Andrzej Sapkowski: Kreuzweg der Raben - The Witcher 6 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. September 2025 14:54

Andrzej Sapkowski
Kreuzweg der Raben
The Witcher 6
(Rozdroże kruków, 2024)
Übersetzung: Erik Simon
dtv, 2025, Hardcover, 350 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Was einstmals als Kurzgeschichten-Sammlung begann, ist inzwischen zu einem eigenen Universum geworden, in dem Comics, eine Romanserie, ein Computerspiel und sogar eine Streamingserie ihren Platz gefunden haben. Das ist Grund genug für Andrzej Sapkowski, noch einmal zu seinem Helden zurückzukehren und in „Kreuzweg der Raben“ dessen Vorgeschichte zu erzählen.
Geralt hat gerade erst seine Ausbildung hinter sich und gerät gleich in Schwierigkeiten, weil er unschuldige Reisende gegen Wegelagerer verteidigt und deswegen einen Menschen tötet, etwas, was ihm eigentlich verboten ist. Das bringt nicht nur die Obrigkeit gegen ihn auf, sondern macht auch einen anderen Hexer auf ihn aufmerksam.
Preston Holt nimmt ihn unter seine Fittiche und bringt ihm eine Menge bei, doch durch ihn gerät der junge Mann auch in ein Nest aus Lügen und Intrigen, die all das gefährden, was ihm lieb, teuer und wichtig ist.
Wie auch schon in den Kurzgeschichten und der fünfteiligen Romanreihe bietet der Autor eine interessante Fantasywelt, die zwar alle möglichen fremden Rassen, Kreaturen und Monster bietet, aber dabei immer geerdet bleibt. Der Held mag große Taten begehen, aber anders als in epischen Geschichten wird ihm nicht gedankt - das ist auch wieder sehr gut in dieser Geschichte zu sehen.
Zwar nehmen Dorfbewohner und Adlige gerne schon einmal Hexer in ihre Dienste, um Monster loszuwerden oder Flüche zu brechen, aber gemocht werden sie in bestimmten Gebieten nicht. Warum dem so ist, verrät dieses Buch, in dem der junge Geralt sich seine ersten Sporen verdient.
Man merkt, dass er noch sichtlich unerfahren ist, aber auch seine Ideale hat. Viel gerissener und dadurch auch interessanter ist sein Mentor Preston Holt, durch den er nach und nach mehr über Geschehnisse vor seiner Geburt erfährt, die auch Auswirkungen auf ihn haben. Trotz seiner besonderen körperlichen und magischen Kräfte ist er absolut kein Superheld und muss auch Einiges einstecken.
Der Roman wird auf die für den Autor so typische distanzierte Weise mit sarkastischen Untertönen erzählt, bietet lebendige Figuren mit Ecken und Kanten, die dafür sorgen, dass die Handlung niemals langweilig wird und immer nachvollziehbar bleibt. Und auch Neueinsteiger werden ihren Spaß haben können, wenngleich man an einigen Stellen merkt, dass der Autor den einen oder anderen Rückbezug zu den Romanen als „Aha“-Effekt für die altgedienten Fans einbaut.
„Kreuzweg der Raben“ ist actionreiche und spannende Low Fantasy, die dem Genre-Fan Einiges bietet, vor allem sehr lebendige Charaktere und eine facettenreiche Handlung mit immer neuen Überraschungen und Enthüllungen.