S. A. Barnes: Cold Eternity (Buch)

S. A. Barnes
Cold Eternity
(Cold Eternity, 2025)
Übersetzung: Michael Pfingstl
Heyne, 2025 Paperback, 382 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Halley Zwick gehörte zu jenen, die im Hintergrund den Mächtigen zuarbeiten. Ohne ihre Unterstützung wäre der Premierminister nie gewählt worden - doch dann kommt es zum Bruch. Plötzlich und unerwartet steht sie auf der Straße, schlimmer noch: Sie weiß zu viel. Ihre Eltern würden sie nur zu gerne in einem goldenen Käfig einsperren, doch Halley weiß, dass sie fliehen muss.

Auf einer der Raumstationen im Sonnensystem taucht sie zunächst unter falschem Namen unter. Angebrochene Rippen, ein zerschlagenes Gesicht und ein gestohlener Kreditchip zeugen deutlich davon, dass sie als verwöhntes Luxuskind auf der Straße nicht lange überleben kann. Im Darknet sucht - und findet - sie einen Job: Für Kost und Logis inklusive soll sie auf einem außer Dienst gestellten Museumsschiff arbeiten.

Einst wurden auf der „Elysium Fields“ eben verstorbene Honoratioren eingefroren - in der Hoffnung, sie eines Tages, wenn der medizinische Fortschritt es erlaubt, wieder zum Leben zu erwecken.

So beginnt Halley ihren Dienst an Bord - als einziges lebendes Wesen. Alle drei Stunden muss sie einen Knopf drücken, damit die Besitzer wissen, dass an Bord alles seinen geregelten Gang geht.

Doch dann lernt sie Hologramme kennen, die höchst real und lebendig wirken - ganz im Gegensatz zu etwas, das auf dem Schiff umgeht und beginnt, nicht nur die gefrorenen Leichen, sondern auch Halley selbst zu verfolgen…


S. A. Barnes hat ihre Nische gefunden: Sie schreibt Space-Horror - und das auf konstantem, Gänsehaut erzeugendem Niveau. Hier erwartet uns keine klinisch reine Welt à la „Star Trek“. Barnes Raumstationen und Schiffe sind alt, verschmutzt, bevölkert von viel- wie auch zweibeinigem Ungeziefer. Entsprechend überzeugend schildert die Autorin eine Zukunftsgesellschaft, in der das Recht des Stärkeren - des Brutaleren - gilt und Moral sowie Gerechtigkeit nur allzu oft auf der Strecke bleiben.

Nach und nach lernen wir gemeinsam mit der Erzählerin die Handlungsbühne kennen, jenes fast ausrangierte Raumschiff - und beginnen, es zu fürchten. Es kommt der Moment, in dem wir uns fragen, was real ist - und was sich Halley vielleicht nur einbildet. Leidet sie an Raumkoller, oder geht tatsächlich etwas in den dunklen, kalten Gängen des Schiffes um? Kann sie den in das System hochgeladenen Persönlichkeiten trauen, die sie immer wieder warnen?

Es geht in erster Linie darum, Selbstzweifel zu überwinden, sowie Panik durch Rationalität zu kontrollieren. Und ein kleines bisschen Tragik-Romantik hat die Autorin ebenfalls in ihre rasante, schockreiche Handlung eingebaut.

So ist „Cold Eternity“ also erneut ein spannender, kurzweiliger Lesegenuss, der Elemente des Science-Fiction-Romans mit Horror-Elementen verbindet - und dabei bestens zu unterhalten weiß.