Michael Peinkofer: Tatork - Einmal tot, immer tot? (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. Juni 2025 15:24

Michael Peinkofer
Tatork - Einmal tot, immer tot?
Titelbild: Timo Kümmel
Panini, 2025, Paperback, 352 Seiten, 19,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Willkommen zurück in der einstigen Königsstadt Tirgaslan. Nach dem verheerenden Krieg ist die frühere Herrscherstadt zu einem industriellen Moloch verkommen. Gewalt, Verbrechen und Korruption beherrschen die Straßen, auf denen Menschen, Zwerge und Orks zumeist nur noch Opfer derer sind, die skrupelloser und gewalttätiger agieren als sie selbst.
Es ist ein Kampf ums Überleben - Tag für Tag mühen sich die Einwohner unter den grellen Neonlichtern der Werbung und dem Gestank aus den Fabriken, ihr Dasein einen weiteren Tag zu fristen. Scheinbar interessiert es da oben Niemanden, wie es jenen geht, die einst für das Reich ihren Kopf hingehalten haben.
Doch dann meldet sich ein neuer Bewerber um das Bürgermeisteramt: ein Mann, der im Krieg einen Arm verloren hat - einer, der lautstark Respekt und Dankbarkeit von den oberen Zehntausend für die Opfer der Veteranen einfordert. Und er hat gute Chancen, die Wahl für sich zu entscheiden.
Hier lebt Corwyn Rash. Viertelork, einst Kämpfer der Armee in der 501. Kompanie, dann Gesetzeshüter, bevor er seine zumeist korrupten Kollegen verließ und seitdem lieber als Privatschnüffler arbeitet.
Jetzt ruft ihn sein Ex-Kollege mitten in der Nacht an einen Tatort - ein alter Freund der beiden aus der 501. wurde ermordet. Die Spur führt Rash und seine Freunde in die höchsten Kreise der Stadt: zum Geldadel, zu Verbrecherbossen und korrupten Politikern - ganz schön mächtige Gegner für einen Underdog wie Rash. Doch auf dem Feld der Ehre hat er es gelernt: Einen Kameraden lässt man nicht im Stich.
Vor einigen Jahren erschien bei Piper mit „Ork City“ der erste Roman um den Schnüffler Corwyn Rash. Mit diesem betrat der Verfasser ungewöhnliche Fantasy-Pfade. Nun legt er einen neuen Roman um den kauzigen Privatdetektiv vor - eine Geschichte, die keine Kenntnis des ersten Bandes voraussetzt. Peinkofer stellt uns seine Bühne und die Figuren erneut kurz vor, sodass auch Neuleser gut in den Plot finden.
Inhaltlich bietet er Vergleichbares zum ersten Band. Uns erwartet eine Mischung aus Noir-Krimi à la Dashiell Hammett und klassischer Fantasy mit verschiedenen Völkern. Und er erzählt von einem Politiker, der mit allen Mitteln an die Macht strebt.
Unwillkürlich fühlt man sich an gewisse Vorgänge jenseits des Atlantiks erinnert, wenn man liest, mit welcher Skrupellosigkeit und Verachtung die Mächtigen hier agieren - wie Ressentiments, Gewalt und Vorurteile geschürt und genutzt werden, um die Massen aufzuhetzen.
Ansonsten erwartet uns eine Handlung, die sich an klassischen Noir-Krimis orientiert. Rash ist dabei ebenso zynisch und cool wie einst Humphrey Bogart, tappt aber auch gerne mal im Dunkeln und lässt sich ablenken.
Die Figuren selbst bleiben eher an der Oberfläche, ohne dass Peinkofer hier allzu sehr in die Tiefe geht. Mit „Tatork“ legt er jedoch einen flott und unterhaltsam zu lesenden Noir-Krimi mit Fantasy-Elementen vor - der gut unterhält. Nicht mehr, nicht weniger.