Doris E. M. Bulenda: Die Baronin und der geile Teufel - Die Todsünde der Wollust (Buch)

Doris E. M. Bulenda
Die Baronin und der geile Teufel - Die Todsünde der Wollust
Blue Panther Books, 2024, Taschenbuch, 190 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Der hochrangige Teufel Beelze-Burrtan hat seinen Auftrag vermasselt, die fromme Baronin Ute von Hochbergen zu verführen und dadurch ihre Seele der Hölle zu sichern. Als er gar dreist behauptet, dass selbst Satan an der Tugendsamen scheitern würde, ist dieser so verärgert, dass er die Wette annimmt und mit Beelze-Burrtan, dem Unterteufel Odo-Diavlo und Sukkubus-Teufelin Lilith-Iridu auf die Erde reist, um diese reine Seele zu verderben und dem Herausforderer eine Lektion zu erteilen.

Während sich Satan der spröden Dame in der Maske von Utes Vetter und einstigem Schwarm Valerian von Lützenberg nähert, geben sich Beelze-Burrtan als der Gaukler Urian von Straßburg, Odo-Diavlo als Spielmann Bartholmes von Augsburg und Lilith-Iridu als Damila vom Fahrenden Volk aus. Problemlos gelangen alle in die Burg von Utes Gemahl, Baron Bruno von Hochbergen, wo das Quartett sogleich mit seinem teuflischen Treiben beginnt.

Die höllischen Gäste schenken Lust und kommen selbst auf ihre Kosten: mit sexuell ausgehungerten Wachtposten, die infolgedessen gar nicht mehr so wachsam sind, mit dem alten Priester, der trotz Gelübde schwach wird, mit unerfahrenen Frauen vom Land, die erstmals erleben, dass auch sie Vergnügen beim Akt empfinden können, und natürlich beschäftigen sich die Teufel eifrig miteinander. Und Ute? Siegt ihre Zuneigung gegenüber dem vermeintlichen Vetter über ihre Abneigung, einen Mann an sich heranzulassen, woran Bruno nicht unschuldig ist? Wird Satan die Wette gewinnen?


Zunächst muss man sich durch gut dreißig Seiten „flotter Vierer“ quälen, der die teuflischen Akteure vorstellt, bis man erfährt, warum sich Satan mit einem seiner Untergebenen auf eine Wette einlässt, die den Anlass zu einer lustvollen Reise auf die spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Erde liefert.

Die vier verkleideten Höllenbewohner begeben sich, den Namen nach, in den deutschsprachigen Raum. Zeitlich lässt sich die Geschichte zwischen dem Ende des 15. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts einordnen, was man festmachen kann an Begriffen wie Landsknecht und „Hexenhammer“ (Heinrich Kramer: „Malleus maleficarum“, erstmals gedruckt in Speyer, 1486).

Indem sie die Menschen zur Wollust verführen, sammeln die Teufeln Seelen, was trotz etlicher Gelegenheiten kein großes Thema ist, weil es um die Wette und deshalb vor allem um die ahnungslose Ute geht. Außerdem sind die Höllenbewohner von Doris E. M. Bulenda - wie jeder weiß, der bereits einige ihrer Bücher gelesen hat - keine üblen oder gar bösartigen Gesellen, sondern eher tollpatschig und glücklos, sie lassen sich von klugen Frauen leicht um den Finger wickeln und sind ihren Gespielen wohlgesonnen. Nebenbei überführen sie die Frömmler ihrer heimlichen Laster und Bigotterie, schützen die Geknechteten vor der Willkür ihrer Herren und geben reichlich Nachhilfe darin, wie man einer Frau Lust spenden kann, denn, anders als der Mann, galt die Frau gemeinhin als ein Wesen ohne sexuelle Empfindungen, und der Beischlaf sollte allein der Zeugung von Nachkommen dienen.

Indem die Teufel so in die Geschicke der Menschen eingreifen, mit denen sie es zu tun bekommen, sorgen sie für ein gewisses Maß an Handlung, Spannung und Witz - was alles leider immer im Schatten der expliziten erotischen Abenteuer bleibt. Schade, denn es wäre weitaus mehr drin gewesen als eine Aneinanderreihung von einander ähnelnden Sex-Szenen auf dem Weg von Satan in Utes Bett. Statt dass die Intimitäten als Sahnehäubchen die Story krönen, liefert der ausbaufähige Plot das i-Tüpfelchen. Verkehrte Welt.

Es mag Leser geben, denen ein Roman umso besser gefällt, je öfter sie die Worte „Muschi“, „Pussy“, „Schwanz“, „Prügel“ etc. zählen dürfen, und ein Erotik-Verlag muss natürlich auch gewisse Erwartungen erfüllen. Doch wenn die Schilderungen des wollüstigen Beisammenseins praktisch 90 Prozent des Inhalts einnehmen, enttäuscht man den anderen Teil der Leserschaft, dem das für einen reizvollen Roman zu wenig, zu einseitig ist. Das Potenzial guter Autoren, die mehr als „dirty words“ aneinanderreihen können, wird auch hier leider nicht ausgeschöpft.

„Die Baronin und der geile Teufel - Die Todsünde der Wollust“ lässt erahnen, was möglich gewesen wäre, hätten die Handlung und die Spitzen gegen Adel, Klerus und dörfliche Denunzianten mehr Zuwendung erfahren bei einer gleichzeitig angemessenen Dosierung der Sex-Szenen.

Eine gute Idee, flott und witzig erzählt, mit überwiegend sympathischen Figuren, die ihre Rollen erfüllen, aber das Verhältnis von Handlung und Sex ist nicht ausgewogen, weshalb das Zuviel an „Gebumse“ zunehmend öde wirkt.