Götterdämmerung 0: Der Fluch des Rings (Comic)

Götterdämmerung 0
Der Fluch des Rings
(Le Crépuscule de Dieux: La Malédiction de l'Anneau)
Text: Jean Luc Istin
Zeichnungen: Gwendal Lemercier
Farben: Joël Mouclier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-131-3

Von Irene Salzmann

Alberich flieht aus dem unterirdischen Reich der Nibelungen nach Midgard und erliegt dort den Verlockungen der Hüterinnen des Rheingolds. Jedoch verspotten die Schönen Alberich, der seine Wahl trifft: Er tötet die Hüterinnen, stiehlt den Schatz und schmiedet mit Mimes Hilfe den Ring, der Macht über alle Dinge verleiht.

Unterdessen haben die Riesen Fafnir und Regin den Wall um Midgard fertiggestellt und verlangen von Göttervater Wotan als Lohn Idun. Um die Göttin der Jugend zu retten, hört Wotan auf Loges Rat, den Riesen stattdessen den Ring anzubieten, den er von Alberich nach einem heftigen Kampf gewinnt. Allerdings spürt auch Wotan die verheerende Macht des Rings und kann sich nur schweren Herzens von ihm trennen. Während Regin und Fafnir dieser Kraft schon bald zum Opfer fallen und um den Besitz des Rings streiten, sucht Wotan nach einem Mittel, sich von der Qual des Verlusts zu befreien. Er begibt sich auf Wanderschaft und begegnet Ilda, mit der er einen Sohn zeugt, sehr zum Verdruss seiner Gemahlin Fricka. Die Götterdämmerung nimmt ihren unheilvollen Lauf...

„Ragnarök“ oder „Die Götterdämmerung“ ist die nordische Sage vom Untergang der Asen und der ganzen Welt. Geschichten daraus inspirierten Autoren, Comic-Künstler und Regisseure zu mehr oder minder freien Adaptionen, darunter auch das Team um Jean-Luc Istin. Im Prolog, „Der Fluch des Rings“, der als „Götterdämmerung“ 0 die Trilogie zur Tetralogie erweiterte, wird die Vorgeschichte erzählt: Weder Menschen, Riesen und Nibelungen noch die Götter sind frei von Gier nach Macht, Ruhm und Reichtum. Sie ist der Auslöser für List, Verrat und Mord. Viele begehren das Rheingold und den Titel gebenden Ring und ignorieren die Warnungen, dass der Schatz seinem Besitzer Unglück bringt. Schon bald fordert er die ersten Opfer, und auch Wotan begeht einen schweren Fehler, der die Götterdämmerung einleitet.

„Der Fluch des Rings“ ist ein gelungener Appetizer voller großartiger Illustrationen, die neugierig machen, wie es weitergeht, selbst wenn man die tragische Geschichte kennt. Wie haben Nicolas Jarry und Jean-Luc Istin den Stoff umgesetzt, wen als Hauptfiguren ausgewählt? Können die Zeichner das hohe Niveau halten? Die Antworten geben die Folgebände. Als kleines Extra findet man auf den letzten Seiten Skizzen und Entwürfe von Gwendal Lemercier nebst Erklärungen zu den abgebildeten Figuren.

Trotz des bekannten Stoffs weiß der Prolog zur „Götterdämmerung“ zu überzeugen, da interessante Charaktere in einer reizvoll inszenierten Handlung gemäß ihrer Bestimmung, der sie nicht entrinnen können, agieren und doch mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten. Die Zeichnungen sind realistisch und sehr ansprechend, dazu stimmungsvoll koloriert. Schätzt man Titel wie „Siegfried“, „Das Einhorn“ oder „Die Druiden“, wird man auch diese vierteilige Serie mit Begeisterung lesen.