The Broadcast Incident - Die Verschwörung (BD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 04. Juni 2025 12:44

The Broadcast Incident - Die Verschwörung
USA 2021, Regie: Jacob Gentry, mit Harry Shum Jr., Kelley Mack, Chris Sullivan u.a.
Rezension von Elmar Huber
Chicago, 1999: Nach dem Verschwinden seiner Frau ist James (Harry Shum Jr.) in eine lähmende Lethargie verfallen. Er lebt zurückgezogen in der tristen Anonymität der Großstadt, repariert Videokameras und digitalisiert zum Broterwerb die Videobänder eines TV-Senderarchivs auf DVD.
Während seiner Arbeit stößt er auf ein Band aus dem Jahr 1987, das eine Bildstörung zeigt, gefolgt von dem Auftritt einer puppenhaft maskierten Gestalt, die unverständliche Laute von sich gibt.
Dieser bizarre Zwischenfall - eine sogenannte Broadcast Signal Intrusion, bei der Sendesignale von Dritten übernommen werden - dauert nur wenige Sekunden, doch James ist derart fasziniert, dass er beginnt, nach weiteren ähnlichen Vorfällen zu suchen.
Tatsächlich findet er mehrere Programmunterbrechungen, in denen dieselbe maskierte Figur zu sehen und zu hören ist. Durch seine Recherchen stellt er eine zeitliche Verbindung der Störsignale zum Verschwinden mehrerer Frauen her. Mehr und mehr gelangt er zu der Überzeugung, dass die Störungen auch mit dem Verschwinden seiner eigenen Frau in Zusammenhang stehen.
Der Film ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein ohnehin labiler Charakter auf ein (vermeintliches) Geheimnis stößt und sich durch sein zwanghaftes Handeln immer tiefer in einen Kaninchenbau hineinzieht. Belanglose Kleinigkeiten bestärken James in seiner Überzeugung, beliebige Ereignisse bilden für ihn ein Muster, das auf ein zuvor festgestecktes Ziel zuläuft. Ein ähnliches Szenario wurde kürzlich auch in „Monolith“ präsentiert.
Regisseur Jacob Gentry („The Signal“, „Synchronicity“) versteht es äußerst geschickt, die Ruhelosigkeit des Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen. Der Film hält Wendungen bereit, nach denen man gewillt ist, James‘ Theorie Glauben zu schenken, bevor das Pendel wieder zurückschwingt und man sich fragt, ob man gerade dem Wahn eines Irren aufsitzt, der sich beinah zwanghaft auf einen Abgrund zubewegt. Das Ende bietet zudem reichlich Raum für Interpretationen.
„The Broadcast Incident - Die Verschwörung“ ist bewusst im beklemmend kühlen Stil klassischer Verschwörungs- und Paranoia-Thriller inszeniert, vergleichbar mit Werken wie „Der Dialog“ oder „Zeuge einer Verschwörung“. Kombiniert mit den bizarren Masken von Effekt-Spezialist Dan Martin, der auch für Brandon Cronenbergs „Possessor“ verantwortlich war, erhält der Film eine fesselnde, albtraumhafte Qualität.
So reiht sich „The Broadcast Incident” nahtlos neben ähnlichen Filmen ein, die in derselben Zeit erschienen sind, wie „The Empty Man“ von David Prior und „The House at Night“ (OT: „The Night House”) von David Bruckner.
Inspirationsquellen für den Film sind der tatsächliche „Max-Headroom-Incident“ von 1987, der ebenfalls in Chicago stattfand, sowie das verstörende „Tara The Android“-Video, auch bekannt als „I Feel Fantastic“, in dem eine Roboterfrau zu sehen ist, die in einer Art Gesang diese und andere Worte wiederholt.
„The Broadcast Incident - Die Verschwörung“ ist ein kleiner origineller Geheimtipp für alle Verschwörungs- und Mystery-Fans, die dem Abseitigen etwas abgewinnen können.