Simon Krätschmer: Böse Geschichten für schlechte Menschen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. Januar 2025 12:54

Simon Krätschmer
Böse Geschichten für schlechte Menschen
WeCreate Books, 2024, Taschenbuch, 316 Seiten, 23,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Simon Krätschmer dürfte Einigen durch die preisgekrönte Sendung „Game One“ bekannt sein; er produziert auch heute noch ähnliche Formate, aber auch Podcasts. Seine Leidenschaft für Horror-Literatur und das Schreiben lebt er nun in Geschichten aus, die erstmals gesammelt in „Böse Geschichten für schlechte Menschen“ zu finden sind.
Da ist dieser seltsame Turm ohne Türen, der die Menschen wie magisch anzieht und aus dem es kein Entkommen gibt, die riesige Hand, die mit Genuss eine ganze Vorstadt verwüstet und nicht wirklich bekämpft werden kann, die Arche, die als letzte Hoffnung der Menschen gilt, aber auch Illusionen erschafft.
Dann ist da die Stimme, die einen Mann in den Wahnsinn zu drohen treibt, denn es verändert sich durch sie auch noch mehr als ihm lieb ist, selbst seines Körpers kann er nicht mehr sicher sein. Und vielleicht sind manche Massage-Läden gefährlich, ebenso wie Pfandläden düstere Geheimnisse bergen oder ein verlassener Supermarkt.
Die insgesamt 23 Geschichten bewegen sich irgendwie zwischen skurrilen Geschichten mit absurden Wandlungen, Science Fiction, Mystery und Horror, was vermutlich auch die Leidenschaft des Autors für bestimmte Autoren widerspiegelt.
Die einzelnen Erzählungen fangen sehr oft in einer vertrauten alltäglichen Umgebung an und wandeln sich dann nach und nach in ein Szenario des Grauens, das mal völlig absurd wird, dann aber auch wieder recht blutig. Sicherlich werden erfahrene Leser einige Elemente wiedererkennen, aber der Autor bettet sie in ganz eigene Ideen ein und führt die Handlung oft auch zu einem Ende, das man so nicht erwartetet.
Gerade bei den längeren Geschichten nutzt er den Raum, das Szenario und die Figuren ansprechend aufzubauen, so dass man das absurde Schicksal der Heldinnen und Helden auch gut mitfühlen kann.
Natürlich erschließt sich dem Leser nicht alles beim ersten Lesen und manche Gedankengänge des Autors mögen auch fremd erscheinen, aber Leser, die zu Kafka, Lovecraft aber auch Koontz und King nicht „Nein“ sagen, werden ihren Spaß an den Erzählungen haben. Interessant sind auch noch die Anmerkungen zu vielen der Geschichten, denn sie erklären auch noch die eine oder andere Wendung und die Gedankengänge des Autors, was den Eindruck vertieft.
„Böse Geschichten für schlechte Menschen“ ist sicherlich keine Sammlung für Zwischendurch, sondern fordert von seinen Lesern schon ein wenig mehr Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich auch auf das absurdeste Szenario des Grauens mit allen Konsequenzen einzulassen.