Angor 2: Mansïouran (Comic)

Angor 2
Mansïouran
(Angor: Mansïouran)
Text: Jean-Charles Gaudin
Zeichnungen: Dimitri Armand
Farben: Dimitri Armand & Cyri Vincent
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-164-1

Von Irene Salzmann

Evrane, Tallin und Lorky, drei Jugendliche, haben das kleine Dorf, in dem sie aufwuchsen, heimlich verlassen, um fern vom Königreich Angor ihr Glück zu machen. Von zwei toten Reisenden nahmen sie die Pferde und konnten so recht schnell die Küstenstadt Bradelank erreichen. Allerdings werden sie von den Wachen schnell aufgestöbert und müssen fliehen, um nicht als Mörder abgeführt zu werden.

Unverhofft bekommen die drei Hilfe von einem Fremden, der sie in das Geheimnis des Medaillons einweiht: Wenn man sich an seinem Dorn sticht, verwandelt man sich in ein älteres Selbst. Tatsächlich gelingt es auf diese Weise, die Verfolger abzuschütteln – und vor allem Lorky ist begeistert von seinem erwachsenen, hünenhaften und sehr männlichem Alter Ego. Es dauert nicht lange, dass er von Tallin die Herausgabe des Schmuckstücks fordert, schließlich gehört es ihnen allen.

Lorkys Gier erweist sich als großer Fehler, denn Räuber nehmen ihm das Medaillon ab, während er seine Kindergestalt innehat. Nun ist guter Rat teuer: Wo sollen die Jugendlichen nach den Wegelagerern suchen? Und wie können sie das rätselhafte Schmuckstück zurückbekommen?

Nahtlos geht die Geschichte weiter und schildert die neuen Abenteuer der jungen Ausreißer. Wie nicht anders zu erwarten, entwickelt sich der Traum von der Freiheit und einem selbstbestimmten Leben schnell zum Albtraum: Man lastet ihnen den Mord an zwei Reisenden an, und ein mysteriöses Medaillon eröffnet ihnen ungeahnte Möglichkeiten, doch verlieren sie es genauso plötzlich, wie sie Teile seines Geheimnis entdeckten. Doch immer, wenn die Situation aussichtslos erscheint, passiert etwas, wodurch die Jugendlichen wieder Hoffnung schöpfen. Es ist weniger das magische Amulett, das ihnen weiterhilft, vielmehr sind es neue Freunde, die ihnen begegnen und die ihnen selbstlos Unterstützung gewähren. Das ist fast schon zu schön, um wahr zu sein, so dass man bloß hoffen kann, dass der Autor nicht ständig Deus ex Machina hervorzaubert, sondern er es den Protagonisten auch ermöglicht, aus eigener Kraft die eine oder andere Lösung für ihre Probleme zu finden. Immerhin stößt der Retter aus Band 1 zu ihnen. Über den echsenhaft wirkenden Mansïouran erfährt man erst jetzt Näheres. Es scheint, als wären die Jugendlichen durch den Besitz des Medaillons in einen Konflikt zwischen den sogenannten ‚Spähern‘ und den ‚Finsteren‘ geraten, die beide nach magischen Artefakten suchen; die einen, um sie in Sicherheit zu bringen, damit durch sie kein Unheil entsteht, die anderen, um die Macht der ‚Bruderschaft der roten Zauberer‘ zu stärken.

Auch dieses Album endet mit einem Cliffhanger, der offenlässt, ob die Flüchtlinge vom Regen in die Traufe geraten oder ob ihnen eine Atempause gewährt wird und sich eine Gelegenheit ergibt, weitere Antworten zu erhalten.

Die Illustrationen halten das Niveau und setzen die packende, abenteuerliche Story um die drei sympathischen Helden gelungen um. Vor allem die realistisch anmutenden Hintergründe und die verspielten Kleidungsstücke wissen zu gefallen.

„Angor“, die Fantasy-Serie von Jean-Charles Gaudin („Marlysa“) und Dimitri Armand („Salamandre“), spricht vor allem jene Comic-Leser an, die Spaß an Abenteuer-Geschichten mit einer guten Portion Magie, einem augenzwinkernden Humor und schönen Zeichnungen haben. Schätzt man Titel wie „Alim der Gerber“, „Ganarah“ oder „Kind des Blitzes“, wird man auch von dieser auf sechs Bände angelegten Reihe sehr gut unterhalten.