Ben Aaronovitch: Die Meerjungfrauen von Aberdeen (Buch)

Ben Aaronovitch
Die Meerjungfrauen von Aberdeen
(Stone and Sky, 2025)
Übersetzung: Christine Blum
dtv, 2025, Paperback, 416 Seiten, 17.00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Auch die Hüter des Magischen, die Wächter des Unerklärlichen, müssen einmal innehalten. Selbst die Belegschaft des Folly, jener elitären Spezialeinheit von Scotland Yard, die sich den „seltsamen Fällen“ aka Magie verschrieben hat, sehnt sich nach einem Moment der Ruhe. Urlaub steht an. Und so brechen Chief Inspector Nightingale, Peter Grant samt seiner göttlichen Familie sowie eine Auszubildende nebst Fuchs gen Norden auf.

Ihr Ziel ist die doch recht beschauliche Stadt Aberdeen. Ein Ort, in dem - so behaupten es sogar die sprechenden Füchse - sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.

Kaum angekommen, begegnet das Ermittler-Ensemble einem Toten mit Kiemen, einem Panther aus einer fremden Dimension - und weiteren düsteren Rätseln, die unter der Oberfläche der rauen Wellen vor der schottischen Küste schlummern…


Wann immer Ben Aaronovitch seine Figuren aus dem pulsierenden Kosmos Londons herauslöst, entsteht ein reizvoller Kontrast. Peter Grant, tief verwurzelt im sozialen Spannungsfeld der Hauptstadt, verliert in der Fremde zunächst etwas an magnetischer Strahlkraft. Doch Aaronovitch weiß um dieses Risiko - und spielt bewusst dagegen an.

Der Beginn ist gemächlich, fast kontemplativ. Der Autor nimmt sich Zeit für Atmosphäre, für die Eigenheiten Aberdeens, für die Einführung neuer, wie alter Begleiter. Doch schon bald zieht das Tempo an. Altvertraute Elemente kehren zurück. Grants Eltern etwa, sein Vorgesetzter, das vielversprechende, naseweise Lehrmädchen - und natürlich sprechende Füchse. Es ist ein erzählerisches Ensemble, das mit Leichtigkeit ein dichtes, verschachteltes Netz aus Magie, Mythos und Menschlichem spinnt.

Mit Wesen aus den Tiefen des Meeres, geheimnisvollen Wendungen und einer feinen Prise Gesellschaftskritik verwebt Aaronovitch auch diesen Roman zu einem intelligenten, ebenso humorvollen, wie spannungsgeladenen Kapitel der Peter-Grant-Reihe. Sein Witz ist subtil, sein Ton pointiert, sein Blick auf die Welt geschärft wie eh und je.

Auch dieser Roman wird Fans der Reihe fesseln und begeistern. Neuleser kommen zwar zurecht, ihnen entgehen jedoch viele Anspielungen und Hinweise auf Figuren und Eigenheiten, die in früheren Bänden thematisiert wurden. Insofern würde ich empfehlen - auch des Lesevergnügens wegen - mit den ersten Teilen der Peter-Grant-Saga zu beginnen. Vergnügen ist auf jeden Fall garantiert.