Lev Grossman: The Bright Sword (Buch)

Lev Grossman
The Bright Sword
(The Bright Sword, 2024)
Übersetzung: Heide Franck und Alexandra Jordan
Tor, 2025, Hardcover, 720 Seiten, 32,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Collum, Bastardsohn eines Händlers von den Inseln, möchte eigentlich nur eines sein: ein Ritter. Nachdem ihn sein Stiefvater bei dem örtlichen Adeligen in die Lehre geschickt hat, lernt er die Schattenseiten dieses Daseins kennen. Er wird missbraucht, muss die Arbeiten verrichten, die sonst niemand machen will, und das Erlernen des Waffengangs bleibt dem Sohn des Adeligen allein vorbehalten.

Bis der Ausbilder Mitleid mit dem inzwischen wegen seines Frondienstes verkrüppelten Jungen hat und ihm den Umgang mit Dolch und Schwert lehrt.

Irgendwann ist Collum es leid, immer herumgeschubst zu werden - er rebelliert, stiehlt die Rüstung seines Lehnsherrn nebst Pferd und setzt aufs Festland über. Camelot ruft. Sein Plan ist ebenso einfach, wie verrückt: Er will sich den Tafelrittern anschließen, Artus seinen Schwertarm weihen und fortan für das Gute eintreten.

Dumm nur, dass Artus und die allermeisten seiner Ritter vor rund zwei Wochen in der Schlacht von Camlann getötet wurden. In Camelot warten die wenigen überlebenden Ritter - allesamt eher aus der zweiten Reihe des Bundes und ob der Verluste traumatisiert - nicht wirklich auf den Möchtegernritter aus der Provinz.

Sir Palomides, der sarazenische Ritter, Sir Dagonet, Artus’ Narr, der zum Scherz zum Ritter geschlagen wurde, sowie Nimue, die einst Merlins Lehrling war, bis sie sich gegen ihn wandte und ihn unter einem Hügel begrub, nehmen den Jungen zögerlich bei sich auf. Gemeinsam versuchen sie, das Schlimmste zu verhindern, die Welt, die aus den Fugen zu geraten droht, zu stabilisieren - und Excalibur zurückzuholen.

Ihre Gegner: Kriegsherren, die versuchen, den vakanten Platz des Königs einzunehmen, Feen, Monster und alte Götter, die zurückkehren - angeführt von Artus Halbschwester Morgan le Fay…


Lev Grossman ist uns bislang durch seine „Fillory“-Romane bekannt, Fischer brachte zwei von drei Bänden. Mit dem vorliegenden Werk reiht er sich in die Riege der Autoren ein, die König Arthur Pendragon ihre Referenz erweisen. Vorbilder sind neben Thomas Malorys „Le Morte d’Arthur“ hier insbesondere T. H. Whites „Ein König auf Camelot“ (dt. bei Hobbit Presse), die beide der Magie in ihren Erzählungen einen wesentlichen Platz einräumen.

Allerdings geht Grossman hier ganz eigene Wege. Gleich zu Beginn des umfangreichen Werks erfahren wir, dass Artus und die berühmtesten seiner Streiter getötet und Merlin unter einem Hügel eingesperrt wurde. Was passiert nun mit dem Reich, das der junge, charismatische König geeint hat?

Aus Sicht eines ebenso naiven wie impulsiven Jungen aus der Provinz lernen wir die überlebenden Ritter kennen. Wir begleiten sie bei ihrem Versuch, die Intrigen und gewaltsamen Bestrebungen, das Land unter neuer Führung zu einen, zu verhindern. Interessant sind dabei die Geschichten der in anderen Romanen eher unbeachteten Überlebenden, die uns hier peu à peu offenbart werden.

Es gibt Einblicke in die Handlungen und Denkweisen des nach Heiligkeit strebenden Lancelot, Nimue wird weit weniger skrupellos gezeichnet als sonst. Die Motivation des Sarazenen, der als vierter Sohn des Kalifen aus Bagdad über Konstantinopel in die britische Provinz kam und sich unsterblich in Artus verliebte, fügt dem Plot ein „wokes“ Element hinzu - zeigt uns aber auch einen Mann, der ob der Rohheit und Ungebildetheit seiner Kameraden oftmals geschockt ist.

Auffallend war für mich, dass es Grossman nicht nur gelingt, uns unbekannte Facetten der Saga zu kredenzen, sondern auch, uns mit leichter Hand kurzweilig zu unterhalten. Stilistisch unauffällig schreitet die Handlung flott voran, lassen sich die Seiten mühelos umblättern, kommt trotz des Umfangs nie Langeweile oder Ermüdung auf.

Insoweit ein interessantes Lesevergnügen abseits der üblichen Artus-Romane, das gut und spannend unterhält.