Maddrax 651: Insel der blutigen Augen, Kolja von Horn (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 11. Januar 2025 10:02
Maddrax 651
Insel der blutigen Augen
Kolja von Horn
Bastei, 2024, Romanheft, 68 Seiten, 2,40 EUR
Rezension von Matthias Hesse
Avalon, New Jersey, ist ein malerisches Ostküsten-Städtchen, das von Fischfang und Tourismus lebt. Eine vorgelagerte Naturschutzzone im Atlantik bürgt für gesunde Bestände. Die küstennahe Insel Keloid Island hingegen ist Fiktion, ein Schauplatz in Kolja von Horns Roman „Insel der blutigen Augen“, die 651ste Episode der Serie und der fünfte Beitrag des Mülheimer Autors.
Auf dem Eiland finden geheime Forschungen zu biologischen Kampfstoffen statt. Es kommt zu einem Kometen-Einschlag, dem ein Massenaussterben und ein Rückfall der Zivilisation in primitive Stadien folgt. Und auf der Insel, wie man sich denken kann, zu drastischen Folgen.
Kolja von Horn ist noch recht neu als „Maddrax“-Schreiber, sein Schwerpunkt liegt beim Western-Klassiker „Lassiter“. Doch seine Beschäftigung mit der komplexen Backstory der Heftroman-Serie intensiviert sich. Hätte sein letztes Werk, „Der Vampir von Waashton“, auch beinahe als x-beliebiger Gruselkrimi verlegt werden können, zeigt von Horn hier deutlichen Ehrgeiz, elementare Ereignisse wie den weltweiten EMP in seinem Handlungskonstrukt zu berücksichtigen. Das tut seinem Roman gut.
Fünfhundert Jahre nach der Kometenkatastrophe gilt Keloid Island den wenigen Bewohnern Avalons als verfluchter Ort. Hier hausen merkwürdig graugesichtige Gestalten, deren blutrote Augen sie eher wie Monstren als wie Menschen erscheinen lassen. Die Nachfahren der einstigen Wissenschaftler bewirtschaften die karge Landschaft, das als Kampfstoff gezüchtete Virus hat bizarre Mutationen bewirkt. Der Anführer der Gemeinschaft, Bruce Bonnor, will nur das Beste für seine Tochter Greeta, der er ein neu entwickeltes Heilmittel verabreicht. Doch er erschafft ein Monster. Als es von der Insel zu einer Invasion aufs Festland kommt, wird der Weltrat eingeschaltet. Matthew Drax, Aruula und ein Team von Wissenschaftlern und Soldaten ermitteln.
Titel und Prämisse lassen erahnen, dass von Horn sein Publikum mit einer Story unterhalten will, wie sie exemplarischer für die Serie, aber auch für pulpige Gruselromane allgemein nicht sein könnte: Eine skurrile gesellschaftliche Entwicklung verbunden mit dem Kometeneinschlag vor 550 Jahren, dazu ein Setting, das in seiner Verbindung von Horror und Wissenschaft ein bisschen an Dan Shockers Klassiker „Larry Brent“ erinnert.
Das Team, das die beiden Protagonisten begleitet, insbesondere der kettenrauchende Norris, sind plastisch geschildert und haben das Zeug, im weiteren Verlauf des Zyklus‘ Kontur zu gewinnen.
Das tragische Schicksal Greetas rührt und fasziniert, der Gegenspieler Ansel hat nachvollziehbare Motive. Eskalationsstufe um Eskalationsstufe zündet der Autor und legt einen Serien-Beitrag vor, der auch Skeptiker überzeugen dürfte: Prall gefüllt mit Handlung, unterhaltsam, menschlich - da ist viel Fleisch an den Knochen, auch wenn die Entwicklung der Community über die Jahrhunderte hinweg ein paar Druckseiten mehr verdient hätte, um sich detaillierter zu entfalten.
Dass ein spektakulärer Barbarinnen-Kampf gegen Ende es nicht nur schafft, ein wenig Low-Fantasy-Flair durch die Seiten wehen zu lassen, sondern auch Matts Gefährtin Aruula ins verdiente Rampenlicht zu schieben, rundet das gelungene Heft ab.