Chelsea Abdullah: Der Sternenstaubdieb (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. April 2025 11:02

Chelsea Abdullah
Der Sternenstaubdieb
(The Stardust Thief, 2022)
Übersetzung: Urban Hofstetter
Titelbild: Mike Heath
Hobbit Presse, 2025, Hardcover, 572 Seiten 26,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Chelsea Abdullah ist eine amerikanisch-kuwaitische Autorin, die heute in New York lebt. Sie schöpft bei ihrem Roman „Der Sternenstaubdieb“, dem ersten Band der „Sandsea-Chronicles“, gleich aus dem Vollen, was die Kultur und auch die Mythologie ihres orientalischen Hintergrundes angeht, und nutzt dabei das derzeitige Faible vieler Leser für genau dieses Ambiente.
Loulie al-Nazari ist weithin bekannt als die „Mitternachtshändlerin“, die ihre Waren oft nur unter der Hand verkauft, weil sie in ihrer Heimat als illegal gelten, seit die Dschinn durch den Herrscher gejagt und getötet werden. Dennoch bleiben Artefakte mit dieser Magie heiß begehrt. Und genau das bringt sie nun in Schwierigkeiten.
Denn sie wird verhaftet und in den Palast zum Sultan gebracht. Der befiehlt ihr, eine besondere magische Lampe zu finden, sonst müsse sie sterben. Die junge Frau hat keine andere Wahl, als anzunehmen. Auf ihrem Weg hilft ihr auch ein bekannten Dschinnenmörder. Aber welches Ziel verfolgt der „Sternenstaubdieb“ wirklich?
Die Autorin taucht tief in eine Welt ein, die westliche Leser aus den Geschichten um „1001 Nacht“ kennen. Die Handlung ist in einer phantastischen Welt voller Magie angesiedelt, Dschinns und Ghule gehören zu den Gefahren, denen die Menschen sich stellen müssen und schon manchen den Tod gebracht hat.
Schillernde orientalische Metropolen, Karawansereien und die Wüste mitsamt ihren Geheimnissen, aber auch dunkle Höhlen sind die Schauplätze der Geschichte, die sich aus dem reichhaltigen Schatz an Märchen und Sagen bedient und natürlich auch die eine oder andere Assoziation zu Scheherazade und Ali Baba weckt.
Die Autorin genießt es, in den Beschreibungen und Erzählungen zu schwelgen, so dass die Geschichte einige Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen. Das stört aber nicht so sehr, da dadurch auch die wichtigsten Personen ausführlich vorgestellt werden und man mehr über den Hintergrund erfährt. Denn immerhin hat der Sultan einen guten Grund, Dschinns ausrotten zu wollen und lange nicht alle der Geister sind wirklich hilfreich, einige sogar abgrundtief böse.
Zum Ende hin fügen sich alle Fäden zu einem runden Bild zusammen und macht richtig Spaß. Auch die Figuren kommen sympathisch und facettenreich daher, so dass es Spaß macht, ihrem Schicksal zu folgen und mit ihnen mitzufiebern. Und die weiblichen Charaktere passen trotz ihrer zunächst modern wirkenden Art, wunderbar in die Kultur ein, da sie durchaus Rollen einnehmen, die man gelegentlich im alten Arabien vorgefunden hat.
Magisches Abenteuer und zwischenmenschliche Beziehungen prägen die Handlung, romantische Gefühle kommen überraschenderweise so gut wie keine auf. Gewalt und Grausamkeiten sind jugendgerecht gehalten, so dass das Buch durchaus in den Young-Adult-Sektor passt.
„Der Sternenstaubdieb“ ist der atmosphärische und schillernde Auftakt der „Sandsea-Chronicles“. Chelsea Abdullah erweckt dadurch den Orient zum Leben, wie man ihn in den Geschichten um „1001 Nacht“ kennengelernt hat und steht damit in guter Tradition. Das Buch dürfte alle ansprechen, die exotische Abenteuer mögen und nichts gegen eine zunächst recht behäbig scheinende Handlung haben.