Jay Kay: Das Lied des Nordens (Buch)

Jay Kay
Das Lied des Nordens
Even Terms Press, 2025, Hardcover, 432 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

„Das Lied des Nordens“ aus der Feder von Jay Kay entführt Leser ab zehn oder elf Jahren in die eisigen Weiten des Nordens. Er erzählt von Yana, Tochter eines Jarls, für die am Tag ihrer Volljährigkeit ein großes Abenteuer beginnt, auch wenn sie eigentlich einen ganz anderen Weg als den wählt, den ihr der Vater bestimmt hat.


Denn auf der ersten Reise hinaus in die Welt, wird die junge Frau schiffbrüchig und landet an einer ihr unbekannten Küste. Dank eines Skalden bekommt sie eine Ahnung, wie weit sie von zu Hause entfernt ist, aber das ist nur der Anfang.

Denn als sie wieder nahe ihres Zuhauses ist, erfährt sie mehr als nur von dem Unheil, das über die Stadt und ihre Familie gekommen ist. Und das erschüttert sie zutiefst, weiß sie doch nun, dass sie sich mit der Magie des Gesangs den Gefahren stellen muss, die sie nun erwarten.


In geschickt miteinander verwobenen Handlungssträngen erzählt Jay Kay nicht nur von den Ursprüngen des Schreckens, dem sich die junge Heldin irgendwann stellen muss, sondern auch von den Jahren ihrer Vorbereitung durch die eigene Großmutter.

Die eigentliche Handlung beginnt aber erst mit dem Start von Yana in ihr Erwachsenenleben, die mit einer Aufgabe konfrontiert wird, die sie eigentlich nicht will, weil sie sich selbst noch nicht entscheiden konnte.

Dramatisch wird es durch den Schiffbruch und die danach folgenden Entwicklungen, denn ganz offensichtlich hat sie eine höhere Macht zu einer anderen Aufgabe bestimmt, die ihr mehr liegt. Und so muss die junge Frau schnell in ihre Bestimmung hineinwachsen.

Die Geschichte ist gut aufgebaut und bietet mit vielen Andeutungen und Hinweisen einen klaren roten Faden, der die Spannung stetig auf einem guten Niveau hält. Allerdings bleiben die magischen Elemente sehr im Hintergrund und werden nur punktuell eingesetzt, was aber auch nicht schadet.

Der Autor baut die Kultur und Gesellschaft von Yanas Volk sauber auf. Man fühlt sich in die skandinavische Küste des heidnischen Frühmittelalters zurückversetzt, in der auch Frauen noch mehr Möglichkeiten hatten, ihren Lebensweg zu wählen

Die Figuren sind angenehm pragmatisch und bodenständig, vor allem Yana weiß durch ihre selbstbewusste und überlegte Art zu gefallen. Sie kennt ihre Grenzen, lernt aber auch dazu, wenn sie weiß, dass es wichtig sein könnte. Auch einige der Nebenfiguren bekommen mehr Profil und wachsen dem Leser so ans Herz. Selbst der Gegenspieler, der lange Zeit im Verborgenen bleibt.

Das Einzige, was dann doch recht kryptisch bleibt sind die „Kinder der Erde“, die alles im Hintergrund zu lenken scheinen und auf dem Klappentext vollmundig angekündigt werden. Letztendlich erfährt man aber so gut wie nichts über sie, was den Prolog leider ziemlich im Raum stehen lässt.

„Das Lied des Nordens“ punktet vor allem durch die bodenständige aber mythisch spannend erzählte Geschichte, die selbstbewusste wie pragmatische Hauptfigur, und nicht zuletzt auch die ruhig erzählte Handlung, die sich viel Zeit für die Figuren und den Hintergrund lässt und so eine intensive Atmosphäre erzeugt.