Speak No Evil (BD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 17. Mai 2025 19:53

Speak No Evil
DK/NL 2022, Regie: Christian Tafdrup, mit Fedja van Huêt, Morten Burian, Sidsel Siem Koch u.a.
Rezension von Elmar Huber
Im Italien-Urlaub lernen sich die beiden Pärchen Björn und Louise mit Tochter Agnes aus Dänemark und Patrick und Karin mit Sohn Abel aus den Niederlanden kennen, raufen sich zusammen und verbringen einige schöne Urlaubstage mit gemeinsamen Unternehmungen.
Einige Monate danach erhalten Björn und Louise unverhofft eine Einladung, ihre Urlaubsbekannten für ein langes Wochenende in ihrem Haus zu besuchen, die die Dänen nach einigem Zögern annehmen. Bereits das düstere und einsam gelegene Haus entspricht nicht den Vorstellungen vom Heim eines Mediziners, als der sich Patrick im Urlaub noch ausgegeben hat. Auch die Unterbringung der Gäste erfüllt nicht die Standards, welche diese erwartet haben.
Notgedrungen und mit der Ausrede, dass es sich nur um einige Tage handelt, arrangieren sich Björn und Louise mit der Situation. Doch bald müssen die Gäste feststellen, dass die gemeinsame Wellenlänge, die im Urlaub zu spüren war, nicht existiert. Es kommt zu unangenehmen Situationen, die die Höflichkeit der Gäste immer weiter ausreizen.
Regisseur Christian Tafdrup liefert mit „Speak No Evil” ein echtes Brett ab, das der interessanten Frage nachgeht, was man sich als „guter Gast“ alles bieten lassen muss und wie weit die Gebote von Anstand und Verständnis ausgereizt werden können, wenn diese von anderer Seite mit Füßen getreten werden. Mit einigen Anpassung könnte „Speak No Evil“ sogar eine Komödie sein, doch Christian und sein Bruder Mads, der mit das Drehbuch schrieb, haben sich für einen unangenehm-beklemmenden Thriller entschieden, der gegen Ende in blanken, ausweglosen Terror umschlägt.
Dabei verstehen es die Autoren, das Unwohlsein und die Spannung immer weiter anzuziehen. Was zunächst wie übereifrige Gastfreundschaft scheint, wird zu eindeutiger Übergriffigkeit, woraus die konservativen Besucher Björn und Louise erst sehr spät Konsequenzen ziehen. Als Zuschauer fragt man sich dabei ständig, wie man selbst reagieren würde.
An einigen Stellen wirkt zwar die Passivität von Björn und Louise sehr überstrapaziert, dem gegenüber stehen jedoch einige Szenen, die den Zuschauer eiskalt erwischen und das ganz ohne Jump-Scares - man sieht etwas und realisiert erst kurz darauf, was das Gesehene bedeutet.
Das überschaubare Ensemble spielt dabei hervorragend und macht die kraftvolle und doch gezügelte Dynamik zwischen den Personen regelrecht spürbar. Morten Burian („Liebe für Erwachsene“) und Sidsel Siem Koch als Björn und Louise changieren mit kleinen Gesten zwischen gespieltem Verständnis, Fremdscham und Unglaube, Fedja van Huêt und Karina Smulders drehen als Patrick und Karin schrittweise immer mehr auf, zuerst einnehmend, dann immer aggressiver.
Leider ist das Covermotiv, das Plaion Pictures für die DVD- und BD-Standardvarianten ausgesucht hat, nicht besonders passend - es könnte sich ebenso um eine Wut-Komödie handeln. Das deutlich stimmigere Bild ziert das Mediabook, das die 4K-UHD +BD enthält.
„Speak No Evil“ ist ein wirkungsvoller und verstörender Terror-Thriller, der seine beklemmende Wirkung beständig steigert.