Lukas Maczurek: Doppelgänger (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 04. Februar 2025 12:50

Lukas Maczurek
Doppelgänger
2025, Taschenbuch, 398 Seiten, 11,99 EUR
Rezension von Christel Scheja
Der 1994 geborene Lucas Maczurek ist studierter Physiker und forscht aktuell im Bereich der Theoretischen Physik/Stringtheorie. Eigentlich will er sich mit dem Schreiben von Mystery-Thrillern entspannen, aber auch hier kann er seine komplexe Denkweise nicht verleugnen, wie er in „Doppelgänger“ beweist.
Nach zehn Jahren im Gefängnis ist Chris dazu bereit, jede Chance zu ergreifen, ein anderes Leben zu beginnen. Was könnte besser dafür geeignet sein, als die Pflege eines behinderten Mannes im abgelegenen Schwartbuck mitten in der Natur zu übernehmen. Da stört es ihn auch nicht, dass seine Chefin seltsame Regeln aufstellt.
Niemand darf in der Nacht im oder um das Haus herum unterwegs sein, alle Türen müssen verschlossen bleiben. Das weckt seine Neugier, ebenso wie die Tatsache, dass vor Kurzem eine junge Frau namens Lina spurlos verschwand. Zusammen mit der Außenseiterin Mina macht er sich daran, die Geheimnisse rund um einen seltsamen Doppelgänger zu lösen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Chris, der lange Jahre im Gefängnis gesessen hat und nun selbst dazu bereit ist, einen anderen Weg zu gehen. Und das nimmt er auch tatkräftig in Angriff, obwohl er sehr schnell merkt, dass um ihn herum etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Er nimmt es zunächst hin, wird dann aber durch eigene Erlebnisse aufgeschreckt und beginnt zusammen mit der exzentrischen Mina, die er im Dorf trifft, weitere Nachforschungen anzustellen, zumal auch das Schicksal eines verschwundenen Mädchens noch offen ist. Und so taucht er tief in eine Welt ein, die von Mythen und Aberglauben erfüllt ist, glaubt eine Zeitlang selbst, dass etwas Übernatürliches am Werk ist.
Allerdings haben auch die Bewohner des Gutes Geheimnisse vor ihm, sind teilweise sehr abweisend und sogar schroff, was sein Misstrauen noch mehr weckt und natürlich auch für immer neue Überraschungen sorgt. Die Geschichte ist deshalb auch komplexer als man denkt, denn mit jeder Enthüllung gibt es neue interessante Wendungen und weitere Informationen, die sich am Ende zu einem erstaunlich klaren Bild zusammenfügen.
Auch die Figuren sind gut voneinander zu unterscheiden, haben doch alle irgendwelche Ecken und Kanten, die sich im Gedächtnis des Lesers festsetzen. Und man versteht auch nach und nach, warum sie sich so verhalten oder handeln. Einzig am Ende wird es etwas hektisch und einige Kleinigkeiten bleiben ungelöst, aber alles in allem kann man doch recht zufrieden mit der - durch Chris‘ zynische Ader ein wenig augenzwinkernd erzählte - Handlung sein.
„Doppelgänger“ ist ein interessant konzipierter Mystery-Thriller, der gekonnt mit den Erwartungen der Leser spielt und zum Ende hin alle Fäden gelungen zusammenführt, auch wenn es dort ein wenig zu hektisch wird. Mythen und Realität werden dabei angenehm miteinander verbunden und sorgen für eine angenehm gruselige Atmosphäre.