Deadpool Sonderband 1 (Comic)

Duane Swierczynski
Weiber, Wummen & Wade Wilson
Deadpool Sonderband 1
(Deadpool: Wade Wilson’s War 1 – 4, 2010)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration und Zeichnungen von Jason Pearson
Farben von Paul Mounts
Panini, 2011, Paperback, 96 Seiten, 12,95 EUR

Von Irene Salzmann

Der Söldner Deadpool alias Wade Wilson steht vor Gericht und soll als Zeuge aussagen. Doch alles, was er erzählt, klingt so verrückt oder widersprüchlich, dass ihm niemand Glauben schenkt, zumal es nicht einmal Beweise für all die Einsätze gibt, die er zusammen mit Bullseye, Silver Sable und Domino im Auftrag der amerikanischen Regierung angeblich durchgeführt hat. Kein Wunder, erledigten sie doch die Drecksarbeit, an der keiner sonst sich die Finger schmutzig machen wollte und von der keiner wissen soll. Allerdings hat ihnen die Regierung dies nicht gedankt, im Gegenteil. Und nun wird abgerechnet!

Es ist Duane Swierczynski durchaus gelungen, den in sich zerrissenen, psychopathischen Charakter Deadpools glaubwürdig zu schildern: The merc with a mouth redet und redet mit schnoddrigem Tonfall, zieht ernste Dinge ins Lächerliche, kalauert schlimmer als Spider-Man und geht allen auf die Nerven. Und doch ist er ein Kamerad, auf den die anderen – in diesem Fall Domino, Silver Sable und Bullseye – bauen und der wiederum von ihnen den Rücken freigehalten bekommt. Wie ist er zu der bizarren Person geworden, die mal Gutes, mal Böses tut und psychisch die Grenze längst überschritten hat? Auch hierauf gibt der Autor Antworten und verleiht nebenbei den anderen Figuren einen darauf abgestimmten Hintergrund. Ob die verrückten Geschichten der Wahrheit entsprechen oder nur den verdrehten Phantasien Deadpools entsprungen sind, darüber darf der Leser spekulieren. Verschiedene Sichtweisen treffen aufeinander, nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick hin scheint, und dahinter steckt ein Plan. Anschließend ist alles wieder offen.

Die Story wurde von Jason Pearson in Szene gesetzt. Das Cover ist repräsentativ für die Zeichnungen im Innenteil, auch wenn diese weniger aufwändig und etwas comichafter sind. Die Figuren wirken mitunter schon wie Karikaturen, was sicher nicht jedermanns Geschmack ist, gerade wenn er Figuren wie Silver Sable und Domino ganz anders – attraktiver, eleganter – in Erinnerung hat. Trotz allem wirken die Anti-Helden sympathisch, denn die Gegner sind noch viel übler und skrupelloser. Würde sie keiner aufhalten, wären die Folgen verheerend, und so kommen die bad boys und bad girls ins Spiel, die stets einen triftigen Grund für ihre Vorgehensweise haben, so auch diesmal.

Das Positive an dem „Deadpool“-Sonderband ist, dass er eine in sich abgeschlossene Story bietet, in denen sich die Titelfigur und ihre Kameraden durch ihr eigentümliches Handeln definieren und nicht durch die Gerüchte, die über sie in Umlauf sind. Eine intelligente Handlung, wie man sie selten findet! Die zeichnerische Umsetzung ist hingegen Geschmackssache und das Gewaltpotential hoch. Von daher wendet sich „Deadpool“ an ein reiferes Publikum, das auch Serien wie „Wolverine“, „Punisher“, „Daredevil“ und „Moon Knight“ zu schätzen weiß.