Carina Schnell: A Whisper of Wings - Rabenwinter-Saga 2 (Buch)

Carina Schnell
A Whisper of Wings
Rabenwinter-Saga 2
Knaur, 2024, Paperback, 560 Seiten, 17,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Die Welt, sie stöhnt unter eisigen Temperaturen, unter Not, Krankheiten und Tod. Seitdem sich die Götter von Middangard abgewandt haben, sind sie nicht länger nur im Verborgenen unterwegs. Die Rede ist von einst mystischen Wesen, die sich nun, da die Götter ihre Schöpfung verlassen haben, daran machen, die Menschheit zu vernichten.

Überall schlagen sie zu - angeführt von den Walküren blasen sie zur Jagd auf die Menschen.

Doch es gibt eine Söldnertruppe, die sich dem drohenden Untergang entschieden entgegenstellt. „Die wilde Jagd“, die legendäre Truppe hat es sich auf die Fahnen geschrieben, nachdem die Walküren ihren Anführer Gent getötet haben, die geflügelten Wesen zu jagen… allerdings mit doch recht bescheidenem Erfolg.

Smilla, die neue Anführerin der Söldner allein weiß, dass Gent eine verborgene, eine finstere, ja bestialische Seite hatte. Sie, die Hexe, die ihn geliebt hat, weiß, dass er der gefürchtete Hexenschlächter war - und zerbricht an dem Wissen und ihrer neuen Aufgabe.

Als sich die Gelegenheit bietet, die Führung der Gruppe abzugeben, nimmt sie diese gerne an – macht sich die Gruppe doch auf den Weg nach Addangard, zu Odins Hallen, um die gefangengehaltenen Götter zu befreien; ein Plan, der ebenso waghalsig wie verrückt ist, aber die letzte Hoffnung darstellt - und dazu zu überraschenden Begegnungen führt…


Mit dem ersten Band ihrer Dilogie hat Carina Schnell den Seraph 2023 für den Besten Roman eingeheimst - und dies zurecht. Selten hat man Gritty Fantasy aus deutschen Landen derart kompromisslos und überzeugend gelesen.

Schnell hatte sich von nordischen Mythen bei der Kreation ihrer Welt inspirieren lassen, ging dabei aber bei der Suche nach einem Serienkiller in einer eisigen, bedrohten Welt eigene Pfade. Nun hat sie das Who Dunne It aufgelöst, kann sich auf ihre Bühne und deren Rettung vor dem drohenden Untergang konzentrieren.

Dabei begegnet uns zuerst eine Erzählerin, die sich ihrer selbst nicht länger sicher ist. Als Hexe musste sie sich und ihre Abstammung lang verleugnen, war immer in Gefahr, gejagt und getötet zu werden, jetzt hat sie - endlich - die Liebe gefunden - nur um dann wieder massiv enttäuscht zu werden. In ihrer Brust schlugen und schlagen deshalb zwei Herzen: die Frau voller Zorn und Hass auf den Mörder und die Geliebte, die ihre Gefühle nicht verleugnen kann. Diesen Zwiespalt hat die Verfasserin wunderbar stimmig in den Plot eingearbeitet und uns dabei an die Hand genommen.

Mehr noch, nun geht es in eine Welt der Götter. Die Unsterblichen zeigen dabei so manches Mal ihr gar nicht nettes Gesicht, die Queste ist wahrlich nicht eben einfach zu meistern. Die abwechslungsreiche Handlung bietet der Autorin die bestens genutzte Möglichkeit, weitere Figuren der Truppe näher zu beleuchten und ins Rampenlicht zu stellen. Das Finale ist dann folgerichtig und schließt die Handlung in sich sauber ab.

So präsentiert sich der Abschluss des Zweiteilers in sich überraschend und folgerichtig, mitreißend und packend. Hoffen wir, dass die Verfasserin der Fantasy treu bleibt, zeigt sie doch, dass auch hiesige Autoren durchaus ihr Garn zu spinnen wissen.