Kommissar Dupin: Bretonische Verhältnisse (DVD)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. Mai 2025 10:34

Kommissar Dupin: Bretonische Verhältnisse
D 2014, Regie: Matthias Tiefenbacher, mit
Pasquale Aleardi, Jan Georg Schütte, Ludwig Blochberger u.a.
Rezension von Elmar Huber
Sein erster Fall, nachdem Kommissar Georges Dupin vom hektischen Paris in die bretonische Küstenbeschaulichkeit versetzt wurde, ist der Mord an dem Hotelbesitzer und Kunst-Mäzen Pierre-Louis Pennec, dessen Großmutter angeblich Paul Gaugin persönlich kannte. Der Maler soll seinerzeit sogar im nämlichen Hotel Central gewohnt haben.
Rätsel gibt die Tatsache auf, dass Pennec ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt hätte. Und warum hat der Kunstliebhaber in den Tagen vor seinem Tod mehrmals mit einem Pariser Museum telefoniert? So liegt der Verdacht nahe, dass sich jemand Pennecs Erbe sichern wollte, bevor dieser möglicherweise noch etwas veräußern kann.
Dupin vermutet, dass sich unter den angeblichen Reproduktionen, die im Hotel Central hängen, ein unbekannter Schatz versteckt. Und jemand aus Pennecs Familie wusste ebenfalls davon.
Einmal mehr hat sich die ARD (Degeto) daran gemacht, eine deutsche Filmreihe nach einer „ausländischen“ (hinter dem Pseudonym Jean-Luc Bannalec steckt ein deutscher Autor) Bestseller-Serie zu produzieren. Wer noch die unsäglichen LaBréa-Verfilmungen (o. k., die LaBréa-Romane sind von einer deutschen Autorin) auf „GZSZ“-Niveau vor Augen hat, der kann beruhigt werden. „Kommissar Dupin“ hat alles, was man nur erwarten kann. Frische Schauspieler, einen lockeren, humorigen Grundton und eine tolle Optik. Hier macht sich der Dreh an Originalschauplätzen bezahlt.
Dupin erweist sich, obwohl vergleichsweise jung, schon einigermaßen schrullig, doch auch relativ hemdsärmelig und dezent angenervt von der Gemütlichkeit, die seine neuen Kollegen von der Küste an den Tag legen.
Die Ermittlungen im Fall Pennec folgen gängigen Standards, wobei Dupin jedoch erstaunliches detektivisches Gespür an den Tag legt, besonders was die kleinen, unausgesprochenen Hinweise angeht, die Zeugen und Verdächtige nach und nach preisgeben. Das Finale, zu dem der Kommissar alle (überlebenden) Verdächtigen zusammenruft, erinnert in der Tat an klassische Agatha-Christie-Romane.
Mit Pasquale Aleardi in der Titelrolle hat man nicht nur einen smarten und vorzeigbaren Mittelmeer-Typ für die Damenwelt im Einsatz. Der Schweizer spielt Dupin auch absolut überlegen und harmoniert hervorragend mit seinen Kollegen Ludwig Blochberger, der den Streber Riwal verkörpert, und Jan-Georg Schütte (mit „Stromberg“-Attitüde) als liebenswerte Pfeife Kadeg. Dazu scharwenzeln die beiden recht hilflos um die von Annika Blendl gespielte attraktive Assistentin Nolwenn (ist sie nun vergeben oder nicht?). Überhaupt präsentieren sich alle Frauen in Dupins Dunstkreis als außerordentlich ansehnlich (Ulrike C. Tscharre als Kunstsachverständige). Auch die Nebenrollen sind mit unter anderem Michael Prelle, Walter Kreye, Sibylle Canonica brillant besetzt. Gern mehr davon.
TV-Routinier Matthias Tiefenbacher (unter anderem „Tatort“, „Der Tel-Aviv-Krimi“) gelingt eine souveräne Inszenierung unter dankbarer Verwendung der beeindruckenden bretonischen Kulisse. Nicht gehetzt und bei weitem nicht so bieder, wie es das schnarchige Cover-Motiv vermuten lässt. Der Cast wirkt erstaunlich locker und stimmig. Dazu hält „Bretonische Verhältnisse“ ein angenehmes Gleichgewicht zwischen Fall und Figuren.