der Auftaktband der neuen Serie verheißungsvoll. Wem Riggs erste Serie gefallen hat, der kann bedenkenlos auch zur neuen Serie greifen. Zu hoffen bleibt, dass Riggs sein Niveau hält (was in der ersten Serie leider nicht immer der Fall war) und er weiterhin so ideenreiche Wendungen hinbekommt, wie dies beim vorliegenden ersten Band der neuen Serie der Fall ist.