Hafsah Faizal: We Hunt the Flame - Die Reiche von Arawiya 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 09. Dezember 2024 07:26

Hafsah Faizal
We Hunt the Flame
Die Reiche von Arawiya 1
(We Hunt the Flame, 2019)
Übersetzung: Bastian Ludwig
Titelbild: Simōn Prades
Knaur, 2024, Hardcover, 538 Seiten, 25,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Einst hielt die Magie der Sechs Schwestern, die dem unsterblichen Volk der Si‘lah entstammten, die Kalifate zusammen. Die Regionen unterstützten sich gegenseitig, ein jedes Kalifat gab das, was es im Überfluss hatte oder was seine Bewohner besonders gut konnten, an die anderen weiter - es herrschte Frieden, Reichtum und Sicherheit für alle.
Als die Schwestern die Welt verließen, versiegte die Magie. Seitdem regieren Missgunst, Hass und Not.
Ein Buch, das Jawarat, soll die verlorene Magie zurückbringen können. Ein Relikt aber, das zunächst einmal gefunden werden muss.
Im Kalifat von Demenhur regiert ein wahrhaft ungebetener Gast: der Hunger. Nur der Jäger riskiert es den Arz, einen legendären Wald, in dem nichts ist, wie es scheint, aus dem kaum jemand je wieder herausfindet, zu betreten und dort zu jagen.
Nur die Wenigsten wissen, dass sich hinter dem Jäger die 17jährige Zafira verbirgt. Als Frau, die generell als verdorben gelten, hat sie, so die gelebten Überlieferungen, auf einen Mann zu warten, den sie umsorgen und bedienen kann - nicht mehr.
Als sie - genauer gesagt, der legendäre Jäger -, ein Befehl der Silbernen Hexe erreicht, das sagenumwobene Buch zu suchen, macht sie sich auf die Suche. Die Spur führt zur legendären Insel Sharr - einer Insel auf der die Schwestern vor Urzeiten die gefährlichsten Monster der Welt eingesperrt hatten. Damit nicht genug, ahnt sie nicht, dass der despotische Sultan ihr seinen Assassinen, seinen Sohn Nasir geschickt hat, sie zu verfolgen, die Kladde, einmal entdeckt, zu entwenden und sie schließlich zu meucheln.
Pünktlich zum Weihnachtsfest kredenzt Knaur uns zwei Hardcover, die eigentlich der Young-Adult-Sparte zuzurechnen sind, aber ebenso gut auch von erwachsenen Leserinnen und Lesern goutiert werden können.
Schon die gelungene äußere Gestaltung weckt dabei unsere Neugier. Unschwer ist zu erkennen, dass es einmal in eine andere als die gewohnten Welten geht. Vorliegend stand die arabische Welt bei der Kreierung der Bühne Pate. Dies spiegelt sich nicht nur in der passenden Titelbildgestaltung im Prägedruck, sondern auch im Vorsatz. Hier erwarten uns ein farbiges Abbild unserer beiden Erzähler, der Nachsatz bietet uns eine Karte der Welt an.
Wir lernen unsere zwei Erzähler, die sich in ihrer Hauptdarsteller-Rolle abwechseln, in ihren jeweils typischen Tätigkeiten kennen. Soll heißen: hier der Assassine, der seine Schuldgefühle tief in sich vergräbt, vom despotischen Vater erpresst wird, die Morde auszuführen; dort der Jäger, von der niemand wissen, noch nicht einmal ahnen darf, dass sie eine Frau ist.
Da stehen natürlich jede Menge interessanter Fragen im Raum; es geht um Emanzipation, um Selbstbestimmung, um Charakter-Entwicklung, um Schuld und Sühne, um Macht und Missbrauch.
Der Roman hat alles, um eine packende Abenteuer-Geschichte zu erzählen. Eine buntzusammengewürfelte Gruppe von Feinden, die zur Erreichung des gemeinsamen Ziels zusammenarbeiten müssen, jede Menge Rätsel, Gefahren satt und undurchschaubare Hexen. Eigentlich sollte ich die Seiten so schnell wie nur möglich umblättern, um zu erfahren, wie der Plot weitergeht, wie er ausgeht.
Sie haben das Konjunktiv natürlich bemerkt - sollte. Ja, die Handlung hat durchaus das Potenzial, mich an die Seiten zu fesseln, die Figuren sind in ihrer Zusammenstellung interessant, ihre Animosität wohl begründet, es passt alles. Daran kann es also nicht wirklich liegen, dass ich den Roman immer wieder zur Hand nahm, ein paar - kurze - Kapitel las, dann das Buch wieder zur Seite legte.
Bei all der dem Plot innewohnenden Dramatik, packte mich der Roman doch nicht so, wie er es eigentlich hätte müssen. Ja, interessant sind die Wendungen, die Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden, so dass ich das Buch auch durchgelesen habe. Nur hatte ich mir mehr erhofft.
Der Plot, die Figuren konnten mich nicht in dem Maße faszinieren, wie es eigentlich möglich gewesen wäre. Potential also leider nicht gänzlich genutzt, auch wenn die Abenteuer-Geschichte ihre Leserinnen und Leser zu unterhalten vermag.