Svenja Mund: Der Mörder ist in ihr (Buch)

Svenja Mund
Der Mörder ist in ihr
Blue Panther Books, 2023, Taschenbuch, 124 Seiten, 12,90 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Als Susanna den schönen Fred kennenlernt, springt sie sofort mit ihm in die Kiste und fordert harten Sex. Zunächst zögerlich lässt er sich darauf ein, doch dann scheint alles so gut zu laufen, dass sie ihn in ihr abgelegenes Häuschen auf einer finnischen Insel einlädt; ein Fehler, wie ihr kurz darauf klar wird, denn der Sex verkommt zunehmend zur Pflichtübung. Noch weniger gefällt ihr, dass Fred ein Paar ins Liebesnest mitnehmen möchte - aber vielleicht bringt ein Vierer ihr Sexleben wieder auf Touren.

Am Flughafen taucht allerdings nur Bruno auf, nicht jedoch seine Frau und auch nicht Fred. Schließlich treten sie zu zweit die Reise an. Gleich nach der Ankunft fallen beide übereinander her, und Susanna genießt den besten Sex, den sie jemals hatte: hart, brutal, dreckig, gefährlich. Nun lässt Bruno die Katze aus dem Sack und erklärt Susanna, dass sie die Insel nicht mehr lebend verlassen wird.

 

Der zweideutige Titel „Der Mörder ist in ihr“ weckt zusammen mit dem Klappentext falsche Hoffnungen. Vielschreiberin Svenja Mund („Zwei Schwestern und ein harter Mann“, „Mein Lustobjekt, das willige Weib“, „Die Sklavin“ und andere) liefert nur vorgeblich einen erotischen Roman mit Krimi-Elementen. Susannas Beruf als Redakteurin und ein brisanter Artikel, an dem sie schreibt, dient lediglich als Vehikel für eine Aneinanderreihung von harten Sex-Szenen, erst mit Fred und vor allem mit Bruno.

Die Handlung tritt dabei völlig in den Hintergrund. Selbst Susannas wenige Versuche, ihrem Mörder zu entkommen, sorgen kaum für etwas Spannung. Allein der brutale Sex wird immer weiter auf die Spitze getrieben, kennt keine Tabus, darunter Atemkontrolle und der Einsatz eines Messers. Als Leser wundert man sich, wie lange die Protagonistin braucht, um Eins und Eins zusammenzuzählen, jedoch ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, weil sie sich von ihren Hormonen beherrschen lässt.

Was weiter passiert, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, um dem Publikum einige durchaus blutige Überraschungen zu erhalten. Leider erweist sich die finale Steigerung als äußerst extrem, so wie das ganze Buch - gelinde gesagt. Weder sind die Figuren sympathisch gezeichnet, weshalb sich das Mitleid in Grenzen hält, noch empfindet man die grafisch beschriebenen SM-Spiele von Susanna und Bruno als erotisch.

Auf dem Cover wird „Der Mörder ist in ihr“ als „Erotischer SM-Roman“ bezeichnet. Vielleicht sollte Blue Panther Books erwägen, Titel dieser Art mit „SM-Hardcore“ zu kennzeichnen, da es gewiss etliche Leser gibt, denen explizit geschilderte Praktiken wie hier zu happig sind, die sich davon abgestoßen fühlen und mit anderen Büchern aus dem breiten Erotik-Programm des Verlags glücklicher wären.

Zu dreckig, zu brutal, zu extrem - „Der Mörder ist in ihr“ ist nichts für schwache Nerven beziehungsweise für ein Publikum, das sich ein Mindestmaß an Handlung, nachvollziehbare Charaktere und sinnliche Momente wünscht.