Kerri Maniscalco: Escaping from Houdini - Mord auf dem Atlantik (Buch)

Kerri Maniscalco
Escaping from Houdini - Mord auf dem Atlantik
Die Fälle der Audrey Rose 3
(Escaping from Houdini, 2018)
Übersetzung: Diana Bürgel
Titelbild: Jeff Miller
Piper, 2024, Paperback, 544 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Endlich Urlaub - denkt sich unsere angehende Gerichtsmedizinerin Audrey Rose, als sie anno 1889 zur Atlantik-Überquerung nach Amerika das luxuriöse Kreuzfahrtschiff „Etruria“, das sogar über ein Gewächshaus verfügt, betritt. 

Natürlich macht eine siebzehnjährige ehrbare Dame aus gutem Haus - trotz der skandalösen Tatsache, dass ihre Mutter Inderin war - eine solche Reise nicht allein. Ihr Onkel, der sie ausbildet, eine Anstandsdame und ihr - hoffentlich - angehender Ehemann begleiten sie.

Mephisto, ein genialer Zauberkünstler und Maestro des Mondscheinkarnevals, verspricht seinem Publikum jede Nacht ein ganz besonderes Erlebnis - mögen sie ihr Herz, ihren Kopf oder gar ihr Leben verlieren - ein Versprechen, das grausig schon am Debütabend eingehalten wird, stecken doch im Rücken einer Lady diverse Dolche, sie selbst liegt höchst tot in einer Blutlache!

Nächste Nacht, nächstes Mordopfer - wieder eine Frau, die angerichtet ist wie die Tarotkarte „Sieben der Schwerter“.

Ist vielleicht Mephisto, der seine ganze Aufführung auf Tod und Tarotkarten aufgebaut hat, der Täter, oder der Entfesselungskünstler Houdini? Wer nur hinterlässt mitten auf dem Meer eine ganze Reihe von höchst unschön ums Leben gebrachte Leichen?


Vorhang auf zu Band 3 der Abenteuer unserer viktorianischen Suffragette mit dem inneren Drang, Leichen zu sezieren und mysteriöse Vorfälle aufzuklären.

Nachdem wir unsere Erzählerin nun schon zweimal ins Abenteuer begleiten konnten, sind sie und ihre Entourage uns bekannt. Als Handlungsort dient vorliegend eine örtlich begrenzte Bühne: das Kreuzfahrtschiff, das allerdings eher Staffage bleibt, als dass es wirklich sonderlich als Kulisse genutzt wird.

Im Zentrum stehen die Morde, die Suche nach dem Täter und die Motive, die hinter den Taten stecken. Dabei wird Audrey Rose etwas mädchenhafter gezeichnet als bislang. Ihre Hormone sind in Aufruhr - und das merkt sie, ihre Umgebung und natürlich wir Leser.

Tja und damit wären bei der Krux des Titels: Statt uns mit großer Magie, mit Atmosphäre zur verblüffen und zu faszinieren, bleibt alles ein wenig blass. Die Dialoge sind durchaus spritzig, Maniscalco beherrscht ihr handwerkliches Metier, doch irgendwie fehlte mir das Besondere, das Einzigartige, das Magische.

Statt uns mit etwas, den logischen Verstand Sprengenden zu verblüffen, statt die Magie der Bühne zu nutzen und uns zu verzaubern, bietet uns die Verfasserin biedere Hausmannskost – sprich, die Aufklärung der Verbrechen an. Das ist wie schon erwähnt nicht schlecht geschrieben, lässt aber doch etwas den Esprit der ersten beiden Teile vermissen.

Hoffen wir, dass sie uns im die Reihe abschließenden vierten Teil wieder mehr Besonderes bereithält - vorliegender Roman war mehr so lala.