L. K. Steven: Unter Feinden - Silvercloak 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 31. Juli 2025 09:54

L. K. Steven
Unter Feinden
Silvercloak 1
(Silvercloak, 2025)
Übersetzung: Maike Hallmann
Penhaligon, 2025, Hardcover, 624 Seiten, 24,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst - sechs lange Jahre ist es mittlerweile her - war die Welt für die damals noch kindliche Saffron noch in Ordnung. Sie wuchs behütet in einem Heim voller elterlicher Liebe auf. Ihre Mutter, eine der begabtesten magischen Heilerinnen, und ihr Vater, ein Magier, der die seltene Verschleierungsmagie beherrschte, haben sie stets beschützt, umsorgt und unterrichtet. Dabei fiel ihnen auf, dass alle magischen Sprüche an ihrer Tochter abprallten - ein Kind, das immun gegen Magie ist? Wo gibt es denn so etwas?
Dann kamen die Agenten der Bloodmoons - eine verbrecherische Bande, die ihre Macht aus dem Schmerz, vornehmlich dem ihrer Umgebung zieht - zum pittoresken Häuschen der kleinen Familie. Sie suchten eine Nekromantin und glaubten, in der Mutter eine solche gefunden zu haben. Saffron musste hilflos versteckt mitansehen, wie zunächst der Vater, dann die Mutter von einem Zauberspruch getroffen, grausam zu Tode kamen.
Eines weiß sie: Sie wird Rache nehmen.
Mit gefälschtem Zeugnis schleicht sie sich bei den Silvercloaks, den Ordnungshütern des Reichs, ein, kommt auf deren Akademie und steht kurz vor ihrem Abschluss - als ihre Täuschung auffliegt.
Sie wird verhaftet, verurteilt und eingesperrt, bevor sie schließlich freigelassen wird. Der Plan hört sich einfach an: sich bei den Bloodmoons einschleichen und diese der Gerechtigkeit zuzuführen. Nur eine der Anführerinnen der Silvercloaks ist in ihren Undercover-Einsatz eingeweiht, denn es scheint, als seien bereits höchste Adels- und Herrschaftskreise unter den Einfluss der Bloodmoons geraten.
Zunächst scheint alles nach Plan zu verlaufen - doch dann lernt sie Levan kennen, den Sohn des Kingpins…
Penhaligon hat sich mit dem vorliegenden Buch sichtlich Mühe gegeben. Ein Hardcover ist es geworden - doch nicht irgendein gebundenes Buch. Rundum-Farbschnitt, das kennen wir ja bereits, aber ein Cut-out-Umschlag und eine beigelegte, farbige Karte sind deutlich seltenere Beigaben. Sie heben den Titel spürbar aus dem monatlichen Allerlei der Verlage heraus.
Doch würde der Inhalt ebenso überzeugen wie die äußere Aufmachung? Diese Frage stellte ich mir zu Beginn der Lektüre.
Lara Stevens hat bereits einige Young-Adult-Romane veröffentlicht. Insofern weiß sie, wie man einen Plot anlegt, kennt die Bedeutung eines gelungenen Settings und versteht sich auf umfassende Charakterzeichnung.
Auffällig war zunächst das ungewöhnliche Magie-System, das sich aus Lust und Schmerz speist. Hinzu kommt eine Protagonistin, die von ihren erlittenen Traumata geprägt ist, die oft mit sich selbst ringt und allein auf sich gestellt eine brutale Verbrecher-Organisation infiltriert. Das ist weit entfernt von den gängigen, teils uniformen und trendgerechten Romantasy-Titeln. Es überrascht und überzeugt mit einer spannenden, abwechslungsreichen Geschichte.
Der Roman erinnert - bewusst - an Thriller, rückt romantische Aspekte in den Hintergrund und konzentriert sich auf ambivalent gezeichnete Figuren sowie eine wendungsreiche Handlung. Insofern ein Buch, das inhaltlich wie handwerklich überzeugt - auch wenn wir auf die Fortsetzung wohl noch etwas werden warten müssen.